Kaninchenkänguru (Potorous tridactylus) im Zoo Magdeburg
© Christina Schwind, Leipzig
Unterklasse: Beuteltiere (MARSUPIALIA)
Ordnung: Känguruverwandtschaft (DIPROTODONTIA)
Unterordnung: Känguruartige (Macropodiformes)
Familie: Rattenkängurus (Potoroidae)
Kaninchenkänguru
Potorous tridactylus • The Long-nosed Potoroo • Le potoroo à long nez
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Rattenkängurus werden heute aufgrund anatomischer Besonderheiten des Schädels und Gebisses als eigene Familie eingestuft. Kaninchenkängurus sind weniger nachtaktiv als andere Rattenkängurus und eignen sich daher für die Haltung in unterschiedlichen Gehegetypen. Das Interesse der Zoos an dieser Art ist aber nicht sehr groß. Körperbau und KörperfunktionenKaninchenkängurus erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 26-41 cm, eine Schwanzlänge von 19-26 cm und ein Körpergewicht von 660 g bis -1.7 kg. Ihr Fell ist auf dem Rücken recht variabel, braun, grau oder rötlich gefärbt mit hellbraunen oder gelben Stippchen. Am Bauch grauer. Die Ohren sind klein und abgerundet. Der Kopf erscheint wegen seiner zugespitzten Schnauze rattenähnlich, desgleichen der nur spärlich behaarte Schwanz, dessen Spitze bei Tieren aus manchen Gebieten weiß ist [4]. Zur besseren Verdauung der Pilznahrung verfügen die Tiere über einen zweihöhligen Magen mit einem größeren Vor- und einem kleineren Nachmagen [2]. VerbreitungAustralien: Das Kaninchenkänguru ist lückenhaft entlang der Küste Ostaustraliens verbreitet (Queensland, New South Wales,Victoria, South Australia), ferner auf Tasmanien und zahlreichen klineren Inseln [4; 5]. Lebensraum und LebensweiseKaninchenkängurus sind überwiegend Einzelgänger. Sie bewohnen Gebiete mit Heidevegetation entlang der Küste sowie Buschland und feuchte oder trockene Hartlaubwälder mit sandigen Böden. Männchen nutzen Streifgebiete von etwa 2-19 ha, Weibchen von 1-5 ha. Die Tiere sind auch tagsüber aktiv. Ihre Nahrung besteht zu etwa 90% aus trüffelartigen, also unterirdisch wachsenden Pilzen. Im Übrigen werden diverse Pflanzenteile und Wirbellose gefressen [4; 5]. Mit 38 Tagen hat das Kaninchenkänguru die längste bekannte Tragzeit von allen Beuteltieren. Im Frühjahr und im Spätsommer wird jeweils ein einzelnes Junges geboren, das etwa vier Monate lang im Beutel bleibt. Mit etwa einem Jahr werden die Tiere geschlechtsreif. Im Freiland können sie ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen [4]. Gefährdung und SchutzDas Kaninchenkänguru ist weit verbreitet, gilt aber mittlerweile mit einem geschätzten Gesamtbestand von 75'000 Individuen als selten, da wegen häufigerer Buschbrände die Bestände deutlich abnehmen und die Populationen verinseln, und weil der Beutegreiferdruck namentlich durch den Rotfuhs hoch ist. Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2014 wurde die Art daher 2020 als potenziell gefährdet eingestuft gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED). Möglicherweise gibt es nur noch 3'000 erwachsene Individuen [5]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Für lebende Tiere gelten Ausfuhrbeschränkungen Australiens. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenIn der Vergangenheit wurde das Kaninchenkänguru intensiv verfolgt (Abschuss, Fallenfang, Vergiftung), teils, weil es als Schädling an landwirtschaftlichen Kulturen wahrgenommen wurde, teils, um an sein Fleisch oder Fell zu gelangen [5]. HaltungKaninchenkängurus werden meist in verglasten Vitrinen in Tag- oder Nachttierhäusern gehalten, zumindest in Australien aber auch in (begehbaren) Freianlagen. Eine Haltung in von einem Paar ausgehenden Kleingruppen ist möglich, wenn die heranwachsenden Männchen rechtzeitig entfernt werden [2]. Das älteste bekannte Kaninchenkänguru starb im Alter von 15 Jahren und 1 Monat im Taronga-Zoo von Sydney [3]. Gemeinschaftshaltungen gibt es z.B. mit Koalas und diversen australischen Vögeln. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 30 Zoos gehalten, von denen sich zwei Drittel in Großbritannien befinden. Im deutschsprachigen Raum ist die Art einzig in Duisburg und Stuttgart zu sehen. Der Bestand in 17 EAZA-Zoos wurde für 2021 mit 68 beziffert. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL ist ein Außengehege fakultativ. Das Innengehege soll eine Mindestfläche von 8 m² für 1 bis 2 Tiere und 2 m² für jedes weitere Tier messen. Die Tierschutzverordnung der Schweiz (Stand 01.06.2024) schreibt für 1 bis 2 Tiere ein Innengehege von 8 m² und für jedes weitere Tier zusätzlich 2 m² vor. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für bis 5 Tiere ein Innengehege von 16 m². Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 10% zu erhöhen. Nach JACKSON soll für 1-2 Tiere eine Gehegefläche von 15 m² nicht unterschritten werden, für jedes weitere Tier sollen 5 m² zusätzlich angeboten werden [1]. Taxonomie und NomenklaturDas Kaninchenkänguru wurde 1792 vom schottischen Arzt und Wissenschaftsjournalisten Robert KERR im Rahmen einer Übersetzung ins Englische von LINNÉs Systema Naturae als "Didelphis tridactyla" beschrieben. Die Gattungsbezeichung Potorous wurde 1804 vom französischen Zoologen Anselme Gaëtan DESMAREST eingeführt. Früher galt das hochbedrohte Gilbert-Kaninchenkänguru zeitweilig als Unterart von tridactylus, es gilt aber seit 19976 wieder als eigene Art. Es werden drei Unterarten anerkannt [4]:
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Literatur und Internetquellen
- JACKSON, S. M. (2003)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WOINARSKI, J. & BURBIDGE, A.A. (2020). Potorous tridactylus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T41511A166499137. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-1.RLTS.T41511A166499137.en. Accessed on 30 March 2024.
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