Braunkehlfaultier (Bradypus variegatus) in der Auffang- und Pflegestation Aviarios del Caribe, Costa Rica
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: Zahnarme, Nebengelenktiere (XENARTHRA)
Ordnung: Panzerlose Nebengelenktiere (PILOSA)
Unterordnung: Blattfresser (Folivora)
Familie: Dreifinger-Faultiere (Bradypodidae)
Braunkehlfaultier, Dreifingerfaultier
Bradypus variegatus • The Brown-throated Sloth • Le paresseux à gorge brune
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Dreifingerfaultiere sind Nahrungsspezialisten, die In Europa noch nie längerfristig gehalten werden konnten. Sie gewöhnen sich kaum an Ersatznahrung und der Aufwand, um ihnen ihre natürliche Nahrung anzubieten, wäre unverhältnismäßig. Die Zoos haben deshalb seit Jahrzehnten auf die Anschaffung dieser Arten verzichtet, wobei sie gelegentlich von den Zollbehörden beschlagnahmte Exemplare übernehmen mussten. Körperbau und KörperfunktionenDreifingerfaultiere erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 50-60 cm, eine Schwanzlänge von 6.5-7 cm und ein Gewicht von 4-5 kg. Sie haben einen kleinen, runden Kopf und einen relativ langen Hals. Es sind je drei verwachsene Finger bzw. Zehen mit hakenartigen, langen Krallen vorhanden. Das Deckhaar ist lang und glanzlos, im Nacken mähnenartig verlängert, das Unterhaar dicht und weich. Die Fellfarbe ist graubraun, häufig mit heller Scheckung. Am Kopf und auf dem Rücken sind dunkelbraune Abzeichen vorhanden, die bei Weibchen und Jungtieren schwächer ausgebildet sind [1]. VerbreitungSüd- und Mittelamerika: Bolivien, Brasilien (Bundesstaaten Acre, Alagoas, Amazonas, Bahia, Brasília Distrito Federal, Ceará, Espírito Santo, Goiás, Maranhão, Mato Grosso, Mato Grosso do Sul, Minas Gerais, Pará, Paraíba, Paraná, Pernambuco, Piauí, Rio de Janeiro, Rio Grande do Norte, Rondônia, Roraima, São Paulo, Sergipe, Tocantins), Costa Rica, Ekuador, Honduras, Kolumbien, Nikaragua, Panama, Peru, Venezuela [1]. Lebensraum und LebensweiseDie Art besiedelt unterschiedliche Waldtypen wie Tiefland-Regenwald, Nebelwald und teilweise laubabwerfende Wälder. Sie geht auch in Kakaopflanzungen und Parkanlagen. Die Tiere bilden soziale Gruppen. Paarungszeit ist regional unterschiedlich. Die Nahrung besteht aus Blättern, Blüten und Früchten von Bäumen, hauptsächlich Ameisenbäumen (Cecropia spp.). In Abständen von mindestens 19 Monaten wird jeweils ein einzelnes Jungtier mit einem Geburtsgewicht von 150-200 g geboren. Die sehr unterschiedlichen Angaben zur Trächtigkeitsdauer lassen eine Keimlingsruhe vermuten [2; 3; 5]. Gefährdung und SchutzDie Art hat eine weite Verbreitung, einen mutmaßlich großen Bestand und kommt in etlichen Schutzgebieten vor. Sie wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2013 als nicht-gefährdet eingestuft [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenIn Teilen Brasiliens und in Kolumbien werden Braunkehlfaultiere zur Gewinnung von Fleisch oder von Körperteilen für die Zwecke der Volksmedizin gejagt und als Heimtier oder zur Schaustellung für Touristen gefangen. In Costa Rica hat sich die Auffang- und Schutzstation Aviarios del Caribe in der Nähe von Limón zu einem relevanten touristischen Anziehungspunkt entwickelt [2; 4]. HaltungDas publizierte Höchstalter in einem Zoo von 3 Jahren und 3 Monaten wurde im Parque de las Leyendas in Lima erreicht. Das älteste Tier in der Schutzstation Aviarios del Caribe in Costa Rica wurde 1992 als Jungtier aufgenommen und starb 2019 im Alter von 27 Jahren [4; 6]. Haltung in europäischen Zoos: Gegenwärtig gibt es keine Dreifingerfaultiere in europäischern Zoos und in der Vergangenheit wurde eher versucht, die Art Bradypus tridactylus zu halten. Für Details siehe Zootierliste. Währenddem Dreifingerfaultiere in ihrem Ursprungsgebiet über Jahre gehalten werden können, war eine nachhaltige Haltung war in Europa, offenbar wegen der Nahrungsansprüche, nicht möglich und wurde in den letzten Jahrzehnten auch nicht versucht [1; 2; 5]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL enthält keine Angaben zu den Dreifingerfaultieren. In der schweizerischen und österreichischen Gesetzgebung sind sie mit den Zweifingerfaultieren zusammengefasst, was aber ohnehin irrelevant ist. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1825 vom Schweizer Zoologen Heinrich Rudolf SCHINZ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben. Es werden gegenwärtig 7 Unterarten anerkannt [7]. |
Literatur und Internetquellen
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MORAES-BARROS, N., CHIARELLO, A. & PLESE, T. (2014). Bradypus variegatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T3038A47437046. http://www.iucnredlist.org/details/3038/0. Downloaded on 16 April 2018.
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SLOTH SANCTUARY
- SUPERINA, M., MIRANDA, F. & PLESE, T. (2012)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)