Bänderroller (Hemigalus derbyanus) im Wildkatzenzentrum FELIDAE, Barnim
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Schleichkatzen (Viverridae)
Unterfamilie: Bänder- und Otterzivetten (Hemigalinae)
Bänderroller
Hemigalus derbyanus • The Banded Palm Civet • La civette palmiste à bandes
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib |
Der Bänderroller ist eine in Südostasien weit verbreitete Art, die als potenziell gefährdet gilt. Wegen ihrer attraktiven Zeichnung gibt sie im Prinzip eine gute Botschafterart für die Erhaltung der südostasiatischen Wälder und ihrer vielfach gefährdeten Fauna ab, als nachtaktives Tier lässt sie sich aber nur in einem Nachttierhaus vernünftig präsentieren, weshalb sie in europäischen Zoos nur selten gehalten wird. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Kopf-Rumpflänge von 41-51(-56) cm, einer Schwanzlänge von 23-40 cm und einem Gewicht von 1-3 kg ist der Bänderroller eine kleine, schlanke Schleichkatze. Der Rumpf ist gestreckt, die Extremitäten sind kurz, die Schnauze zugespitzt, die Ohren und Augen relativ groß. Das Fell ist etwas wollig, graugelb mit schwarz-weißer Gesichtsmake, schwarzer, halbmondförmiger Rückenzeichnung, in der vorderen Hälfte geringeltem, in der hinteren schwarzem Schwanz und heller Unterseite [2; 4; 7]. VerbreitungSüdostasien: Brunei, Indonesien (Sumatra, Kalimantan), Malaysia (Halbinsel, Sabah, Sarawak), Myanmar, Thailand [3; 5]. Lebensraum und LebensweiseBänderroller besiedeln immergrüne Primärwälder, eingeschlagene Wälder, Palmkulturen und Akazienforsten bis auf eine Höhe von 1'660 m. Sie leben solitär und halten sich sowohl auf Bäumen wie am Boden auf. Sie sind ausgesprochene Nachttiere. Bänderroller ernähren sich vermutlich ausschließlich von animalischer Kost. Ihre Beute - Insekten, Würmer, Krabben, Weichtiere, Spinnen und Tausendfüßer spüren sie hauptsächlich am Boden auf [2; 3; 5]. Über die Fortpflanzung ist wenig bekannt. Zur Trächtigkeitsdauer gibt es offenbar keine Angaben. Die Wurfgröße wird mit 2 angegeben. Die ca. 125 g schweren Neugeborenen sind blind und haben zusammengefaltete Ohren. Sie öffnen die Augen mit 8-12 Tagen, verlassen mit 18-20 Tagen erstmals das Nest und können mit 10 Wochen selbständig fressen. Mit 6 Monaten haben sie ihre volle Größe erreicht [4; 7]. Gefährdung und SchutzDer Bänderroller hat eine weite Verbreitung und ist gebietsweise häufig. Als Folge von Lebensraumzerstörung und Bejagung nehmen die Bestände ab, allerdings nicht so stark, als dass er dadurch unmittelbar gefährdet wäre. Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2015 wird er daher seit 2016 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED) [5]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenBänderroller werden in ihrem ganzen Areal wegen ihres Fleischs für den Eigenbedarf oder den lokalen Markt gejagt bzw. mit Schlingen oder Fallen gefangen [5]. Von 2001-2019 wurden im internationalen Handel keine lebenden Wildfänge registriert. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 26 Nachzuchttieren erfasst [1]. HaltungDas Höchstalter wird mit 16 Jahren angegeben, erreicht von einem männlichen Tier, das im Houston Zoo geboren wurde und im Lincoln Zoo in Chicago starb [6]. Die Welterstzucht glückte 1968 im damaligen Zoo in Wassenaar, die deutsche Erstzucht ein Jahr später im Zoo Frankfurt. Haltung in europäischen Zoos: Bänderroller waren in europäischen Zoos stets selten. Gegenwärtig (2023) wird die Art in nur einer Institution gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt kein Zuchtprogramm (EEP) oder Zuchtbuch (ESB) für den Fleckenmusang. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL beträgt der Raumbedarf für zwei verträgliche Tiere 12 m² bei 2.5 m Höhe. Das Gehege ist als zwei gleich große, verbindbare Einzelgehege zu gestalten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 1-2 Tiere ein 2.5 m hohes Innengehege mit einer Grundfläche von 16 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 3 m² dazu. Für jedes Tier ist eine individuelle Schlafbox von 1 m² vorzusehen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) fordert für das Außengehege 16 m² pro Paar, und für jedes weitere Tier zusätzlich 1.6 m², ferner ein Innengehege von 8 m² pro Paar und für jedes weitere Tier zusätzlich 0.8 m², wobei der Zugang zum Außengehege ganzjährig zu gewährleisten ist. Taxonomie und NomenklaturDer Bänderroller wurde 1837 von John Edward GRAY vom British Museum in London als "Paradoxurus derbyanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Hemigalus wurde ebenfalls 1837 von dem französischen Arzt, Zoologen und Paläontologen Claude Jourdan, einem Professor der Universität Lyon, eingeführt, der den Bänderroller als "hémigale zèbré" detailliert beschrieb, jedoch nur der Gattung einen wissenschaftlichen Namen gab. Es werden drei Unterarten differenziert, wovon zwei auf Mentawai-Inseln südwestlich von Sumatra beschränkt sind [7]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- JENNINGS; A. P., MATHAI, J., BRODIE, J., GIORDANO, A. J. & VERON, G. (2013)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- ROSS, J. et al. (2015). Hemigalus derbyanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T41689A45216918. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-4.RLTS.T41689A45216918.en . Downloaded on 01 December 2020.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)