Schmidt-Weißnasenmeerkatze (Cercopithecus ascanius schmidti) im San Diego Zoo
© Johannes Pfleiderer, Zoo Leipzig
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus: Meerkatzenartige (Cercopithecini)
Rotschwanz- oder Weißnasenmeerkatze
Cercopithecus ascanius • The Red-tailed Monkey • Le cercopithèque ascagne
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Rotschwanzmeerkatze ist eine nicht gefährdete, kleine Meerkatzenart aus den Wäldern Zentralafrikas. Sie ist ansprechend gezeichnet und eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der Tropenwälder, wird aber in europäischen Zoos nicht häufig gehalten. Körperbau und KörperfunktionenRotschwanzmeerkatzen sind kleine Meerkatzen, bei denen die Männchen eine Kopf-Rumpflänge von 43-51.5 cm, eine Schwanzlänge von 60-92 cm und ein Gewicht von 3-6 kg, die Weibchen eine Kopf-Rumpflänge von 34-48.5, eine Schwanzlänge von 54-79 cm und ein Gewicht von 1.8-4 kg erreichen. Die Tiere sind charakterisiert durch einen herzförmigen, je nach Unterart weißen, gelbroten oder schwarzen Nasenfleck, ein teilweise schwarzes Gesicht mit einem (außer bei atrinasus) weißen Backenbart und blauer oder schwarzer Haut um die Augen. Die Körperoberseite ist braun, Kehle, Brust, Bauch und Beininnenseiten sind weiß und die Außenseiten der Gliedmaßen schwarzgrau gefärbt. Der Schwanz ist zumindest teilweise rot [1; 6]. VerbreitungZentralafrika: Angola, Burundi, Kenia, Kongo Dem., Ruanda; Sambia, Südsudan, Tansania, Uganda, Zentralafrikanische Republik [3]. Lebensraum und LebensweiseRotschwanzmeerkatzen besiedeln Regen- und Feuchtwälder des Tieflands, der submontanen und der montanen Stufe bis auf eine Höhe von ca. 2'500 m, Sumpf- und Galeriewälder sowie Wald-Savannenmosaike. Sie nutzen auch Sekundärwälder und Baumpflanzungen. Sie kommen vor allem an Waldrändern vor und meiden das Innere von Primärwäldern. Die Tiere halten sich vor allem in den unteren Bereichen der Baumkronen auf. Sie ernähren sich zu etwa 60% von Früchten, daneben fressen sie Blätter, Blüten, Nektar, Rinde und Baumsäfte und fangen Insekten, kleine Echsen und Vögel bis Taubengröße. Sie gehen auch in landwirtschaftliche Kulturen, wo sie Schäden an Bananen, Mangos, Guaven oder Mais anrichten. Typischerweise leben sie in Rudeln von 25-35 Tieren [3; 7]. Nach einer Tragzeit von 5-6 Monaten werfen die Weibchen in der Regel ein einzelnes Junges mit einem Geburtsgewicht von ca. 230 g, das mit etwa 6 Monaten entwöhnt wird. Die Weibchen werden mit 4-5, die Männchen mit 5-6 Jahren geschlechtsreif [5; 7]. Gefährdung und SchutzDie Rotschwanzmeerkatze hat eine weite Verbreitung, einen großen Bestand und vermag einen gewissen Jagddruck auszuhalten. Die Art wurde deshalb 1988 als nicht-gefährdet beurteilt und ist, trotz abnehmender Bestände und zunehmender Lebensrumzerstörung, nach wie vor in diese Kategorie eingestuft (Rote Liste: VULNERABLE). Dies gilt sowohl für die Art an sich als auch für die einzelnen Unterarten, mit Ausnahme von atrinasus, bei der die Datenlage für eine Einstufung nicht ausreicht [3]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenRotschwanzmeerkatzen werden trotz ihrer geringen Größe zur Gewinnung von Fleisch gejagt, aber auch als Schädlinge an Obstkulturen wahrgenommen und deswegen verfolgt [3]. Von 2001 bis 2019 genehmigten afrikanische Länder nebst Wissenschaftsmaterial und einer Jagdtrophäe 457 lebende Wildfänge zur Ausfuhr, 405 davon die Demokratische Republik Kongo. Im selben Zeitraum wurden weltweit 34 Nachzuchttiere grenzüberschreitend abgegeben [2]. HaltungWEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 31Jahre und 2 Monate für ein in brasilianischen Zoos gehaltenes Tier an [6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in weniger als 10 Zoos gehalten, die sich mehrheitlich in Nachfolgestaaten der Sowjetunion befinden. Im deutschsprachigen Raum gibt es seit mehreren Jahren keine mehr, die vermutlich letzten lebten bis 2014 im Zoo Osnabrück. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Tieren ein Außen- und ein Innengehege von je 33 m² bei 3 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier jeweils 3 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots um mehr als das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere außen 30 m² und innen 20 m² bei jeweils 2 m Höhe angeboten werden sollten. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Meerkatzen ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es sind für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 30 m² bei 3 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier sind die Flächen um 3 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDie Rotschwanzmeerkatze wurde 1799 von dem aus Rochefort stammenden, französischen Naturkundler und Illustrator Jean Baptiste AUDEBERT als "Simia ascanius" erstmals wissenschaftlich beschrieben. "Simia" wurde 1929 durch einen Beschluss der Internationalen Nomenklaturkommission durch den 1758 von Carl von LINNÉ vergebenen Namen Cercopithecus ersetzt. Früher bisweilen als Unterartgruppe der Kleinen Weißnase (C. petaurista) angesehen, wird sie heute innerhalb der Gattung in die Verwandtschaft der Blaumaul-Meerkatze gestellt (cephus-Gruppe). Es werden fünf Unterarten anerkannt [1; 4; 7]:
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Literatur und Internetquellen
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- DE JONG, Y.A. & BUTYNSKI, T.M. (2019). Cercopithecus ascanius. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T4212A17947340. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T4212A17947340.en . Downloaded on 18 February 2021.
- ITIS STANDARD REPORT PAGE
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)