Bartrobbe (Erignathus barbatus)im Océanopolis Brest
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia) bzw. Robben (Pinnipedia)
Familie: Hundsrobben (Phocidae)
Bartrobbe
Erignathus barbatus • The Bearded Seal • Le phoque barbu
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Bartrobbe ist eine große Hundsrobbe aus dem Nordpolargebiet, die sich im Prinzip dafür eignen würde, auf die Problematik des Klimawandels und der industriellen Erschließung der Arktis aufmerksam zu machen. Sie wird in europäischen Zoos aber nur sehr selten gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Länge von 210-250 cm und einem Gewicht von 250-450 kg gehört die Bartrobbe zu den großen Vertretern ihrer Familie. Weibliche Tiere sind im Mittel etwas größer als männliche. Der Körper ist lang und relativ schlank, der Kopf klein. Die Vorderflossen sind rechteckig. Der weiße Oberlippenbart ist stark ausgeprägt. Das Fell der Erwachsenen ist einfarbig silbergraublau bis rot- oder dunkelbraun. Jugendliche Tiere zeigen eine schwache Fleckung. Neugeborene sind etwa 130 cm lang und wiegen ca. 34 kg. Sie haben ihre Lanugo wird bereits im Uterus abgestoßen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Robben haben Bartrobbenweibchen vier Zitzen [1; 2; 5]. VerbreitungArktische und subarktische Meere: Nordatlantik und Nordpazifik mit Nördlichem Eismeer, Barents-, Beaufort-, Bering-, Kara-, Labrador-, Laptew-, Bering-, Ochotsk- und Ostsibirischer See sowie Baffin und Hudson Bay [2; 5]. Lebensraum und LebensweiseBartrobben besiedeln flache, zirkumpolare Gewässer mit treibendem Packeis. Wo Eis fehlt, gehen sie an Kiesstränden an Land. Ihre Nahrung suchen sie bis in 50 m Tiefe auf dem Meeresboden auf Tauchgängen, die bis 20 Minuten dauern können. Sie ernähren sich hauptsächlich von Muscheln und Seeschnecken, daneben fressen sie Krebstiere wie Seespinnen oder Garnelen, Polardorsche, Stinte, Groppen, Flundern und andere Fische [1; 2; 5]. Hauptpaarungszeit ist im Juni. Die Männchen "singen" dann oder stoßen Wasserblasen aus, um Weibchen anzulocken oder ihr Revier zu markieren. Nach einer Tragzeit von 10.5-11 Monaten, wovon 2.5-3 Monate auf eine Keimruhe entfallen, wird auf dem Packeis ein einzelnes Jungtier geboren. Dieses geht schon nach wenigen Stunden ins Wasser. Es wird mit 12-24 Tagen entwöhnt und hat dann bereits ein Gewicht von 78-110 kg. Die Bullen werden mit 5-7 Jahren, die Kühe mit 4-6 Jahren geschlechtsreif [1; 5]. Gefährdung und SchutzDie Bartrobbe ist weit verbreitet, hat einen großen Bestand und wird nicht sehr stark bejagt. Sie gilt daher nach einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Im Zuge des Klimawandels könnte sich dies allerdings ändern [2]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Kegelrobbe fällt unter Anhang V der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Bedeutung für den MenschenWirtschaftliche Bedeutung: Bartrobben werden heute überwiegend im Rahmen der Subsistenzjagd durch die lokale Bevölkerung genutzt [2]. HaltungDen publizierten Altersrekord hält ein männliches Tier im Ochotsk-Aquarium im japanischen Abashiri, das dort im Alter von 14 Jahren und 7 Monaten noch lebte [4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2024) nur in vier europäischen Einrichtungen gehalten, von denen sich keine im deutschsprachigen Raum befindet. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 des BMEL besagt, dass die Fläche des Hauptbeckens für 5 Bartrobben 200 m² groß sein muss. Dies entspricht den Best Practice Empfehlungen der EAZA, ist also keine Mindestanforderung. Das Becken muss ferner gegen 3 m tief sein, so dass die Tiere im Großteil des Beckens vertikal frei im Wasser treiben können. Dies wird mit dem Schlafverhalten begründet [3]. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 80 m² und einer Tiefe von 2 m vor. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 10 m² zu erhöhen. Ferner ist ein Landteil von 10 m² pro Robbe erforderlich. Dies ist für Seehunde und Ringelrobben akzeptabel, für die deutlich größeren Bartrobben (die in der Schweiz noch nie gehalten wurden), wohl etwas knapp. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für bis zu 5 Tieren ein Becken mit einer Mindestfläche von 200 m² und einer Tiefe von 1.5 m, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 20 m zu erhöhen. Es ist ein Landteil erforderlich, der es allen Robben erlaubt, sich gleichzeitig am Land aufzuhalten, ferner müssen Absperrboxen vorhanden sein, deren Maße sich nach der Körpergröße der Art richtet. Taxonomie und NomenklaturDie Bartrobbe wurde 1777 von Johann Christian Polycarp ERXLEBEN, der Professor für Physik und Tierheilkunde an der Universität Göttingen war, als "Phoca barbata" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1866 stellte sie der der am Smithsonian Institute tätige amerikanische Zoologe Theodore Nicholas GILL in die heute gültige Gattung Erignathus. Es werden zwei Unterarten differenziert: die im Nordatlantik und den anschließenden subarktischen und arktischen Meeren vorkommende Nominatform und E. b. nauticus aus dem Nordpazifik und den anschließenden Meeren [5]. |
Literatur und Internetquellen
- GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
- KOVACS, K.M. (2016). Erignathus barbatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T8010A45225428. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T8010A45225428.en . Downloaded on 15 June 2020
- MEIJER, G. & JOUSTRA, T. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)