Tonkin-Schwarzlangur (Trachypithecus françoisi) im Zoo Besançon
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: EUARCHONTOGLIRES
Ordnung: Affen und Halbaffen (PRIMATES)
Unterordnung: Affen (Simiae / Haplorrhini
Teilordnung: Eigentliche Affen (Simiiformes)
Überfamilie: Altwelt- oder Schmalnasenaffen (Catarrhini)
Familie: Meerkatzenverwandte (Cercopithecidae)
Unterfamilie: Schlank- und Stummelaffen (Colobinae)
Tribus: Schlankaffen (Presbytini)
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Tonkin-Schwarzlangur
Trachypithecus francoisi • The François’s Langur • Le semnopithèque de François
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Tonkin-Schwarzlangur ist ein stark gefährdeter Vertreter der Gattung Trachypithecus aus Nordvietnam und Südchina. In europäischen Zoos wird er nur selten gezeigt, weil sich die Zoos auf den Java-Haubenlanguren (Trachypithecus auratus) konzentrieren. Körperbau und KörperfunktionenDer Tonkin-Schwarzlangur erreicht eine Kopf-Rumpflänge von 50-63 cm, eine Schwanzlänge von 74-90 cm und ein Gewicht von 5.5-7.9 kg, wobei die Weibchen etwas kleiner und leichter sind als die Männchen. Das Fell ist glänzend schwarz bis auf einen weißen, aus leicht verlängerten Haaren bestehenden Backenbart. Auf dem Kopf hat er einen großen Schopf mit zwei Haarwirbeln. Es gibt auch Individuen mit hellem oder goldgelbem Oberkopf [1; 3; 5; 8]. VerbreitungSüdostasien: Südchina (Chongqing, Guangxi, Guizhou, Sichuan) und Nord-Vietnam [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Tonkin-Langur besiedelt immergrüne Regen- und Monsunwälder vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 1'500 m mit steilen Kalkfelsen, in deren Höhlen und Spalten er schläft und Schutz vor Witterungseinflüssen findet. Die Umgebungstemperaturen liegen zwischen 5 und 40ºC. Die Tiere ernähren sich überwiegend von Blättern, aber auch Schösslinge, Früchte und Sämereien machen einen beträchtlichen Teil ihrer Nahrung aus. Es gibt keine feste Fortpflanzungszeit. Nach einer Tragzeit von 184 (169-199) Tagen wird ein einzelnes Jungtier geboren. Dieses ist bei Geburt gelborange und beginnt sich ab der 3. Lebenswoche umzufärben. Mit 6 Monaten ist es ganz schwarz [2; 8]. Gefährdung und SchutzWegen nicht-nachhaltiger Bejagung und Lebensraumverlusts wird angenommen, dass der Bestand innerhalb von 36 Jahren um mehr als 50% abgenommen hat und nur noch rund 2'000 erwachsene Individuen umfasst. Der Tonkin-Schwarzlangur gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008, letztmals überprüft 2015, als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) [2]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenDer Tonkin-Schwarzlangur wird hauptsächlich zur Gewinnung von Körperteilen für die Zwecke der traditionellen orientalischen Medizin und weniger wegen seines Fleischs gejagt [2]. Von 2001-2018 registrierten Vietnam und China bei der Ausfuhr nur sehr wenige Teile und Erzeugnisse, aber keine lebenden Tiere. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 17 Nachzuchttieren erfasst [4]. HaltungTonkin-Schwarzlanguren können gemeinsam mit Zwergottern gehalten werden [10]. Die Erstzucht außerhalb Ostasiens gelang 1981 dem San Diego Zoo, der zwei Zuchtgruppen von bis zu 15 Tieren aufbaute. Diese wurden in Gehegen mit einer Grunfläche von 30 bzw. 100 m² und einer Höhe von 4.6 bzw. 6 m gehalten [9]. WEIGL gibt als Höchstalter ca. 23 Jahre an, erreicht von einem im San Diego Zoo gehaltenen Weibchen [6]. Haltung in europäischen Zoos: 1966 konnte der Zoo Duisburg als erster Zoo außerhalb Asiens ein Paar Tonkin-Schwarzlanguren zeigen. Allerdings lebten die Tiere nur wenige Monate [9]. Heute (2024) wird die Art in weniger als 10 Zoos gehalten, darunter zwei Junggesellengruppen,von denen sich nur einer im deutschsprachigen Raum befindet. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Im Säugetiergutachten 2014 des BMEL wird für die Haltung einer "sozial intakten Gruppe" von bis zu 5 erwachsenen Languren ein Außengehege von 40 m² und ein Innengehege von 30 m² bei jeweils 3.50 m Höhe gefordert und für jedes zusätzliche Adulttier außen und innen je 2m² Fläche mehr. Dies ist eine Erhöhung des Raumangebots auf beinahe das Doppelte gegenüber dem Gutachten’96, für die es keine Begründung gibt. Die Tierschutzsachverständigen der Zoos schlugen im Differenzprotokoll vor, dass für 5 Tiere ein Außengehege von 30 m² und ein Innengehege von 20 m² bei jeweils 3 m Höhe und für jedes weitere Tier außen 2 m², innen 1.5 m² mehr Fläche angeboten werden sollte. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 5 kleine Languren ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von je 15 m² bei 3 m Höhe und für jedes weitere Tier 3 m² Fläche zusätzlich vor. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) muss die Haltung paarweise oder in Familiengruppen erfolgen und es ist für 5 Adulttiere ein Außen- und ein Innengehege mit einer Grundfläche von 100 m² bei 5 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche der Geheges um jeweils 10 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Tonkin-Schwarzlangur wurde 1898 von Eugène de POUSARGUES, einem Präparator am Muséum national d'histoire naturelle in Paris, als "Semnopithecus francoisi" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Trachypithecus war bereits 1862 von dem sächsischen Zoologe Heinrich Gottlieb Ludwig REICHENBACH eingeführt worden. Die ehemaligen Unterarten poliocephalus, hatinhensis, laotum und delacouri wurden 1995 in den Rang von Arten erhoben. Seitdem ist francoisi monotypisch [7; 8]. |
Literatur und Internetquellen
- BERGER, G. & TYLINEK, E. (1984)
- NADLER, T., QUYET, L.K., COVERT, H. & LONG, Y. (2020.) Trachypithecus francoisi. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T39853A17958817. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T39853A17958817.en . Downloaded on 17 December 2020.
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- GIBSON, D. & CHU, E. (1992)
- KRAAIJ, E. & TER MAAT, P. (2011)