Honigdachs (Mellivora capensis) im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)
Familie: Marderverwandte (Mustelidae)
Unterfamilie: Marder (Mustelinae)
Honigdachs
Mellivora capensis • The Honey Badger • Le ratel
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Wegen seiner (bisweilen angezweifelten) Symbiose mit dem Honiganzeiger, einem Spechtvogel, der ihn zu Bienennestern führen soll, bietet der Honigdachs Stoff für die Zoopädagogik. Als nicht-gefährdete und überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Art ist er aber anderweitig für Zoos nicht besonders interessant und wird nur selten gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDer Honigdachs ähnelt dem Europäischen Dachs, ist aber näher mit den Echten Mardern verwandt. Er erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 50-80(-95) cm, eine Schulterhöhe von 23-28 cm, eine Schwanzlänge von 15-23(-30) cm und ein Gewicht von 6.2-16 kg. Der Kopf ist breit mit kurzer Schnauze, kleinen Augen und Ohren, der Körper stämmig, und die Beine und der Schwanz sind kurz. Die Füße haben je 5 mit kräftigen Krallen versehene Zehen. Die Krallen der Vorderfüße werden 25 mm lang, die hinteren 15 mm. Die sehr dicke Haut hängt recht lose am Körper. Die Oberseite ist von der Stirn bis zur zum vorderen Teil des Schwanzes silbergrau gefärbt. Davon scharf abgegrenzt sind Gesicht, Kehle, Flanken, Körperunterseite, Gliedmaßen und hintere Schwanzhälfte, die schwarz sind. Bisweilen gibt es auch ganz schwarze Tiere. Die Weibchen haben 2 Paar Zitzen [3; 4; 7]. VerbreitungAfrika, Arabische Halbinsel, Südwest- und Südasien: Algerien, Angola, Äquatorial-Guinea, Äthiopien, Benin, Botswana, Burkina Faso, Burundi, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Indien, Irak, Iran, , Israel, Jemen, Jordanien, Kamerun, Kasachstan, Katar, Kenia, Kongo, Kongo Dem., Kuweit, Libanon, Liberia, Malawi, Mali, Marokko, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Nepal, Niger, Nigeria, Oman, Pakistan, Ruanda, Sambia, Saudi-Arabien, Senegal, Sierra Leone, Simbabwe, Somalia, Südafrika, Sudan, Südsudan, Swasiland, Tansania, Togo, Tschad, Turkmenistan, Uganda, Usbekistan, West-Sahara, Zentralafrikanische Republik [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Honigdachs besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume vom Regenwald bis zur Halbwüste und vom Tiefland bis auf eine Höhe von 4'000 m. Er ist überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv, kann zwar auf Bäume klettern, bewegt sich jedoch meist am Boden. Er lebt einzeln, paarweise oder in kleinen Gruppen bis zu 4-6 Tieren. In der südlichen Kalahari, wo die Verfügbarkeit von Nahrung gering ist, haben männliche Honigdachse Streifgebiete von im Mittel 541 km², weibliche von 126 km². Während sich die Weibchen-Streifgebiete nur geringfügig überlappen, kann das Territorium eines Rüden sich über die Streifgebiete von bis zu 13 Fähen erstrecken. Die Streifgebiete der Fähen sich deutlich größer als man aufgrund ihrer Körpermasse annehmen müsste, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass sie während bis zu 16 Monaten noch ihre Jungen mit ernähren müssen [1; 3; 4; 6]. Das Nahrungsspektrum umfasst Kleinsäuger, Vögel, Vogeleier, Reptilien, Frösche, Skorpione, Insekten, Bienenlaven und wohl auch Honig (daher der Name), Aas, Beeren, Früchte, Knollen und Wurzeln. Es gibt Berichte wonach Honigdachse große Antilopen angegriffen haben sollen [4; 6]. Berühmt, aber möglicherweise nicht wahr ist die Geschichte von der Symbiose von Honigdachs und Honiganzeiger (Indicator indicator), einem Spechtvogel. Hier die Darstellung nach BREHM: "Es wird erzählt, daß der Ratel ebensowohl wie der Eingeborene Südafrikas zuweilen auf der Suche nach Honig von einem Vogel, dem Honigangeber, geleitet werde, welcher Klugheit genug besitzt, um zu wissen, daß Menschen und Thiere nach jenem Leckergerichte verlangen. Der kleine Bursche, unfähig, eine Bienenfestung durch eigene Macht zu erobern, sucht seinen Vortheil darin, aufgefundene Bienenstöcke anderen, stärkeren Wesen anzuzeigen, um dann bei der Räumung des Nestes mitzuschmausen. Zu diesem Zwecke erregt er durch sein Geschrei die Aufmerksamkeit der Honigliebhaber und fliegt in kurzen Absätzen gemächlich vor ihnen hin, von Zeit zu Zeit sich niederlassend, wenn der schwerleibige Bodenbewohner ihm nicht so schnell folgen kann, und dann von neuem seine Führerschaft aufnehmend. In der Nähe eines Bienennestes angekommen, läßt er seine Stimme um so freundlicher vernehmen und zeigt endlich geradezu auf den niedergelegten Schatz. Während dieser erhoben wird, bleibt er ruhig in der Nähe und wartet, bis der habgierige Mensch oder Ratel genug hat, um dann seinen Antheil für den geleisteten Dienst sich zu holen." [2] Honigdachse haben keine feste Ranzzeit. Einschließlich einer Keimruhe dauert die Tragzeit etwa 6 Monate. Sie kann aber auch nur 45-46 Tage betragen, wie in einem indischen Zoo festgestellt wurde [9]. Ein Wurf umfasst meist 2(1-4) nackte und blinde Welpen mit einem Geburtsgewicht von etwa 200 g. Diese öffnen ihre Augen mit ca. 33 Tagen. Mit 36 Tagen brechen die ersten Zähne durch. Mit 6 Monaten sind die Jungen praktisch ausgewachsen, bleiben aber bei der Mutter, bis sie etwa 12-16 Monate alt sind [4; 6; 8]. Gefährdung und SchutzDer Honigdachs wird nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet angesehen, da er sehr weit verbreitet ist, eine weites Nahrungsspektrum hat und unterschiedliche Lebensräume nutzen kann. Die Bestände gehen aber zurück und zusätzliche Informationen über die Gefährdungssituation könnten zu einer neue Einstufung in den Roten Listen führen (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Der internationale Handel ist nicht unter CITES geregelt. Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Körperteile des Honigdachses, namentlich Pfoten, Fell, Fett und innere Organe werden in Afrika in der traditionellen Medizin verwendet. Gebietsweise wird er auch wegen seines Fleischs als Nahrungsmittel gejagt [3]. HaltungDie Welterstzucht glückte 1973 im Howletts Wild Animal Park in Bekesbourne [Zootierliste]. Honigdachse können im Zoo ein Alter von über 31 Jahren erreichen [7]. Haltung im Zoo: Gesamteuropäisch wird die Art in rund 15 Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Neuerdings gibt es im Rahmen der EAZA ein Monitoring-Programm, das vom Zoo Schwerin betreut wird. Forschung im Zoo: Im Kölner Zoo wurde eine Studie darüber gemacht, wie sich die Anwesenheit von Besuchern und Umwelteinflüsse auf das Verhalten der Honigdachse, insbesondere auf deren Sichtbarkeit für die Besucher auswirkt [5]. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL sollen Honigdachse paarweise oder in verträglichen, nicht züchtenden Gruppen in Gemeinschaftsgehegen oder in verbindbaren Einzelgehegen von mindestens 25 m² / Tier gehalten werden. In der Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist der Honigdachs nicht erwähnt. In der der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für ein Paar ein Außengehege von 50 m² vorgeschrieben. Taxonomie und NomenklaturDer Honigdachs wurde 1776 vom thüringischen Naturforscher Johann Christian Daniel von SCHREBER als "Viverra capensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Einordnung in die heute gültige Gattung Mellivora erfolgte 1780 durch den Tübinger Professor Gottlieb Conrad Christian STORR. Es werden gegenwärtig 10-12 Unterarten anerkannt, ob alle davon wirklich Unterarten sind, ist offen. Bisweilen wird der Honigdachs als eigene Unterfamilie angesehen, sonst den Eigentlichen Mardern zugeordnet [3; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- BEGG, C. M., BEGG, K. S., DU TOIT, J. T. & MILLS, M. G. L. (2004)
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- DO LINH SAN, E. et al. (2016). Mellivora capensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T41629A45210107. http://www.iucnredlist.org/details/41629/0. Downloaded on 22 June 2018.
- GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
- KULISCH, M. (2013)
- MILLS, G & HES, L. (1999)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- SAHU, S. K., PANDA, S. & ROY, P. K. (2013)