Hamster

Feldhamster (Cricetus cricetus im Zoo Heidelberg
Bild zur Verfügung gestellt von Klaus Wünnemann, Zoo Heidelberg

Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Wühler (Cricetidae)
Unterfamilie: Hamster (Cricetinae)

D CR 650

Feldhamster

Cricetus cricetus • The Common Hamster • Le hamster d'Europe

110 008 011 001 cricetus cricetus heidelbg1Feldhamster (Cricetus cricetus) im Zoo Heidelberg © zur Verfügung gestellt von Klaus Wünnemann

110 008 011 001 cricetus cricetus mapApproximative Verbreitung des Feldhamsters (Cricetus cricetus)

110 008 011 001 cricetus cricetus opel opelFeldhamster (Cricetus cricetus) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

110 008 011 001 cricetus cricetus heidelbg3Feldhamster (Cricetus cricetus) im Zoo Heidelberg © zur Verfügung gestellt von Klaus Wünnemann

110 008 011 001 cricetus cricetus Jungtiere HD LisaHeimannZooHDJunge Feldhamster in der zuchtstation des Zoo Heidelberg © Lisa Heimann, Zoo Heidelberg

110 008 011 001 cricetus cricetus ad HD UlrichWeinholdZooHDFeldhamster (Cricetus cricetus) in Auswilderungsprojekt © Ulrich Weinhold / Zoo Heidelberg

110 008 011 001 cricetus cricetus osnabrueckFeldhamster (Cricetus cricetus) im Unterirdischen Zoo des Zoo Osnabrück © Zoo Osnabrück (Pressefoto)

110 008 011 001 cricetus cricetus naurzum KZ KR1Feldhamster (Cricetus cricetus) im Naurzum-Naturschutzgebiet, Kasachstan © Klaus Rudloff, Berlin

110 008 011 001 cricetus cricetus schoenebeck eNeideckSchwarze Feldhamster (Cricetus cricetus) im Heimattiergarten Bierer Berg, Schönebeck © Elias Neideck

110 008 011 001 cricetus cricetus skull wiesbadenFeldhamsterschädel (Cricetus cricetus) in der Sammlung des Museums Wiesbaden © Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden. Veröffentlicht unter der Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz

 

 

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Vom einst in Mitteleuropa weit verbreiteten und häufigen Feldhamster haben nur kleine Restbestände die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft überlebt. Die Haltung der Art wäre aus zoopädagogischen Gründen interessant, vielfach aber nicht realisierbar, weil es sich bei den Hamstern um überwiegend dämmerungsaktive Tiere handelt, die sich während der Öffnungszeiten des Zoos in ihre Baue zurückziehen. Von den relativ wenigen Zoos, welche die Art zeigen, engagieren sich einige in Wiederansiedlungsprojekten.

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von 181-255 mm, einer Schwanzlänge von 31-59 mm und einem saisonal variablen Gewicht von 150-600(-1'000) g. ist der Feldhamster der größte Vertreter der Unterfamilie.

Er ist auffallen bunt gefärbt, oberseits rotbraun mit weißen Flecken, weißen Pfoten und am Bauch, anders als bei den meisten anderen Säugetieren, schwarz. Im Thüringerbecken gibt es eine melanistische Form, bei der Schnauze, Ohren und Pfoten weiß sind and alles Andere schwarz [1; 4].

Verbreitung

Grasländer und Kulturlandschaften Eurasiens: Belgien, Bulgarien, China, Deutschland, Frankreich, Georgien, Kasachstan, Kroatien, Niederlande, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Österreich, Ukraine, Ungarn, Weißrussland [3].

Lebensraum und Lebensweise

Feldhamster besiedeln natürlicherweise besonnte Grasländer im Flachland. In Mitteleuropa sind sie auf Kulturland ausgewichen und auch an Feldrainen, Gräben, in Gärten und menschlichen Siedlungen anzutreffen.Sie sind Einzelgänger. Nach neueren Forschungen sind sie weniger nachtaktiv als zuvor angenommen.Die Tiere ernähren sich von Getreide und anderen Samen, wovon sie bis zu 30 kg als Wintervorrat in ihre Baue eintragen, Kräutern und Früchten. Sie fangen und fressen auch Insekten, Schnecken, Mäuse und Eidechsen.Sie wohnen in meist komplexen, bis 2 m tiefen Bauen mit bis zu 12 Ein- oder Ausgängen, einer oder mehreren Vorratskammern, einer Nestkammer und Latrinen, die sie öfter mal wechseln. Sie sind Winterschläfer, die ihren Schlaf in Abständen von 5-154 Tagen unterbrechen, um zu fressen. Pro Jahr bringt ein Weibchen meist 2 Würfe, die jeweils 4-10 (18) Junge umfassen. Diese werden mit etwa 5 Wochen von der Mutter verlassen und werden mit etwa 3 Monaten geschlechtsreif [1; 2; 4; 8].

BREHM bezeichnet den Feldhamster als "leiblich recht hübsches, geistig aber um so häßlicheres, boshaftes und bissiges Geschöpf". Er fährt fort: "Die geistigen Eigenschaften sind nicht gerade geeignet, ihn zu einem Lieblinge des Menschen zu machen. Der Zorn beherrscht sein ganzes Wesen in einem Grade wie bei kaum einem andern Nager von so geringer Größe ... Bei der geringsten Ursache stellt er sich trotzig zur Wehre, knurrt tief und hohl im Innern, knirscht mit den Zähnen und schlägt sie ungemein schnell und heftig aufeinander. Ebenso groß wie sein Zorn ist auch sein Muth. Er wehrt sich gegen jedes Thier, welches ihn angreift, und so lange, als er kann. Ungeschickten Hunden gegenüber bleibt er oft Sieger; nur die klugen Pintscher wissen ihn zu packen und schütteln ihn sodann fast augenblicklich zu Tode." [9].

Gefährdung und Schutz

Obwohl die Bestände abnahmen, galt die Art aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 weltweit noch nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Da er aber regional bedroht und gebietsweise ausgestorben und die verbleibenden Populationen drastisch abnehmen wurde er 2020 als unmittelbar vom Aussterben bedroht eingestuft (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) [3].

Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Der Feldhamster fällt unter Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) und ist eine streng geschützte Tierart nach Anhang II des Berner Übereinkommens.

Zoogestützte Artenschutz-Projekte (Beispiele auf Zusatzblatt):

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Früher wuren Hamsterbaue im Herbst ausgegraben, um die angelegten Getreidevorräte zu gewinnen. Bis in die siebziger Jahre waren Feldhamster ebenso verbreitete wie unerwünschte Ackerbewohner. Man betrachtete sie als schlimme Schädlinge und bekämpfte sie – staatlich subventioniert – mit Gaspatronen, Schlagfallen und anderem Tötungsgerät. Jährlich wurden so Millionen Tiere erlegt. In der ehemaligen DDR war die Gewinnung hochwertiger Hamsterpelze lange Zeit ein einträglicher Wirtschaftsfaktor [7].

Kulturelle Bedeutung: Der Name "Hamster" geht auf das althochdeutsche "hamastro" zurück, was soviel wie "Kornwurm", also Getreideschädling, bedeutet. Bereits im Mittelhochdeutschen hatte sich der "Hamster" (Hampster) als Artname etabliert.

Schon früh hat dieser Getreidesammler und Winterschläfer wissenschaftliches Interesse geweckt: Bereits 1774 verfasste der Arzt und Naturforscher Friedrich Gabriel SULZER aus Gotha, den "Versuch einer Naturgeschichte", d.h. der ersten Monographie über diese Tierart [7]. "Hamstern" ist zum Synonym für das Anlegen von Vorräten geworden, davon abgeleitet wurde der "Hamsterkauf", d.h. der Kauf von Dingen mit dem Zweck, sie zu horten. Der Hamster kommt gelegentlich auch in der Fabel vor:

Haltung

WEIGL gibt als Altersrekord für einen im Rotterdamer Zoo gehaltenen weiblichen Feldhamster 3 Jahre und 5 Monate an [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 15 Zoos gehalten, von denen sich etwa die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll 1-2 erwachsenen Feldhamstern ein Gehege von mindestens 2 m³ Grundfläche zur Verfügung gestellt werden. Für jedes weitere Adulttier soll die Fläche um 0.4 m² erhöht werden, was angesichts der Unverträglichkeit dieser territorialen Einzelgänger sicher nicht gut gehen kann...

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.20242) enthält keine spezifischen Vorschriften für Feldhamster.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 20243) regelt nur Zwerg- und Goldhamster.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Feldhamster wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter dem Namen "Mus cricetus" erstmals im Rahmen der binären Nomenklatur wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Cricetus wurde von dem sorbischen Zoologen Nathanael Gottfried LESKE aus Muskau 1779 eingeführt. Cricetus ist eine monotypische Gattung [8].

Literatur und Internetquellen

  1. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  2. FRITZSCHE, P. (2016)
  3. BANASZEK, A. et al. (2020). Cricetus cricetus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T5529A111875852. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T5529A111875852.en . Downloaded on 14 July 2020.
  4. SCHEIDT, U. (2016)
  5. SULZER, F.G. (1774)
  6. WEIGL, R. (2005)
  7. WEINHOLD, U. & KAYSER, A. (2006)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. BREHM, A. E. (1882-1887)