Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Schlank- und Stummelaffen (Colobinae)
Tribus: Schlankaffen (Presbytini)
Brillenlangur
Trachypithecus obscurus • The Dusky Leaf Monkey • Le semnopithèque obscur
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der potenziell gefährdete Brillenlangur ist dank seiner weißen Brillenzeichnung eine sehr auffällige Affenart, die sich gut als Botschafter für die zunehmend bedrohten Wälder Südostasiens und deren tierische Bewohner eignet. Er ist in europäischen Zoos nur schwach vertreten, aber dank einem Zuchtbuch eine der wenigen asiatischen Langurenarten (6 von 55), die hierzulande überhaupt zu sehen sind. Körperbau und KörperfunktionenDer Brillenlangur verdankt seinen deutschen Namen seinen auffallenden weißen Augenringen. Es handelt sich um eine kleinere Langurenart, bei der die Größen- und Gewichtsunterschiede zwischen den Geschlechtern gering sind. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 42-68 cm, die Schwanzlänge variiert von 57-81 cm. Männchen werden bis etwa 9.1 kg schwer, Weibchen bis 8.6 kg. Nebst der Brille ist auch die Maulpartie weiß, ansonsten ist das Gesicht dunkelgrau. Die Körperbehaarung ist oberseits graublau bis schwärzlich, am Bauch, den Extremitäten und der nicht sehr langen Kopfhaube heller. Die Farbe des Schwanzes geht ins Gelblichgraue [1; 3; 6]. VerbreitungSüdostasien: Auf der ganzen Malayischen Halbinsel, in Südwest-Thailand, Süd-Burma und einigen umliegenden Inseln [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Brillenlangur bevorzugt geschlossene primäre Regenwälder, geht aber auch in Sekundärwälder, Parks und andere Grünflächen im Siedlungsgebiet. Er ist tagaktiv und überwiegend baumlebend und frisst vornehmlich Laub, nimmt aber auch Blüten, Knospen und anderes Pflanzenmaterial sowie gelegentlich Insekten. In Gummibaumplantagen kann er in kurzer Zeit erhebliche Schäden anrichten [2; 6]. Typischerweise leben die tagaktiven Brillenlanguren in Haremsgruppen oder gemischtgeschlechtlichen Gruppen von 9-17 Tieren. In einer Gruppe leben im Mittel 2.5 Männchen. Überzählige Männchen schließen sich zusammen oder streifen einzeln umher. Die Streifgebiete der Gruppen haben einen Umfang von etwa 35 ha [1; 6]. Nach 7-monatiger Tragzeit wird jeweils ein einzelnes, goldgelbes Jungtier zur Welt gebracht. Es sieht damit ganz anders als die Erwachsenen aus, hat mit seiner Farbe eine äußerst anziehende Wirkung und wird vom ersten Tag an von allen Gruppenmitgliedern abwechselnd herumgetragen. Mit etwa 3 Monaten beginnt es, sich umzufärben [1; PM Zoo Wuppertal]. Gefährdung und SchutzDer Brillenlangur wurde aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als potenziell gefährdet angesehen. Eine Neubeurteilung aus dem Jahr 2015 führte ab 2020 zur Einstufung als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED). Die Bejagung ist ein Grund für diesen Rückgang, Hauptsächliche Ursache sind aber die Lebensraumverluste durch die sich ausbreitenden Ölplantagen, landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen. Seit 1980 sind etwa 70% der Wälder im Verbreitungsgebiet der Art verloren gegangen und die Bestände der Art haben vermutlich um über 50% abgenommen [2]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenDer Brillenlangur wird zur Gewinnung von Fleisch bejagt [2]. Von 1977-2017 registrierten Malaysia und Thailand nebst wenig Wissenschaftsmaterial die Ausfuhr von 23 lebenden Wildfängen. Die letzte Ausfuhr erfolgte 2009. Im selben Zeitraum wurden 36 Nachzuchttiere über internationale Grenzen verschoben [4]. HaltungBrillenlanguren können gemeinsam mit Weißhandgibbons, Binturongs, Prevost-Schönhörnchen und Munjaks gehalten werden [7], zweifellos auch mit Zwergottern. WEIGL gibt als Höchstalter 33 Jahre und 10 Monate an, erreicht von einem noch lebenden Weibchen im Zoo Wuppertal [6]. Haltung in europäischen Zoos: In Europa sind diese interessanten und schwierig zu ernährenden Affen nur noch in sehr wenigen Zoos zu sehen. Für Details siehe Zootierliste. Es gab ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Zoo Breslau geführt, aber 2019 aufgegeben wurde. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung einer "sozial intakten Gruppe" von bis zu 5 erwachsenen Languren ein Außengehege von 40 m² und ein Innengehege von 30 m² bei jeweils 3.50 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier außen und innen je 2m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots auf beinahe das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, für die es keine Begründung gibt. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos schlugen im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere ein Außengehege von 30 m² und ein Innengehege von 20 m² bei jeweils 3 m Höhe und für jedes weitere Tier außen 2 m², innen 1.5 m² mehr Fläche angeboten werden sollte. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für 5 kleine Languren ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) muss die Haltung paarweise oder in Familiengruppen erfolgen und es ist für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von 100 m² bei 5 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche der Geheges um jeweils 10 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Brillenlangur wurde 1837 von James REID, einem Mitglied der Londoner Zoologschen Gesellschaft unter dem Namen "Semnopithecus obscurus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später wurde er der vom sächsischen Zoologen Heinrich Gottlieb Ludwig REICHENBACH 1862 aufgestellten Gattung Trachypithecus zugeordnet. Er bildet zusammen mit T. phayrei, T. barbei und T. crepusculus eine Artengruppe. Gegenwärtig werden 7 Unterarten unterschieden [7]. |
Literatur und Internetquellen
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- BOONRATANA, R. et al. (2020). Trachypithecus obscurus. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T22039A17960562. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-2.RLTS.T22039A17960562.en. Downloaded on 15 July 2020.
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE<
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)<
- KRAAIJ, E. & TER MAAT, P. (2011)
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