Riesenkanadagänse (Branta canadensis maxima) im Zoo Augsburg
© P. Bretschneider, Zoo Augsburg
Ordnung: Gänsevögel (ANSERIFORMES)
Familie: Enten und Gänse (Anseridae)
Unterfamilie: Gänseartige (Anserinae)
Tribus: Schwäne und Gänse (Anserini)
Kanadagans
Branta canadensis • The Canada Goose • La bernache du Canada
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die Kanadagans ist eine in ihrem nordamerikanischen Ursprungsgebiet nicht gefährdete, sich in Europa invasiv verhaltende Art, die aber noch nicht auf der schwarzen Liste der EU steht. In europäischen Zoos wird sie sehr oft gezeigt, wobei es sich überwiegend um Vögel handelt, deren Unterart-Status nicht bekannt ist. Körperbau und KörperfunktionenJa nach Unterart variiert die Gesamtlänge der Kanadagans von ca. 90-110 cm. Sie kann ein Gewicht von 2.4 bis 6 (-10) kg erreichen. Gänse sind etwas kleiner und leichter als die Ganter. Kopf und Hals sind schwarz mit einem weißen Fleck über Kehle und Wangen. Das Körpergefieder ist braun [5; 6; 9: 11]. VerbreitungNordamerika: Grönland, Kanada, Mexiko (Überwinterungsgebiet), Saint Pierre und Miquelon, USA. Eingeführt in Belgien, Dänemark, Deutschland, Färöer, Finnland, Frankreich, Neuseeland (B.c. maxima), Niederlande, Norwegen, Polen, Schweden. Ausdehnung der europäischen Population. Irrgäste und aus Haltungen entwichene Vögel in zahlreichen anderen europäischen Ländern [3; 8]. Lebensraum und LebensweiseDie Kanadagans nistet an Gewässerufern, auf Inseln oder im Flachwasserbereich von Stillgewässern. Sie ist ein Kulturfolger, der sich auch in städtischen Parks breitmacht. Sie ernährt sich größtenteils von pflanzlicher Kost, die sie hauptsächlich durch Weiden an Land zu sich nimmt. Gebrütet wird einzelpaarweise oder in Kolonien. Die Gelege bestehen aus 4-7 (1-12) gelblich-weißen, 86x58 mm großen Eiern, die allein von der Gans während (24-)28-30 Tagen bebrütet werden. Sind mehr als 8 Eier in einem Nest stammt das Gelege vermutlich von mehr als einem Weibchen. Die Gössel werden mit 40-86 Tagen flügge und gelangen mit 2-3 Jahren erstmals zur Fortpflanzung [6; 9, 11]. Gefährdung und SchutzMit einem Weltbestand der irgendwo zwischen einer und zehn Millionen Individuen liegt, gilt die Art nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3]. Der internationale Handel mit (Großen) Kanadagänsen wird durch CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang II der europäischen Vogelschutz-Richtlinie (2009/147/EG) und des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS). Nach Anhang 1 der Jagdverordnung gilt die Kanadagans in der Schweiz als nicht einheimische Art, deren Einfuhr und Haltung einer jagdrechtlichen Bewilligung bedarf. Situation in Europa: Die Kanadagans wurde bereits im 17. Jahrhundert in Großbritannien und Irland, 1929 in Schweden, 1936 und 1958 in Norwegen und 1964 in Finnland eingeführt [2]. Sie verhält sich invasiv. In Großbritannien nahm der Bestand zwischen 1953 und 1991 von 2200-4000 auf 64'000 Vögel zu. In Schweden, wo einige der ausgesetzten Gänse 1933 erstmals brüteten, gibt es mittlerweile rund 10'000 Brutpaare. Diese sollen, ebenso wie die Bestände in Finnland und Nowegen, auf nur 4 Tiere zurückgehen, die vom Tierpark Hagenbeck erworben wurden und einem weiteren aus der britischen Population. Auch in Deutschland, wo die erste Freilandbeobachtung aus dem Jahr 1884 datiert, ist der Bestand etabliert und liegt bei etwa 1000 Paaren, wächst aber nur langsam [1; 8; 14]. Mittlerweile wird die Art jedoch in einzelnen Bundesländern bejagt. In der Schweiz kam es ab 2001 zu einzelnen Brutversuchen, die aber kaum je erfolgreich waren [10]. Bedeutung für den MenschenDie Kanadagans wird zur Fleischgewinnung oder als Sport bejagt und wird laut IUCN für den internationalen Tierhandel genutzt [3]. In Kanada haben die in der gemäßigten Klimazonen seit etwa 1970 stark zugenommen und verursachen Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen und sonstige Konflikte. Ab den 1990er-Jahren wurde daher die Bejagung zunehmend liberalisiert und durch Entfernen von Nestern oder Schüttlen der Eier wird versucht, das Wachstum zu bremsen [12]. HaltungKanadagänse werden am besten auf gemeinschaftlichen Wasser- oder Stelzvogelanlagen mit Teich und möglichst mit Rasen bestandener Landfläche gehalten. Da die Vögel zur Brutzeit ihr Territorium aggressiv gegen andere Gänse verteidigen, erfolgt die Zucht vorzugsweise in kleineren Einzelgehegen mit Rasen und einem 5-10 m² messenden Wasserbecken, das erforderlich ist, weil die Kopulation im Wasser stattfindet [6]. In manchen Zoos fallen auch Trupps wilder Kanadagänse ein, um Grasflächen zu beweiden oder an den Futtertischen zu parasitieren. Alle Gänsevögel sind sehr empfänglich für das hochpathogene Geflügelpestvirus. 2016 verendeten in einem deutschen Zoo eine Kanada- und eine Kurzschnabelgans als einzige Zoovögel an der durch eine Wildvögel eingeschleppten Seuche. In der Folge mussten auf amtliche Anordnung alle Gänse des Parks getötet werden [13]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 220 Zoos gehalten, von denen sich um die 40% im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Wildgänse. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs sind sie mindestens paarweise in Außenanlagen mit offenen Wasserflächen und angrenzendem Landteil zu halten. Bei Volierenhaltung sind pro Paar 8 m² Fläche bei einer Höhe von 4(!) m vorzusehen. Taxonomie und NomenklaturDie Kanadagans wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Anas canadensis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Branta wurde 1769 vom italienischen Arzt und Naturforscher Giovanni Antonio SCOPOLI eingeführt. Von der Kanadagans wurden 12 Unterarten beschrieben, die seit 2004/05 auf zwei verschiedene Arten aufgeteilt werden: Die Zwergkanadagänse (Branta hutchinsii) sowie die Großen Kanadagänse (Branta canadensis) mit den Unterarten canadensis, fulva, interior, maxima, moffitti, occidentalis und parvipes [4; 5]. Die Riesenkanadagans (B. c. maxima) aus den Prärien des amerikanischen Mittelwestens wurde erst 1951 von Jean DELACOUR beschrieben. Dies zu einem Zeitpunkt, wo die Unterart bereits als ausgestorben galt. 1962 wurde eine überlebende Population bei Rochester in Minnesota wiederentdeckt. In der Folge nahm der Bestand zu und ist heute wieder sicher [7]. |
Literatur und Internetquellen
- BAUER, H.-G. und WOOG, F. (2008)
- BEZZEL, E. (1985)
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Branta canadensis. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22679935A131909406. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22679935A131909406.en. Downloaded on 23 November 2019.
- DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HAGEMEIJER, W. J. M. & BLAIR, M. J. (eds., 1997)
- KOLBE, H. (1972)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991
- CANADIAN WILDLIFE SERVICE WATERFOWL COMMITTEE - REPORT 2019
- FLÜGGER M (2017)
- TEGELSTRÖM, H. & SJÖBERG, G. (1995)