Borneo-Gibbon, Grauer Gibbon (Hylobates muelleri) im Tierpark Cottbus
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Gibbons (Hylobatidae)
Borneo-Gibbon, Grauer Gibbon
Hylobates muelleri • The Müller's Bornean Gibbon • Le gibbon de Muller
Der Gibbon war das Zootier des Jahres 2019
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in seiner Heimat stark gefährdete Borneo-Gibbon dürfte auch in europäischen Zoos bald einmal aussterben, da es kein Erhaltungszuchtprogramm gibt und es sich bei den wenigen vorhandenen Individuen teilweise um Einzeltiere oder um Hybriden handelt- Körperbau und KörperfunktionenWie alle Gibbons hat der Borneo-Gibbon keinen Schwanz und seine Arme sind viel länger als die Beine. Auch die Hände sind lang und ihr Daumen wurzelt nahe dem Handgelenk. Diese Besonderheiten ermöglichen den Tieren das Schwinghangeln (Brachiation) von Ast zu Ast. Hinsichtlich Größe und Gewicht gibt es kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Als Kopf-Rumpflänge werden (41-)44-64 cm und als Gewicht 4-8 kg angegeben. Das haarlose Gesicht ist dunkel pigmentiert. Die Farbe des langen und zotteligen Fells variiert von mausgrau bis braun. Es können eine dunkle Kappe, weiße Augenbrauen oder eine weiße Gesichtsumrandung vorhanden sein [1; 2; 7]. VerbreitungSüdostasien - Borneo: Brunei, Indonesien (Kalimantan) und Malaysia (Sabah) [2; 7]. Lebensraum und LebensweiseBorneo-Gibbons kommen in verschiedenen immergrünen und teilweise laubabwerfenden, auch selektiv eingeschlagenen sowie Sekundärwäldern vor. Die Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis auf etwa 1'700 m. Borneo-Gibbons sind tagaktive Baumtiere und leben zusammen mit ihrem Nachwuchs in dauerhafter Einehe. Sie ernähren sich zu rund 60% von reifen Früchten und 40% von unreifen Früchten oder anderen Pflanzenteilen. In geringem Umfang werden Insekten gefressen. Um ihren Nahrungsbedarf zu decken, benötigt eine Familiengruppe ein Streifgebiet von etwa 30-50 ha, das akustisch markiert und größtenteils als Territorium gegen Artgenossen verteidigt wird. Wo der Lebensraum wenig gestört ist, beträgt die Dichte zumeist zwischen 7 und 15 Individuen pro Quadratkilometer. Die Angaben zur Fortpflanzung sind dürftig und ensprechen in etwa jenen für andere Hylobates-Arten [1; 5; 7]. Gefährdung und SchutzDer Borneo-Gibbon wird aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als stark gefährdet eingestuft, da seine Bestände in den letzten 45 Jahren (drei Generationen) um mehr als 50% zurückgegangen sind (Rote Liste: ENDANGERED). Die gleiche Einstufung gilt für die neuen "Arten" abbotti und funereus. Massive Lebensraumverluste durch Abholzungen (zugunsten von Ölplantagen und zur Holznutzung) und Abschuss oder Fang haben zu dieser Situation geführt. In geschützten Gebieten, wo der Lebensraum noch intakt ist, ist der Borneo-Gibbon noch relativ häufig zu finden [5]. Der internationale Handel ist durch CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenBorneo-Gibbons werden zur Gewinnung von Fleisch bejagt und Jungtiere werden für den lokalen Heimtiermarkt gefangen [5]. Von 1977-2017 wurden aus den Ursprungsländern nebst wenig Wissenschaftsmaterial nur im Jahr 1980 zwei lebende Wildfänge aus Brunei nach Australien ausgeführt. Im selben Zeitraum wurden 13 Nachzuchttiere über internationale Grenzen verschoben, allerdings seit 1997 keine mehr [3]. HaltungWEIGL gibt als Höchstalter 57 Jahre an für ein Wildfang-Männchen, das nach einer Haltungsdauer von über 54 Jahren im Wellington Zoo immer noch am Leben war [6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in nur etwa 5 Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm und kein Zuchtbuch. Viele der früher und ein Teil der heute gehaltenen Individuen sind Mischlinge zwischen muelleri und abboti oder anderen Gibbon-Arten. Der Bestand in EAZA-Zoos lag 2018 bei 7 Tieren verteilt auf 6 Institutionen [8]. Mindestanforderungen an Gehege: Die Vorgaben des Säugetiergutachten 2014 des BMEL, der Schweizerischen Tierschutzverordnung und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sowie die Kommentare der Tierschutz-Sachverständigen der Zoos entsprechen jenen für den Weißhandgibbon. Taxonomie und NomenklaturDer Borneo-Gibbon wurde 1841 von William Charles Linnaeus (tatsächlich!) MARTIN unter Verwendung seines heute noch gültigen Namens erstmals wissenschaftlich beschrieben. Traditionell wurden drei Unterarten unterschieden: die Nominatform muelleri aus Kalimantan, abbotti aus dem Westen Borneos und funereus aus dem Norden der Insel. Neuerdings haben die Splitter unter den Taxonomen daraus drei verschiedene Arten gemacht, obwohl es dort, wo die Areale zusammentreffen, breite Hybridzonen gibt, was dem biologischen Artkonzept widerspricht. Auf Borneo kommt auch der Weißbartgibbon (Hylobates albibarbis) vor, der schon länger als eigene Art gilt, obwohl auch er unter natürlichen Verhältnissen mit dem Borneo-Gibbon eine Hybridzone aufweist. Der Artstatus des Weißbartgibbons ist daher umstritten [2; 7]. Der aus Mainz stammende Georg MÜLLER, dem zu Ehren die Art 1841 wissenschaftlich benannt wurde, war ein Major der Koningklijk Nederlandsch Indisch Leger, der Königlichen Niederländisch-Indischen Armee, der sich 1825 aufgemacht hatte, um das Innere Borneos zu erforschen. Er führte die erste Expedition ins Quellgebiet des Kapuas-Flusses an, wo die Entdeckergruppe in einen Hinterhalt der Dayak geriet. Den vom Sultan von Kutai angeordneten Überfall überlebte kein einziges Expeditionsmitglied. MÜLLER selbst wurde mit dem Schwert enthauptet [4]. |
Literatur und Internetquellen
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DISCOVER INDONESIA
- MARSHALL, A.J., NIJMAN, V. & CHEYNE, S.M. (2020). Hylobates muelleri. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T39888A17990934. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T39888A17990934.en . Downloaded on 29 April 2021.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- LEFAUX, B.et al. (eds., 2020) EAZA Regional Collection Plan for Gibbon species - February 2020. Amsterdam