Equus africanus f. asinus x Equus ferus f. caballus) im Schweizerischen Freilichtmuseum Ballenberg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERiA
Ordnung: Unpaarzeher (PERISSODACTYLA)
Familie: Pferdeartige (Equidae)
Maultier, Maulesel und Zebroide
Equus hybr. • Mule, Hinny, and Zebroids • Mulet, bardot et zébroïdes
- Stammformen
- Maultier
- Maulesel
- Zebroide
- Sonstige
- Wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung
- Haltung im Zoo
- Literatur und Internetquellen
- Einzelne Rassen
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Die verschiedenen Equidenarten lassen sich kreuzen. Sie sind allerdings nicht so nahe verwandt, dass die Kreuzungsprodukte im Normalfall fortpflanzungsfähig wären. Will man also solche Hybriden produzieren, braucht es stets Zuchttiere beider Arten. StammformenWird ein Eselhengst mit einer Pferdestute verpaart, ist das resultierende Fohlen ein Maultier. Das Ergebnis aus der Kreuzung eines Pferdehengstes und einer Eselstute ist ein Maulesel. Kreuzungen zwischen Zebras und Eseln oder Pferden nennt man Zebroide. Hauspferde haben 32 Chromosomenpaare, Hausesel nur 31. In den Spermien und Eizellen befindet sich jeweils nur ein halber Chromosomensatz. Im Fall einer Kreuzung der beiden Arten bekommt das Jungtier daher 32 einzelne Chromosomen vom Elternteil Pferd und 31 dazugehörige Chromosomen vom Elternteil Esel. Das 63. Chromosom ist dadurch alleinstehend, was in den allermeisten Fällen Unfruchtbarkeit zur Folge hat. Allerdings können trotz ungleicher Chromosomenzahl vereinzelt funktionelle Ei- oder Spermienzellen entstehen, was in extrem seltenen Fällen zu einem gesunden Fohlen führen kann [6]. Zebras lassen sich mit Pferden, Eseln und Halbeseln kreuzen [3]. 2013 brachte in Italien eine Eselstute ein Zebroidfohlen zur Welt, dessen Vater ein Steppenzebrahengst war, Esel haben typischerweise 31 Chrosomenpaare, Steppenzebras aber nur 22. Das Zebroid hatte von jedem Elternteil je einen vollständigen haploiden Chromosomensatz mitbekommen, was einen diploiden Satz von 53 Chromosomen ergab [5] MaultierSchon sehr früh kreuzte man im Orient Esel und Pferde. ALEXANDER DER GROSSE soll von 64 Maultieren von seinem Indienfeldzug in die Heimat zurückgeführt worden sein. Im antiken Rom hatte das Maultier eine große Bedeutung als Last-, Zug- und Reittier und wurde hoch geschätzt. Seine Bedeutung für das Transport- und Postwesen ist durch mehrere Quellen belegt. Kaiserin POPPAEA ließ ihren Liebligsmaultieren goldene Sandalen anfertigen. Durch die Römer wurden die Maultiere sehr bald in andere Länder eingeführt, so in das heutige Spanien, Frankreich und die Schweiz, wo in der Folge eigene Zuchten aufgebaut wurden [3; 4; 8]. Fast immer ist das Maultier größer als sein Eselvater, es kann aber auch größer als die Mutter werden, was dem Heterosiseffekt zuzuschreiben ist. In Frankreich kreuzte man die großen Poitouesel mit Belgischen Kaltblutstuten und exportierte sie hauptsächlich nach Südamerika. Mit einer Last von anderthalb Zentnern konnten sie täglich 25-30 km zurücklegen. In Südfrankreich, Italien und Spanien wurden Esel mit edlen Warmblutpferden gekreuzt, was genügsame, trittsichere Reittiere ergab [3]. In der Schweiz wurden hauptsächlich zwei Typen gezüchtet: ein grossrahmiges Zugtier von 155 bis 175 cm Widerristhöhe und ein kleineres, leichteres Reit- und Saumtier von 140 bis 150 cm Grösse [6]. Maultiere eignen sich besonders für die Säumerei im unwegsamen Gelände. Sie werden im Train, einer Truppengattung der Schweizer Armee, als Zug- und Tragtiere eingesetzt. Während die Armee bis in die frühen 1990er Jahre die Maultierzucht gezielt gefördert hatte, besass das Nationalgestüt in Avenches 2008 nur noch einen einzigen Eselhengst. Wegen ihres ruhigen Charakters kommen in der Zucht oft Freiberger Stuten zum Einsatz. Die Maultierfohlen werden durch den Freibergerzuchtverband registriert [4]. Auch das österreichische Bundesheer und die deutsche Bundeswehr verfügen über Maultiere und betreiben dazu in Hochfilzen (Tirol) bzw. Bad Reichenhall je ein Tragtierzentrum. Die Tiere gelangen nicht nur im Inland zum Einsatz, sondern auch bei Auslandseinsätzen, wo oft Militärfahrzeuge nicht so leicht durch enge Gassen kommen oder wo der Einsatz im Hochgebirge wirtschaftlicher ist als der von Helikoptern. Österreich hat dies im Kosovo getestet. Ob die Tiere künftig aus Hochfilzen eingeflogen werden sollen oder ob man an Ort und Stelle Tiere beschafft, wird vom jeweiligen Einsatz abhängen. Die Bundeswehr sah die Tragtiere in Afghanistan, wo bis auf 6000 m Höhe marschiert wurde, gegenüber Helikoptern im Vorteil [12]. MauleselMaulesel ähneln mehr einem Esel als einem Pferd und sind in der Regel kleiner als Maultiere. Sie sind relativ selten. Ein Grund dafür ist, dass die Trächtigkeit der Eselstute durch die Bildung von Antikörpern gegen das Hybridfohlen stark erschwert wird und deshalb nicht jedes Maulesel-Fohlen ausgetragen werden kann. Obwohl Maulesel und Maultiere normalerweise unfruchtbar sind, zeigen sie ein natürliches Sexualverhalten wie ihre Eltern. Hengste können ähnlich aggressiv werden wie Eselhengste, selbst wenn ihr Sperma unfruchtbar ist. Männliche Tiere werden daher normalerweise im Alter von 1-2 Jahren kastriert. Die Stuten werden nicht alle rossig [6]. ZebroideDie äußere Gestalt eines Zebroids hängt vom Elternpaar ab, sie können aber auch Merkmale haben, die beim Elternpaar nicht vorhanden sind. Unabhängig von der beteiligten Zebraart ist die Streifung meist sehr eng. Das bei Zebras nicht vorkommende Schulterkreuz kann ausgeprägt und die Beinstreifung kräftiger sein als beim Zebra-Elternteil. Bergzebras haben 16 Chromosomenpaare, Steppenzebras 22 und Grévy-Zebras 23. Während aus dem Freiland fruchtbare Hybriden aus der Verpaarung von Gévyhengsten mit Steppenzebrastuten bekannt sind, dürften Kreuzungsprodukte von Bergzebra und den beiden anderen Arten in der Regel wohl eher steril sein [2; 3; 7]. Die Naturschutzbehörde der West-Kap-Provinz hat für die Zebrahalter ein Merkblatt mit Identifizierungshilfen herausgegeben, um die Gefahr von Hybridisierungen zu minimieren [11]. SonstigeIm Juni 1953 wurde im Prager Zoo ein Stutfohlen von einem Kulanhengst (Equus heminous kulan) aus einer Hauseselstute geboren. Dieses war steril. Es lebte zwei Jahre im Zoo und wurde dann nach Mährisch-Ostrau abgegeben [10]. Wirtschaftliche und kulturelle BedeutungDer Weltbestand an Maultieren und Mauleseln nahm laut FAO von 1961 bis 2014 von 10.5 Millionen auf 10 Millionen Individuen leicht ab [1]. Am weitesten verbreitet sind sie in Südamerika und Asien, den größten Bestand hat China [6]. In der Schweiz betrug der Maultierbestand von 1866-1942 ca. 3'200 Tiere. Davon entfielen 60-70% auf den Kanton Wallis, wo die 1835-72 betriebenen kantonalen Eseldeckstationen die Zucht schon früh förderten. Danach ging es abwärts. Seit 2002 hält die Armee fast keine Maultiere mehr. 2005 gab es im ganzen Land nur noch ca. 700-800 Maultiere, die hauptsächlich als Reit- und Saumtiere im Freizeitbereich Verwendung fanden. Von 2012-16 war eine Zunahme des Bestands zu verzeichnen. Der Mauleselbestand ist in der Schweiz unerheblich [4; 6]. Haltung im ZooDie Stuten und Wallache können in der Regel in gemischten Gruppen mit anderen domestizierten Equiden gehalten werden. In einer Pferdegruppe sind Maultiere fast immer rangniedrig und vermeiden unnötige Rangkämpfe [5]. Haltung in europäischen Zoos: In europäischen Zoos werden Maultiere, Maulesel und Zebroide nur vereinzelt gehalten. Vor Jahrzehnten gab es im Zoo Basel einige Zwergmaultiere, die dadurch entstanden waren, dass ein Zwergeselhengst Shetlandponystuten gedeckt hatte. Mindestanforderungen an Gehege: In Österreich und der Schweiz sind die minimalen Dimensionen von Boxen, Fressplätzen etc. mit der Widerristhöhe korreliert. Die entsprechenden Angaben finden sich in Anlage 1 der 1. Tierhaltungsverordnung Österreichs bzw. in Tabelle 7 der Schweizerischen Tierschutzverordnung. |
Literatur und Internetquellen
- AGRECOL
- CORDINGLEY J.E., SUNDARESAN, S. R., FISCHHOFF, I. R., SHAPIRO, B., RUSKEY, J & RUBENSTEIN, D. I. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HISTORISCHES LEXIKON DER SCHWEIZ
- IANNUZZI, A., PEREIRA, J., IANNUZZI, C., FU, B. & FERGUSON-SMITH, M. (2017)
- JACKSCH, J. & BACHMANN, M. (2018)
- JÓNSON, H. et al. (2014)
- KRUMBIEGEL, I. (1958)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- VOLF, J. (2010)
- CAPE NATURE (undat.). PREVENTING HYBRIDIZATION OF CAPE MOUNTAIN ZEBRA. Merkblatt.
- FRANKFURTER RUNDSCHAU vom 16.09.2016
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