Ohrenschuppentier (Manis pentadactyla) im Zoo Prag
© Klaus Rudloff, Berlin
Klasse: Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse: Höhere Säugetiere (Eutheria)
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung:
Schuppentiere
Pholidota • The Pangolins • Les pholidotes ou pangolins
- Artenspektrum und innere Systematik
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Haltung im Zoo
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib |
Wegen ihrer großen Hornschuppen, die, ähnlich wie Fischschuppen, dachziegelartig übereinanderliegen, fast den ganzen Körper bedecken und der Ordnung ihren deutschen Namen gegeben haben, sind die in Zoos nur selten anzutreffenden Schuppentiere unverkennbar. Artenspektrum und innere SystematikDie Ordnung der Schuppentiere besteht aus einer einzigen rezenten Familie, den Manidae. Sie umfasst 8 Arten, die je nach Autor einer bis drei Gattungen zugerechnet werden [2; 8]. Körperbau und KörperfunktionenSchuppentiere haben ihren Namen von der unverkennbaren, für Säugetiere einmaligen Körperbedeckung mit Schuppen, die wie die meisten Fischschuppen dachziegelartig übereinander liegen. Oberseite und Seitenflächen von Kopf, Hals, Rumpf und Beinen sind mit Schuppen bedeckt, während Bauch, innenseite der Beine, Unterhals, Kehle und der Kopf bis zu den Augen hinauf unbeschuppt und spärlich mit Haaren besetzt sind. Der Schwanz ist rundherum gepanzert [4]. Je nach Art weisen die Schuppentiere eine Gesamtlänge von 75-150 cm auf, wovon 45 -65 cm auf den Schwanz entfallen. Die Hinterbeine sind länger als die vorderen, an allen Extremitäten befinden sich fünf mit Krallen bewehrte Strahlen, jene der Vorderbeine sind als mächtige Grabkrallen ausgebildet. Der Kopf ist klein, Hirnmasse ist wenig vorhanden, das Riechhirn ist relativ groß, das Großhirn primitiv. Die Ohrmuscheln sind stark rückgebildet. Die Zunge ist lang und wurmförmig, Zähne sind nicht vorhanden. Der Magen ist muskulös und mit einem verhornten, geschichteten Pflasterepithel versehen, das dazu dient, die Chitinpanter der unzerkleinert abgeschluckten Insekten zu zerkleinern. Die Weibchen haben eine zweihörnige Gebärmutter (Uterus bicornis) und achselständige Zitzen. Die Hoden der Männchen sind leistenständig, ein Penisknochen ist nicht vorhanden [5; 10]. Schuppentiere besiedeln Regenwälder, Trockenwälder, Savannen und Grasland. Je nach Art leben sie am Boden, klettern oder graben. Sie sind überwiegend nachtaktiv und halten sich tagsüber meist in Höhlen auf, kletternde Arten schlafen auch in Astgabeln oder Epiphyten. Sie leben solitär, Paare bilden sich nur für wenige Tage. Meistens wird aufs Mal nur ein relativ weit entwickeltes Junges geboren, bei asiatischen Arten öfter auch zwei. Schuppentiere sind auf den Verzehr von Ameisen und Termiten spezialisiert. Zur Feindvermeidung können sie sich zusammenrollen [5; 10]. VerbreitungDie Verbreitung der Schuppentiere beschränkt sich auf die Paläotropis, d.h. sie kommen in Afrika südlich der Sahara sowie in Süd- und Südostasien vor [4]. Haltung im ZooAls Nachttiere und extreme Nahrungsspezialisten werden Schuppentiere in Zoos nur sehr selten gezeigt. In der Vergangenheit waren 7 Arten gelegentlich in Europa zu sehen. Gegenwärtig (2024) dürften der Zoo Leipzig und der Zoo Prag die beiden einzigen europäischen Zoon die, der welche halten. Bei geeigneter Ersatznahrung werden die Tiere zum Teil recht alt. Die Leipziger Tiere wurden 2007 und 2009 importiert, eines der mParger Tiere 2008. Aber außer im Zoo von Taipeh, der in der Schuppentier-Haltung und –Forschung führend ist, sind Zuchterfolge immer noch Zufallstreffer [1; 3; 8; 11]. Taxonomie und NomenklaturBereits 1689 findet sich in den in Leipzig herausgegebenen ACTA ERUDITORUM (Verhandlungen der Gelehrten) ein Auszug aus dem Bericht (lib. 6. p. 250 seqq.) über die zweite, im Auftrag des Königs von Frankreich unternommene Reise des Jesuitenpaters Guy TACHARD ins Königreich Siam, in dem unter dem Titel "Descriptio anatomica erinacei siamensis", Anatomische Beschreibung des siamesischen Igels, detailliert über ein Schuppentier berichtet wird. 1904 wurden die Schuppentiere, die bis dahin als Vertreter der Ordnung der Zahnarmen oder Nebengelenkstiere gegolten hatten, von dem deutsch-niederländischen Naturforscher und Direktor des Zoologischen Museums der Universität Amsterdam Max Wilhelm Carl WEBER als eigene Ordnung Pholidota anerkannt, allerdings immer noch mit den Faultieren, Gürteltieren und Ameisenbären in der Überordnung Edentata vereinigt. SIMPSON bestätigte die Eigenständigkeit der Pholidota, machte allerdings zu ihrer näheren Verwandtschaft mit den Nebengelenkstieren ein Fragezeichen [6]. In den 1970er Jahren hatte sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Schuppentiere mit den Edentata bzw. Xenarthra nicht näher verwandt sind [1]. Molekulargenetische Untersuchungen haben die Zweifel SIMPSONs bestätigt: Heute werden die Schuppentiere, zusammen mit den Insektenfressern, den Fledermäusen, den Unpaarzehern, den Paarzehern, den Walen, den Landraubtieren und den Robben, der Überordnung Laurasiatheria zugerechnet [7], also jener Tiergruppe, die ihren Ursprung in Laurasia hat, dem Gegenstück zum Südkontinent Gondwana, auf dem die Nebengelenkstiere beheimatet sind. Ähnlichkeiten zwischen den beiden Tiergruppen beruhen daher auf Konvergenz und nicht auf stammesgeschichtlicher Verwandtschaft. |
Literatur und Internetquellen
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HUA, L., GONG, S., WANG, F., LI, W., GE, Y., LI, X. & HOU, F. (2015)
- IUCN Red List of Threatened Species. Version 2016-2. Downloaded on 30 January 2017.
- MOHR, E. (1961)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SIMPSON, G. G. (1945)
- SPRINGER, M. S., CLEVEN, G. C. et al. (1997)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- ZISWILER, V. (1976)
- ZOOTIERLISTE