Wiederansiedlung des Luchses

Luchs (Lynx lynx) im Schnee
© Luchsprojekt Harz

lineblack1px

Wiederansiedlung von Luchsen im Harz

Die Luchse im Harz gehen auf die Auswilderung von 24 (9.15) Luchsen aus deutschen Zoos und Wildparks sowie Zoos in Finnland und Schweden im Zeitraum 2000-2006 zurück. Unter diesen Tieren befanden sich zwei Luchse aus dem Zoo Osnabrück und einer aus dem damaligen Ruhr-Zoo Gelsenkirchen. Der Bestand von im Jahr 2021 etwa 55 Luchsen erstreckt sich über die beiden Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt und hat einen Ableger etwa 100 km südlich in Nordhessen gebildet. Alle ausgewilderten Tiere sind Gehegenachzuchten aus europäischen Zoos und Wildparks, die vor der Freilassung in einem vier Hektar großen Auswilderungsgehege im Nationalpark in den neuen Lebensraum eingewöhnt worden waren, wobei eine Ganzkörperfütterung mit toten Rehen und Hirschen zur Anwendung kam.

Am Projekt wurde bemängelt, dass Tiere eingesetzt wurden, bei denen es sich möglicherweise um Unterarthybriden handelt, und dass das Areal im Harz von nur 2'300 km² für eine langfristig sich selbst erhaltende Population von 30 Adulttieren zu klein und zu isoliert sei [2]. Zumindest der zweite Punkt wird heute dadurch relativiert, als Luchse ihr Areal über den Harz hinaus ausgedehnt haben: Im Jahr 2010 gelang im hessischen Teil des Kaufunger Waldes der erste Nachweis junger Luchse außerhalb des Harzes. 2013 brachte eine Luchsin im Hils (Leinebergland) erstmals Jungtiere zur Welt und 2016 fand im Solling die erste dokumentierte Luchs-Reproduktion statt. Auch in Sachsen-Anhalt und Thüringen sind Luchse mittlerweile außerhalb des Harzes unterwegs.

Literatur und Internetquellen:

  1. ANDERS, O. (2023)
  2. BREITENMOSER, C. & BREITENMOSER, U. (2005)
  3. LUCHSPROJEKT HARZ

lineblack1px

Wiederansiedlung von Luchsen im Kampinoski-Nationalpark, Polen

Von 1993-2003 wurden etwa 40 Europäische Luchse im seit 1959 bestehenden, 385 km² großen Kampinoski Nationalpark in Zentral-Polen angesiedelt. Der Park ist charakterisiert durch eine abwchslungsreiche Landschaft aus Sümpfen und Dünen, die hauptsächlich mit Kiefern- und Auenwäldern bestanden ist. Vor dem Luchs wurden bereits Elch und Biber eingeführt. Der Bestand ist gegenwärtig (2023) immer noch vorhanden, Konkrete Angaben zur aktuellen Populationsgröße liegen aber nicht vor. Die Prognose für das langfristige Überleben dieser völig isolierten, in unmittelbarer Nähe der Großstadt Wrschau lokalisierten Population sind eher ungünstig.

Die Luchse wurden jeweils während eines halben Jahres in einem Auswilderungsgehege gehalten. Die ersten sieben Tiere stammten aus dem Zoo Hannover, dem Tiergarten Nürnberg und dem Wildpark Lüneburger Heide. Eine Auswertung der Bestandesüberwachung von 1993-2000 ergab, dass von 30 bis dahin ausgesetzten Tieren 13 innerhalb von neun Monaten nach der Auswilderung tot aufgefunden worden waren. Wichtigste Todesursachen waren Verkehrsunfälle und illegaler Abschuss.

Literatur:

  1. BÖER, M., SMIELOWSKI, J. & TYRALA, P. (1994)
  2. BÖER, M., SMIELOWSKI, J. & TYRALA, p. (1995)
  3. BÖER, M., REKLEWSKI, J., SMIELOWSKI, J. & TYRALA, P. (2000)
  4. FRANZ, K. W. & ROMANOWSKI, J. (2021)

lineblack1px

Wiederansiedlung des Luchses in Nordwest- und Nordost-Polen

In Nordwest-Polen war der Luchs zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert ausgerottet worden. Von Januar 2019 bis Juli 2021 wurden 61 (35.26) in nicht dem EEP angeschlossenen Zoos und Wildgehegen geborene Luchse aus der baltischen Population sowie zwei Tiere aus dem Dłusko-Zuchtzentrum an drei Orten im Gebiet der Pommerschen Seenplatte in Nordwest-Polen nach der "hard release"-Methode ausgewildert. Twei Kuder wurden wieder eingefangen und definitiv im Zuchtzentrum untergebracht. Eine erste Auswertung der Bestandsüberwachung ergab, dass von den 61 verbliebenen Tieren am 30. September 2021 mit Sicherheit noch 37 Tiere am Leben und 15  im Mittel nach 202 Tagen gestorben waren. Der Verbleib von 9 Tieren konnte nicht eruiert werden. Die wichtigste Todesursache war Sarcoptes-Räude. 4 Tiere starben zufolge Kollisionen mit Autos oder Zügen und eines wurde vermutlich gewildert.

Zu Beginn des 2. Weltkriegs überlebte der Luchs in Nordost-Polen nur noch im Bialowieza-Urwald. Von 2003-2006 wurden aus Zoos stammende Luchse im ehemaligen Ostpreußen, heute Wojwodschaft Ermland-Masuren, bei Pisz, früher Johannisburg, und von 2012-15 eine Kombination von Zooluchsen und Wildfängen aus Estland im benachbarten Napiwoda-Ramuki-Wald (Grünfließ) angesiedelt. Das Ansiedlungsgebiet liegt rund 200 km von Bialowieza entfernt.

Literatur:

  1. SKORUPSKI, J., TRACZ, M., TRACZ, M. & ŚMIETANAL, P. (2022)