Wanderratte (Rattus norvegicus) im Unterirdischen Zoo des Zoo Osnabrück
© Zoo Osnabrück
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Taxon ohne Rang: Nagetiere und Hasen (GLIRES)
Ordnung: Nagetiere (RODENTIA)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Mäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Tribus: Echte Mäuse und Ratten (Rattini)
Wanderratte
Rattus norvegicus • The Norway Rat or Brown Rat • Le surmulot ou rat brun
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Zuchtformen
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Wanderratte, vor wenigen Jahrzehnten im Zoo nur als Futtertier oder zu bekämpfender Schädling von Bedeutung, wird zunehmend auch zum zoopädagogisch wertvollen Ausstellungstier, mit dem Ziel, Kinder mit einem der ältesten Begleiter der Menschheit vertraut zu machen. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge von 19-28 cm, einer Schwanzlänge von 16-23 cm und einem Gewicht von 230-520 g ist die Wanderratte größer und schwerer als die Hausratte. Ihr Körperbau ist gedrungener, die Ohren sind kleiner, der etwa 160-190 Ringe zählende Schwanz ist dicker und das oberseits graubraune, unterseits weißlich Fell ist rauer. Die Weibchen haben (5-) 6 Zitzenpaare [1; 2; 3; 6]. VerbreitungPraktisch weltweit: Ursprünglich in Südostsibirien, der Mongolei, Nordostchina und Japan beheimatet, wurde die Wanderratte in alle Erdteile verschleppt. In Europa gibt es sie in größerer Zahl seit Beginn des 18. Jahrhunderts. In der Schweiz ist sie erst im 19. Jahrhundert aufgetaucht [3; 4]. Lebensraum und LebensweiseDie Wanderratte bevorzugt kühlere Klimate. Sie findet sich in Wassernähe und lebt vorzugsweise als Kommensale des Menschen, hauptsächlich in Kellern, und Abwasserkanälen. Sie schwimmt ausgezeichnet, gräbt unterirdische, aus mehreren Kammern bestehende Höhlensysteme, klettert jedoch weniger gut. Sie ist ein Allesfresser mit Vorliebe für tierisches Protein, der kleine Säugetiere, Vögel, Fische etc. fängt und tötet, Vogelnester ausräumt und fast alle Lebensmittel frisst. Es wird geschätzt, dass die Wanderratte seit dem Jahr 1600 etwa 20 Vogelarten ausgerottet hat [1; 2; 3]. Rein rechnerisch könnte eine weibliche Wanderratte in einem einzigen Jahr 1952 Nachkommen haben. Dies in der Annahme, dass die Geschlechtsreife mit vier Monaten eintritt, die Tragzeit 30 Tage beträgt und die mittlere Wurfgrösse 8 Tiere umfasst, wovon 4 Weibchen sind (Text nach Wildnispark Zürich). Gefährdung und SchutzDie 2016 durch die IUCN letztmals beurteilt Wanderratte ist ein beinahe weltweit verbreiteter, häufiger Kulturfolger und daher nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [4]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenAls Kommensalen des Menschen können Wanderratten erhebliche Schäden anrichten. Wilde Wanderratten sind als ungebetene Gäste in den meisten Zoos zu finden. Da sie Eier und Nestlinge von Vögeln fressen, eine Gefahr für viele Kleinsäuger darstellen, wichtigster Überträger der Weilschen Krankheit, einer durch Leptospira icterohaemorrhagiae verursachten, auf den Menschen und andere Tierarten, im Zoo namentlich auf wasserlebende Säugetiere wie Biber oder Fischotter und das Tierpflegepersonal, übertragbaren Zoonose sind und auch Kuhpocken übertragen können oder sonstige Schäden anrichten, werden sie bekämpft. HaltungWEIGL gibt als Höchstalter 3 Jahre und 6 Monate an, erreicht von einem im Memphis Zoo gehaltenen weiblichen Tier [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 25 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. In manchen Zoos werden anstelle echter Wanderratten wildfarbene Laborratten (Stamm Norway Brown) gehalten. im Ganzen halten über 80 Zoos Farbratten in der Ausstellung. Für Details siehe Zootierliste. Wie Wanderratten gehalten werden: Wanderratten oder wildfarbene Farbratten werden meist in größeren Terrarien oder durch Glasscheiben einsehbaren Räumen ausgestellt, die als Keller oder Abwasserkanäle eingerichtet sind und den Lebensraum der Tiere in menschlichen Siedlungen repräsentieren. Als Futtertiere werden Farbratten zumeist in den in der Labortierzucht üblichen Makrolonkäfigen gezüchtet, allerdings in der Regel in geringerer Besatzdichte und mit etwas weniger spartanischen Einrichtung. Zuchtformen: Die Wanderratte ist die Stammform der domestizierten Farbratten (Rattus norvegicus f. domestica), die es in verschiedenen Farbtönen, als Schecken oder als Albino-Ratten gibt. Diese werden als Labor-, Heim- und Futtertiere verwendet. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll 1-2 Wanderratten ein Gehege von mindestens 2 m³ Grundfläche und 1 m Höhe zur Verfügung gestellt werden. Für jedes weitere Adulttier soll die Fläche um 0.4 m² erweitert werden, was ziemlich praxisfremd ist, vgl. die österreichischen und schweizerischen Mindestanforderungen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Wanderratten einen Behälter von 5'000 cm² vor und für jedes weitere Tier 500 cm² mehr. Anhang 3 legt abweichende Bestimmungen für Versuchstiere fest. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Käfiggröße pro Paar mindestens 80 x 40 x 50 cm (Länge x Breite x Höhe) betragen. Für jedes weitere adulte Tier sind 20% der Bodenfläche hinzuzurechnen. Für Ratten, die als Futtertiere gehalten werden, muss die minimale Behälterfläche 600 cm² betragen, die Höhe 18 cm. Pro Ratte ist eine Fläche von 300 cm² erforderlich. Taxonomie und NomenklaturDie Wanderratte wurde 1769 vom englischen Arzt und Naturforscher John BERKENHOUT als "Mus norvegicus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Rattus wurde 1803 von dem sächsischen Naturforscher Johann Gotthelf FISCHER VON WALDHEIM eingeführt [6]. |
Literatur und Internetquellen
- BAUMANN, F. (1949)
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- HAUSSER, J. et al. (Hrsg., 1995)
- RUEDAS, A.R. (2016). Rattus norvegicus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T19353A22441833. http://www.iucnredlist.org/details/19353/0. Downloaded on 21 May 2018.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)