Kirk-Dikdik

Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Gazellenartige (Antilopinae)

D LC 650

EEPKirk-Dikdik, Kirk-Rüsselantilope

Madoqua kirkii • The Kirk's Dik-dik • Le dik-dik de Kirk

119 009 027 002 madoqua kirkii f bojnice KR1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Weibchen im Zoo Bojnice © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 027 002 kirk dikdik mapApproximative Verbreitung des Kirk-Dikdiks (Madoqua kirkii)

119 009 027 002 madoqua kirkii amiens PD1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Jungtier im Zoo Amiens © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 027 002 madoqua kirkii juv bojnice KR1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Jungtier im Zoo Bojnice © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 027 002 kirk dikdik landau PD3Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Weibchen im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 027 002 kirk dikdik landau PD2Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Weibchen im Zoo Landau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 027 002 madoqua kirkii cavendishi sandiego KR1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii cavendishi), Weibchen im San Diego Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 027 002 madoqua kirkii TPB KR1Kirk-Dikdiks (Madoqua kirkii), Gruppe von 2.1 im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 027 002 madoqua kirkii LPZ LPZ1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Weibchen mit Kitz im Zoo Leipzig © Zoo Leipzig (Pressefoto)

119 009 027 002 kirk dikdik landauKirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Kitz im Zoo Landau © Zoo Landau (Pressefoto)

119 009 027 002 kirk dikdik hann PMKirk-Dikdik (Madoqua kirkii), Kitz im ErlebnisZoo Hannover © Zoo Hannover (Pressefoto)

119 009 027 002 madoqua kirkii sables PD1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii cavendishi), Weibchen im Zoo des Sables d'Olonne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Das auch Rüsselantilope oder Tapir-Böckchen genannte Kirk-Dikdik ist zwar nicht die kleinste Antilope, aber die kleinste, die in nennenswerter Zahl in europäischen Zoos gehalten wird. Wegen seiner Zierlichkeit spricht es das Zoopublikum sehr an und kann deshalb gut als Botschafter für Schutzprojekte in der ost- und südwestafrikanischen Savanne eingesetzt werden. 

Körperbau und Körperfunktionen

Mit einer Kopf-Rumpflänge von rund 60 (55-77) cm, einer Schulterhöhe von 40 (35-45) cm, einer Schwanzlänge von 4-6 cm und einem Gewicht von 2.7-6.5 (-9.5) kg ist das Kirk-Dikdik nebst dem Blauducker die kleinste Antilope, die in Europa zu sehen ist. Weibchen sind etwas größer als Böckchen.

Die Tiere sind zierlich, dünnbeinig, rundrückig, im Kreuz höher als an der Schulter. Der Kopf ist kurz und schmal mit großen, weiß umrahmten Augen, einem Stirnschopf und auffälligen Öffnungen der Voraugendrüsen. Nur die Böckchen tragen 8-11 cm lange gerade Hörner. Die namensgebende rüsselartige, bewegliche und aufblähbare Nase spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation der Körpertemperatur und des Flüssigkeitshaushalts. Die Klauen sind schmal und spitz, die Afterklauen sehr klein.

Das Fell ist oberseits graubraun gesprenkelt, an den Flanken und Außenseiten der Beine rotbraun und unterseits weißlich [1; 3; 6; 8; 10].

Verbreitung

Es existieren zwei getrennte Populationen in Ost- und Südwestafrika: Angola, Kenia, Namibia, Somalia, Tansania [4].

Lebensraum und Lebensweise

Kirk-Dikdik besiedeln unterschiedliche Lebensräume wie dichten Dornbusch, Dickicht, Galeriewälder, Trockenwald mit Unterwuchs und felsige Gebiete. Die Tiere leben in der Regel paarweise,mit ihren letzten Nachkommen. Mit Einsetzen der Geschlechtsreife werden die Jungen von der Mutter oder vom Vater vertrieben. Die Angaben über ihren Tagesablauf gehen auseinander. In Nambia sind sie jedenfalls oft am früheren Vormittag und späteren Nachmittag zu beobachten.

Dikdiks sind territorial und begrenzen ihre Territorien durch Dungplätze und durch ein teerartiges Duftsekret, welches aus Voraugendrüsen an Zweigspitzen gerieben wird. Dikdiks sind extrem gut an ihre trockenen Lebensräume angepasst und kommen lange Zeit ohne offenes Wasser aus. Sie sind Selektiväser, die sich überwiegend von Blättern ernährend, aber auch Kräuter, Blüten und Fruchtkapseln zu sich nehmen [4; 6; 7; 10].

Nach einer Tragzeit von 166-172 Tagen wird normalerweise ein Kitz pro Jahr geboren. Jungtiere wiegen bei der Geburt etwa 700 Gramm. Mit 10-14 Tagen beginnen sie zu äsen, werden aber erst mit 4 Monaten entwöhnt. Weibchen können mit 7 Monaten erstmals erfolgreich gedeckt werden. Die Höchstalter der reproduktionsfähigen Tiere in europäischen Zoos betrug 2020 für die Männchen 13, für die Weibchen 12 Jahre  [7; 10; 11].

Gefährdung und Schutz

Auf der Grundlage einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 gilt die Art nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Der Gesamtbestand liegt im Bereich von einer Million Tieren oder mehr. In dichter besiedelten Gebieten nehmen die Bestände zwar ab, aber das Artareal umfasst auch zahlreiche Schutzgebiete [4].

Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Einfuhr aus den Ursprungsländern ist aber wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen.

Bedeutung für den Menschen

Obwohl an ihnen nicht viel dran ist, werden Dikdiks zur Gewinnung von Fleisch gejagt. Aus ihrem Fell werden Handschuhe hergestellt. Auch wenn es unwahrscheinlich klingt, dass jemand Gefallen daran findet, nach Afrika zu fliegen, um ein 5 kg schweres Tierchen mit geringer Fluchtdistanz totzuschießen und seine 10 cm langen Hörnchen als Trophäe an die Wand zu nageln, ist dies eine Tatsache. In Namibia wird für einen Abschuss eine "Trophy Fee" von über 2'000 USD verlangt. Zusammen mit den Kosten für die zu buchende 5-Tage-Safari kommen die Gesamtkosten ab Hosea Kutako International Airport auf gut 5'000 Dollar zu stehen [1; 4; Online-Inserat 2019].

Haltung

Im Zoo Hannover gelang die Gemeinschaftshaltung von Dikdiks mit Afrikanischen Straußen [5]. Ferner können Dikdiks mit Kranichen, Trappen, Giraffen und verschiedenen Antilopen vergesellschaftet werden. Die Haltung von Dikdiks in größeren Freianlagen ist nicht unproblematisch. Der Zoo Basel musste die Gemeinschaftshaltung mit Rappenantilopen 2008 aufgeben, nachdem Tiere durch eindringende Füchse gerissen worden waren.

Trotz ihrer Kleinheit können Kirk-Dikdiks recht alt werden. Als Höchstalter gibt WEIGL für ein in amerikanischen Zoos gehaltenes männliches Tier 17 Jahre und 3 Monate an [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren zugenommen und liegt gegenwärtig (2023) bei über 80. Von diesen befinden sich etwa 15 im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 1999 gibt es ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Zoo Hannover geführt wird. Dieses registrierte 2020 (ohne Institutionen im Nahen Osten) 253 lebende Tiere in 78 Zoos [11].

Forschung im Zoo: Dikdiks sind gelegentlich Gegenstand von Forschungsarbeiten oder forschendem Lernen im Zoo. So wurden z.B. im ErlebnisZoo Hannover im Rahmen einer Bachelorarbeit Verhaltensbeobachtungen bei der Gemeinschaftshaltung von Dikdiks und Afriikanischen Straußen durchgeführt [5].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für ein Paar ein Außengehege von mindestens 50 m² zur Verfügung stehen. In der Stallung sind pro Tier 2 m² vorzusehen und es ist eine Mindesttemperatur von 18ºC einzuhalten. Man beachte, dass die mittleren Nachttemperaturen im Etoscha-Nationalpark während 9 Monaten zwischen 6 und 17ºC, in der Serengeti ganzjährig zwischen 9 und 14ºC liegen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 2 Tieren ein Gehege mit Verstecken und Sichtblenden vor, dessen Grundfläche 50 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 20 m² zur Basisfläche dazu. Die Mindestfläche in der Stallung beträgt 3 m² pro Tier.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-5 Tiere ein Außengehege von 100 m² erforderlich. Innen sind pro Tier 4 m² vorgeschrieben und es ist eine Mindesttemperatur von 18ºC einzuhalten. Die Tiere sind paarweise oder in Familiengruppen zu halten

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1880 von dem aus Esslingen am Neckar stammenden, am Londoner Natural History Museum tätigen Zoologen Albert Carl Ludwig Gotthilf GÜNTHER unter der Bezeichnung "Neotragus kirkii" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde es in die 1837 von dem aus Irland stammenden Naturforscher William OGILBY für das Salt-Dikdik aufgestellte Gattung Madoqua überführt. 1912 schlug der schwedische Zoologe Axel Johann Einar LÖNNBERG die Bezeichnung "Rhynchotragus" als Gattungsname vor, der in der Folge bisweilen als Untergattung angewendet wurde.

Traditionell wurden vier Madoqua-Arten unterschieden. Die Taxonomen der jüngsten Generation haben daraus 12-13 gemacht, indem sie bisherigen Unterarten Artstatus verliehen. Dies wurde im Rahmen der Roten Liste der IUCN bislang nicht nachvollzogen. Die südwestafrikanische Form des Kirk-Dikdik wird als M. k. damarensis bezeichnet. In Ostafrika gibt es 3-4 Unterarten. Die in Europa gehaltenen Tiere haben ihren Ursprung im Wesentlichen in Tansania,aber der Unterartstatus ist unbekannt [2; 4; 10].

119 009 027 002 madoqua kirkii serengeti PD1Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii cavendishi), Weibchen in der Serengeti © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. ANIMAL DIVERSITY WEB
  2. GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. IUCN SSC Antelope Specialist Group (2016). Madoqua kirkii. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T12670A50190709. http://www.iucnredlist.org/details/12670/0. Downloaded on 13 June 2018.
  5. KÜKE, V. F. (2016)
  6. MILLS, G & HES, L. (1999)
  7. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  8. SPINAGE, C.A. (1986)
  9. WEIGL, R. (2005)
  10. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  11. HOFMAN, S., SIMONSEN, K., M., ZIMMERMANN, R. et al. (eds., 2022). Regional Collection Plan for the EAZA Antelope and Giraffid Taxon Advisory Group – First edition. EAZA Executive Office, Amsterdam.

SAF-04-02-08 terminalia didikKirk-Dikdik (Madoqua kirkii) Im Terminaliawald im Osten des Etoscha-Nationalparks © Peter Dollinger, Zoo Office Bern