Nördlicher Schweinsaffe (Macaca leonina) im Zoo Erfurt
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini)
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Backentaschenaffen (Cercopithecinae)
Tribus Pavianartige (Papionini)
Nördlicher Schweinsaffe
Macaca leonina • The Northern Pig-tailed Macaque • Le macaque à queue de cochon du Nord
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.cz |
Der Nördliche Schweinsaffe gilt, in seiner Heimat als gefährdet. In Europäischen Zoos war er nie häufig. Außerhalb der Nachfolgestaaten der Sowjetunion ist er heute fast ganz verschwunden, weil sich die EAZA-Zoos auf die Haltung des sehr ähnlichen, stark gefährdeten Südlichen Schweinsaffen konzentrieren. Körperbau und KörperfunktionenSchweinsaffen gehören zu den größeren Makaken, Männchen erreichen eine Kopf-Rumpflänge von 50-60 cm, eine Schwanzlänge von 16-25 cm und ein Gewicht von 6.2-9.1, Weibchen eine Kopf-Rumpflänge von 40-49 cm, eine Schwanzlänge von 14-20 cm und ein Gewicht von 4.4-5.7 kg. Vor allem die Männchen erinnern mit ihren langen, klobigen Schnauzen etwas an Paviane. Der Nördliche Schweinsaffe ähnelt dem Südlichen, aber sein Fell ist grauer, die Backenbärte sind ausgeprägter und der Penisknochen der Männchen ist mit 21-27 mm um ein Viertel länger [1;3; 6]. VerbreitungSüdostasien: Bangladesch, China, Nordost-Indien, Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand, Vietnam [2]. Lebensraum und LebensweiseNördliche Schweinsaffen kommen hauptsächlich in immergrünen, teilweise laubabwerfenden und winterkahlen Laubwäldern vor, auch in Küsten-. Sumpf-, Sekundär sowie Tiefland-Nadelwäldern sind sie anzutreffen und dringen ins Siedlungsgebiet ein. Die Höhenverbreitung reicht vom Tiefland bis zu Höhenlagen von 2'000 m. Sie sind primär baumlebend und flüchten bei Gefahr durchs Geäst, nicht auf dem Boden. Die Affen ernähren sich zu etwa 2/3 von Früchten, den Rest machen andere Pflanzenteile, Baumsäfte, kleine Wirbeltieren und Wirbellose aus. Die Affen bilden Rudel von 12-30, selten bis 40 Individuen beiderlei Geschlechts, wobei die Zahl der Weibchen deutlich höher ist, als die der Männchen, von denen viele solitär leben. Die Größe der Streifgebiete der Gruppen wurde in Assam mit 83-347 ha ermittelt [2; 5; 7]. Die Initiative zur Paarung geht meistens von den Weibchen aus. Die Fortpflanzung verläuft im Wesentlichen saisonal. Paarungszeit ist im August-Dezember, die Geburten fallen hauptsächlich auf Januar-Mai. Nach einer Tragzeit von ca. 171-180 Tagen gebären die Weibchen in der Regel ein einzelnes Junges [7]. Gefährdung und SchutzDer Nördliche Schweinsaffe gilt seit 2000, letztmals überprüft 2015, als gefährdet, weil angenommen wird, dass seine Bestände im Verlauf von 36-39 Jahren um über 30% abgenommen haben, und dass diese Entwicklung sich auch in Zukunft fortsetzt (Rote Liste: LEAST CONCERN) [2]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Nördliche Schweinsaffen werden zur Gewinnung von Fleisch und von Körperteilen für die Zwecke der traditionellen orientalischen Medizin gejagt. Lebende Tiere werden für die lokalen und nationalen Heimtiermärkte gefangen. In Thailand werden sie zum Pflücken von Kokosnüssen abgerichtet. Gebietsweise richten sie Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen und in Gärten an [2; 4; 7]. Von 1977-2020 exportierten Laos und Thailand 42 als "Macaca nemestrina" deklarierte lebende Wildfänge, bei denen es sich um Macaca leonina gehandelt haben muss. Im selben Zeitraum wurden Exporte von 22 Nachzuchttieren aus Vietnam und Russland erfasst [3]. HaltungWEIGL gibt als bekanntes Höchstalter 31 Jahre und 7 Monate an, erreicht von einem im Thüringer Zoopark Erfurt gehaltenen Weibchen, eine andere Quelle gibt für wildlebende Tiere ca. 26, für im Zoo gehaltene bis zu 35 Jahren an [5; 6]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird 2024 im EU/EFTA-Raum nur noch in einem Zoo gehalten, wo die Tiere mit Südlichen Schweinsaffen vergesellschaftet wurden. Ferner gibt es ein paar Haltungen auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Im deutschsprachigen Raum lief die letzte Haltung 2005 aus.Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung von bis zu 5 erwachsenen Nördlichen Schweinsaffen mindestens 2 Außengehege von 33 m² bei 3 m Höhe gefordert, zwischen denen die Tiere frei wechseln können, und für jedes zusätzliche Adulttier 6 m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots auf über das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, die wissenschaftlich nicht begründet ist. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos hielten eine Erhöhung des Platzangebots ebenfalls für angebracht schlugen aber im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere ein Außengehege von 30 m² bei 3 m Höhe angeboten werden sollte und dazu Abtrenngehege, das aber kleiner dimensioniert sein kann. Wie auch im Gutachten gefordert, sollen Schattenplätze sowie Sitzplätze vorhanden sein, auf denen die Tiere Schutz vor Wind, Niederschlägen und Kälte finden können. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 Nördliche Schweinsaffen ein Außengehege mit einer Grundfläche von 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier jeweils 3 m² Fläche zusätzlich vor. Ferner muss eine isolierte Schutzhütte vorhanden sein. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in kleinen Familiengruppen erfolgen und es ist für 5 Adulttiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 100 m² bei 3 m Höhe erforderlich, das über geeignete Unterstände gegen Witterungseinflüsse, wie Regen, Schnee, Wind, Sonneneinstrahlung und Hitze verfügt, die von allen Tieren gleichzeitig wahlweise aufgesucht werden können. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 10 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Nördliche Schweinsaffe wurde 1863 von dem in Kalkutta tätigen englischen Zoologen Edward BLYTH unter dem Namen "Inuus leoninus" erstmals wissenschaftlich beschrieben und wurde später in die 1799 von LACÉPÈDE für den Berberaffen aufgestellte Gattung Macaca überführt. Bis vor Kurzem wurde er als Unterart von Macaca nemestrina angesehen, heute gilt er als monotypische Art [4; 7]. Die Makaken sind ein weiteres Beispiel dafür, wie es durch die Aufwertung von Unterarten zu einer wundersamen Artenvermehrung kommen kann: als 1974 die erste ISIS-Taxonomie veröffentlicht wurde, waren gerade mal 12 Arten anerkannt. Mittlerweile sind es 22 [7]. |
Literatur und Internetquellen
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- BOONRATANA, R.et al. (2020). Macaca leonina (errata version published in 2020). The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T39792A186071807. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T39792A186071807.en. Downloaded on 02 August 2021.
- CITES TRADE DATA BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- NEW ENGLAND PRIMATE CONSERVANCY
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)