Prinz-Alfred-Hirsch (Rusa alfredi) im Espace zoologique de Saint-Martin-la-Plaine
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERiA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Echte Hirsche (Cervinae)
Tribus: Echthirsche im engeren Sinn (Cervini)
Prinz Alfred-Hirsch
Rusa alfredi • The Philippine, or Visayan, Spotted Deer • Le cerf du Prince Alfred
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in seinem Ursprungsland stark gefährdete und gebietsweise ausgerottete Prinz Alfred-Hirsch wird nicht nur als Botschafter für die Erhaltung seines bedrohten Lebensraums eingesetzt, sondern die haltenden Zoos beteiligen sich auch finanziell an Schutzmaßnahmen auf den Philippinen. Die Zahl der Haltungen ist noch nicht sehr groß, nimmt aber laufend zu. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge von 125-130 cm, einer Schulterhöhe von 65-75 cm und einem Gewicht von 40 kg bei den männlichen Tieren ist der Prinz Alfred-Hirsch etwa rehgroß, jedoch massiver gebaut und daher schwerer als das Reh. Der Schwanz wird 12 cm lang. Der Kopf ist relativ schmal. Der nackte Nasenspiegel ist schwarz, die Ohren sind kurz. Voraugendrüsen und Tränengruben sind stark entwickelt. Das bis 25m lange Geweih bildet an jeder Stange maximal drei Enden aus. Das Fell ist kurz, weich und dicht. Oberseits ist es dunkelbraun mit einem Aalstrich, der beidseits von einer Fleckenreihe gesäumt ist und weißen oder beigen Flecken an den Körperseiten. Unterlippe, Kinn und Kehle sind weißlich, Bauch und Schwanzunterseite cremefarben. Ein Spiegel ist nicht vorhanden. Der Prinz Alfred-Hirsch ist der einzige Vertreter der Rusa-Verwandtschaft, bei dem das Erwachsenenkleid gefleckt ist [2; 5; 8]. VerbreitungSüdostasien: Philippinen. Heute noch auf Panay und Negros, auf weiteren westlichen Visaya-Inseln (Guimaras, Cebu, Masbate, vermutlich Ticao und eventuell Siquijor) ausgestorben) [1]. Lebensraum und LebensweiseFrüher kam der Prinz-Alfred-Hirsch in Primär- und Sekundärwäldern sowie Grasflächen von der Küste bis auf über 2'000 m.ü.M. vor. Heute ist er auf unzugängliche, mit Flügelnussbäumen (Dipterocarpaceae) bestandene Berghänge beschränkt. Er frisst gerne junge Triebe des Japanischen Blutgrases (Imperata cylindrica) sowie Knospen und Blätter von Bäumen und Sträuchern. Heute werden Prinz Alfred-Hirsche überwiegend als Einzeltiere oder in Gruppen bis zu drei Tieren angetroffen. Ob dies ihre natürliche Sozialstruktur ist, oder ob sie früher Rudel gebildet haben, ist nicht bekannt. Es gibt keine Feste Fortpflanzungszeit, aber das Brunftgeschehen erreicht seine Spitze im November-Dezember und die meisten Kälber werden nach einer Tragzeit von rund 240 Tagen im Mai-Juni gesetzt [1; 8]. Gefährdung und SchutzDer Bestand des Prinz Alfred-Hirschs umfasst wenige hundert Tiere und nimmt immer noch ab. Die Art gilt deshalb seit 1988, letztmals überprüft 2016, als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) [1]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Zoogestützte Schutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenObwohl gesetzlich geschützt wird der Prinz-Alfred-Hirsch durch die ländliche Bevölkerung und Freizeitjäger aus den Städten zur Fleischgewinnung und wegen seiner Trophäen bejagt und für den lokalen Tierhandel lebend gefangen [1; 4]. HaltungIn Zoos gehalten werden nur Tiere, die von der Insel Negros stammen. Die einzige ex situ-Population von Panay-Hirschen ist in Panay selbst im Mari-it Conservation Center. Eine Gemeinschaftshaltung z.B. mit Visayas-Mähnenschweinen (z.B. Zoo Landau) oder mit Philippinenpelikanen (z.B. La Planète Sauvage) ist möglich WEIGL gibt als Höchstalter für einen im Zoo Mülhausen gehaltenen weiblichen Wildfang über 19 Jahre an [7]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 30 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das seit 2013 bestehende Internationale Zuchtbuch (ISB) für die Negroslinie der Prinz-Alfred-Hirsche wird vom Zoo Landau in der Pfalz in enger Zusammenarbeit mit den philippinischen Behörden geführt. 2020 sank die Zahl der erfassten lebenden Tiere von 163 auf 137, hauptsächlich, weil erstmalig 22 Tiere im Danapa-Naturchutzgebiet ausgewildert wurden. Der Zoo Landau koordiniert auch das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP), das seit 2020 als "New Style"-EEP geführt wird. Das EEP bezweckt, zusammen mit Einrichtungen auf den Philippinen eine Reservepopulation aufrecht zu erhalten und die Tiere als Botschafter einzusetzen, um Geldmittel für die Schutzbestrebungen auf den Philippinen sowie für Forschungsarbeiten zu beschaffen. Wiederansiedlungen sind geplant und werden derzeit geprüft. 2020 nahm der EEP-Bestand um ein Tier auf 94 zu. Die Geschichte der Haltung des Prinz-Alfred-Hirschs im deutschsprachigen Raum geht auf das Jahr 1874 zurück, als der Zoo Berlin einen Bock vom Londoner Zoo erwerben konnte. Im 20. Jahrhundert wurden während langer Zeit keine Vertreter der mittlerweile selten gewordenen Art in Europa gehalten. Erst 1990 konnte der Zoo Mülhausen i. E. für ein Zuchtprogramm wieder Prinz-Alfred-Hirsche aus den Philippinen importieren. Von dort gelangte 1994 wieder ein Paar nach Berlin, wo von 1995 bis 2010 insgesamt 14 männliche und 14 weibliche Jungtiere aufgezogen wurden [6]. Forschung im Zoo: Es wurden am Prinz Alfred-Hirsch Untersuchungen zur Verfolgung der Sexualfunktion durch Progesteron- und Östrogenbestimmung aus dem Kot durchgeführt [3]. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL gibt für eine Gruppe von bis zu 5 Tieren ein Gehege von 200 m² vor und für jedes weitere Adulttier 10 m² mehr. Für tropische und subtropische Arten wie den Prinz Alfred-Hirsch wird ein Stall von 4 m²/Tier vorgegeben. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 8 Tiere ein Gehege von 600 m² mit Abtrennmöglichkeit vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 60 m² zu erweitern. Es ist ist ein Stall mit einer Fläche von 4 m²/Tier erforderlich. Bei Haltung auf Naturboden wie gewachsen sind die Flächen zu verdreifachen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für bis zu 5 Tiere ein Gehege von 500 m² mit Abtrennmöglichkeit. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 50 m² zu erweitern. Für tropische Arten ist ferner ein beheizter Stall mit einem Mindestausmaß von 4 m² pro weibliches Tier mit einer Mindesttemperatur von 10°C vorgeschrieben, der wahlweise aufgesucht werden kann. Taxonomie und NomenklaturDer Prinz Alfred Hirsch wurde 1870 vom englischen Juristen und Naturforscher Philip SCLATER als Cervus alfredi erstmals wissenschaftlich beschrieben. Während Jahrzehnten galt er als verzwergte Form des Sambars (Rusa unicolor) bzw. des Philippinensambars (Rusa marianna). Erst 1983 wurde er als eigenständige Art anerkannt. Die Gattung Rusa war bereits 1827 von Oberstleutnant Charles Hamilton SMITH, einem wissenschaftlichen Illustrator und autodidaktischen Naturforscher, aufgestellt worden, wurde aber noch 2011 als eine Klade unter Cervus subsumiert [1; 2; 8; 9]. Der Name "Prinz Alfred" bezieht sich auf Prinz Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha, den zweitgeborenen Sohn der britischen Königin Victoria, der das der Artbeschreibung zugrunde liegende Exemplar des Hirschs an SCLATER geschickt hatte [9]. |
Literatur und Internetquellen
- BROOK, S.M. (2016). Rusa alfredi. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T4273A22168782. http://www.iucnredlist.org/details/4273/0. Downloaded on 26 May 2018.
- GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
- HEROLD, G. (1997)
- OLIVER, W. L. R., COX, C. R. & DOLAR, L. L. (1991)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- RAHDE, T. (2011a)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)