Roter Uakari (Cacajao calvus rubicundus) im Kölner Zoo
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Neuwelt- oder Breitnasenaffen (Platyrrhini)
Familie: Sakiaffen (Pitheciidae)
Unterfamilie: Sakiaffen i.e.S. (Pitheciinae)
Kahlkopf-Uakari
Cacajao calvus • The Bald Uakari • L'ouakari chauve
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Rote Uakari ist eine gefährdete Affenart aus dem tropischen Südamerika. Wegen seines eigenartigen, nackten und rotgefärbten Gesichts weckt er das Interesse des Publikums und wäre somit als Botschafter für den Schutz des Regenwaldes geeignet. Allerdings gelang es nicht, in Europa eine sich selbst erhaltende Population aufzubauen, weshalb die Art heute in unseren Zoos nicht mehr zu sehen ist. Körperbau und KörperfunktionenKahlkopf-Uakaris erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 36-56 cm und eine Schwanzlänge von 14-19 cm. Männliche Tiere werden etwa 3-3.5 kg, die im Mittel unwesentlich kleineren weiblichen 2.3-3 kg schwer. Charakteristisch für die Art ist der nahezu unbehaarte, scharlachrote Kopf. Erst von der Mitte des Oberkopfs an ist die Haut mit zunächst kurzen Haaren bestanden. Das übrige Körperfell ist sehr langhaarig, der Schwanz buschig. Die Fellfarbe variiert nach Unterart von weiß bis dunkelbraun und auch individuell recht stark [4; 7]. VerbreitungTropisches Südamerika: Brasilien, Peru, in Kolumbien möglicherweise ausgestorben [3]. Lebensraum und LebensweiseDer Kahlkopf-Uakari besiedelt hauptsächlich zeitweilig überflutete primäre Regenwälder an Weißwasserflüssen, sogenannte Várzea-Wälder. Die Tiere ernähren sich hauptsächlich von unreifen Samen und Früchten, die sie mit ihren langen Eckzähnen aufknacken, ferner nehmen sie reife Samen und Früchte, Blüten, Knospen sowie Insekten und andere Wirbellose zu sich. Sie leben in großen Gruppen mit variierender Zusammensetzung, die 10-50, bisweilen bis 200 Tiere beiderlei Geschlechts umfassen können. Die Gruppen haben Streifgebiete bis zu 1200 ha [1; 4; 7]. Kahlkopf-Uakaris bekommen nach einer Tragzeit von etwa 190 Tagen in der Regel ein einzelnes Junges. Weibchen werden mit 3½, Männchen mit 5½ Jahren geschlechtsreif [3; 7]. Gefährdung und SchutzDer Kahlkopf-Uakari galt seit 2008 als gefährdet, weil angenommen wiurd, dass die Bestände bis 2048 um 30% abnehmen werden. Gestützt auf eine Neubeurteilung aus dem Jahr 2020 wurde er 2022 in die Kategrie "Nicht gefährdet" (Rote Liste: LEAST CONCERN) herabgestuft, weil die aufgrund der Waldzerstörung prognostizierte Abnahme der Bestände sehr viel geringer ausfiel als zuvor angenommen und weil die Bejagung kein signifikantes Problem darstellt [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Bedeutung für den MenschenKahlkopf-Uakaris werden zur Gewinnung von Fleisch für den Eigenbedarf oder lokale Märkte bejagt. Gebietsweise ist der Jagddruck sehr hoch [1]. Von 1977 bis 2020 wurden aus Brasilien 4 und aus Peru 6 lebende Wildfänge zur Ausfuhr genehmigt. Daneben wurde aus den beiden Ländern noch etwas Wissenschaftsmaterial ausgeführt. Im selben Zeitraum wurden weltweit keine lebenden Nachzuchttiere (eine offensichtliche Falschmeldung) grenzüberschreitend abgegeben [2]. HaltungWEIGL gibt mehrere Tiere an, die über 30 Jahre alt geworden sind [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten und oft wurden nur Einzeltiere gehalten. Die Nominatform war nach dem Zweiten Weltkrieg einzig in Köln zu sehen, der 1969 ein Paar erhielt, das zwar keine Nachzucht brachte, aber äußerst langlebig war: Das Männchen starb nach einer Haltungsdauer von 36, das Weibchen in 2006 nach 37 Jahren. Von der Unterart C. c. rubicundus gab es nach dem Weltkrieg ein halbes Dutzend Haltungen. Dem Frankfurter Zoo glückte 1968 die europäische Erstzucht. Das letzte Tier in Deutschland starb 1993, das letzte in Europa 2001 im Twycross Zoo. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung einer Familie ein Außen- und ein Innengehege von je 15 m² / 45 m³ gefordert und für jedes zusätzliche (?!) erwachsene Tier 2 m² / 6 m³ mehr. Dies ist eine Verdreifachung des Raumangebots gegenüber dem Gutachten’96, das 6 m² / 12 m³ vorsah. Die neue Anforderung ist aber weder durch konkrete wissenschaftliche Daten noch durch Tierhaltererfahrung erhärtet. Die Tierschutzsachverständigen hielten daher im Differenzprotokoll fest, dass für 5 Tiere 10 m² / 25 m³ und für jedes weitere Tier eine Vergrößerung der Fläche um 1.5 m² ausreichend seien. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 Tiere ein Innen- und ein Außengehege mit einer Grundfläche von je 10 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 2 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 20 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 2 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Kahlkopf-Uakari wurde 1847 von dem französischen Zoologen Isidore GEOFFROY SAINT-HILAIRE dem Gründer der Société nationale d'acclimatation, die im Bois de Boulogne einen Zoo betrieb, als "Brachyurus calvus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Cacajao war bereits 1840 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON für den 1812 von Alexander von HUMBOLDT als Simia melanocephalus bezeichneten Schwarzen Uakari eingeführt worden. Es werden gegenwärtig vier Unterarten anerkannt [6; 7]:
Molekularbiologen postulierten 2013 den Roten Uakari als eigenständige Art, was 2021 von der Roten Liste der IUCN übernommen wurde, allerdings mit dem Hinweis, dass diese Aufsplittung auf der Untersuchung nur weniger Museumsexemplare beruhe und daher als provisorisch zu betrachten sei [1]. |
Literatur und Internetquellen
- DE QUEIROZ, H.L. et al (2022). Cacajao calvus ssp. calvus (amended version of 2021 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T3419A210377447. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T3419A210377447.en . Accessed on 25 October 2024.
- CITES TRADE DATA BASE
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SCHRÖPEL, M. (2010)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)