Grauflügel-Trompetervogel

Ordnung: Kranichvögel (GRUIFORMES)
Unterordnung: Kranichverwandte (GRUES)

Familie: Trompetervögel (Psophiidae)

D LC 650

Grauflügel- oder Graurücken-Trompetervogel

Psophia crepitans • The Grey-winged Trumpeter • L'agami trompette

215 006 001 002 psophia crepitans WVPW1Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) im Weltvogelpark Walsrode © WVPW

 

215 006 001 002 psophia crepitans mapApproximative Verbreitung des Grauflügel-Trompetervogels (Psophia crepitans)

 

215 006 001 002 psophia crepitans huachipa PD1Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) im Zoológico Huachipa, Lima © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

215 006 001 002 psophia crepitans HAL PD1Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) im Zoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

215 006 001 002 psophia crepitans HAL KR1Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) im Zoo Halle © Klaus Rudloff, Berlin

 

215 006 001 002 psophia crepitans WVPW2Sich sonnender Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) im Weltvogelpark Walsrode © WVPW

 

215 006 001 002 psophia crepitans WVPW3Schlüpfender Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) im Weltvogelpark Walsrode © WVPW

 

Weitere Bilder auf BioLib.cz

Stimme auf XENO-CANTO

Der potenziell gefährdete Grauflügel-Trompeter ist ein Vogel, der sehr zutraulich werden kann und der freilaufend in Tropenhallen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zieht. Er ist daher ein geeigneter Botschafter für den Schutz der südamerikanischen Regenwälder, der in europäischen Zoos in mittlerer Häufigkeit gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Grauflügel-Trompetervogel erreicht eine Gesamtlänge von 45-52 cm und ein Gewicht von 1'000-1'500 g. Seine Beine sind blass grünlich-grau. Sein Gefieder ist schwarz mit zum Teil metallisch-blauem Glanz, bis auf die Schulterdecken und Armschwingen, die aschgrau bis bräunlich sind [4; 5].

Verbreitung

Südamerika, Amazonasbecken: Brasilien, Ekuador, Französisch Guiana, Guyana, Kolumbien, Peru, Surinam, Venezuela [1].

Lebensraum und Lebensweise

Trompetervögel besiedeln tropische Feuchtwälder mit alten Bäumen vom Meeresspiegel bis auf eine Höhe von 750 m. Sie sind tagaktiv und verbringen die Nacht geschützt auf Bäumen. Am Morgen verlassen sie ihre Schlafplätze und flattern hinab auf den schattigen Boden, wo sie tagsüber die meiste Zeit verbringen. In Gruppen von 3-15 Individuen schreiten sie ihr bis 88 ha großes Revier ab, das sie benötigen, um ausreichend Früchte, Samen und Insekten zu finden und das sie gegenüber Artgenossen sehr aggressiv verteidigen. Weibchen und Jungtiere haben während Revierkämpfen die Aufgabe, möglichst lautstark und imponierend zu rufen. Währenddessen verjagen und bekämpfen die Männchen die Individuen der fremden Gruppe. Innerhalb jeder Gruppe, die von einem erfahrenen Individuum angeführt wird, gibt es eine strenge Rangordnung. Es kommt durchaus vor, dass rangniedere Tiere ihre eigene Gruppe verlassen, wenn sie in einer anderen Gruppe einen höheren Rang erlangen können. Häufig sind dies Jungvögel, die mit etwa ein bis zwei Jahren geschlechtsreif werden. Unter den Trompetervögeln herrscht Polyandrie: Nur das ranghöchste Weibchen verpaart sich mit mehreren Männchen. Alle Gruppenmitglieder helfen jedoch bei der Bebrütung der Eier und der Aufzucht der Jungtiere [1; 4; 5].

Im Jahr 2015 zog der Weltvogelpark Walsrode nicht weniger als 22 Jungtiere nach. Die Gelege umfassten jeweils 4-5 Eier, die gegen Kunsteier ausgetauscht und in der Brutmaschine bebrütet wurden. Beim Schlupf hatten die Küken ein Gewicht von etwa 40 g. Sie wurden jeweils einzeln in 30-40 cm hohe Kisten gesetzt und vom ersten Tag an mit je einem, ebenfalls sehr jungen, Hühnerküken vergesellschaftet, um zu verhindern, dass sich die jungen Trompetervögel zu sehr auf den Menschen prägen. Zudem lernten die Trompetervögel von ihnen durch Nachahmen, selbstständig Futter aufzunehmen [Text Weltvogelpark Walsrode].

Gefährdung und Schutz

Der Grauflügel-Trompetervogel ist nicht sehr häufig, die Bestände gehen vermutlich eher zurück. Da der Jagddruck recht hoch ist und die fortschreitende Entwaldung des Amazonasgebiets zu einer Fragmentierung des Lebensrums führen wird, wurd er abt 2014 als potenziell gefährdet eingestuft. Aufgrund einer Neubeurteilung im Jahr 2021 gilt er jetzt, trotz mutmaßlich abnehmender Bestände, als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Grauflügel-Trompetervögel werden gebietsweise für den internationalen Tierhandel gefangen oder zwecks Fleischgewinnung gejagt [1]. In den Indio-Siedlungen ihrer Heimat werden sie oft freilaufend gehalten, "gewöhnlich als Wächter und Beherrscher des übrigen Geflügels" [2].

Haltung

Grauflügel-Trompetervögel können freilaufend in Tropenhallen gehalten werden, während des Sommers eventuell auch freilaufend im Garten. Sie werden gegenüber dem Publikum rasch zahm, bisweilen sind sie allerdings aufdringlich und hacken die Besucher gegen die Beine. Eine Vergesellschaftung mit größeren Vögeln ist möglich, kleinere Vögel werden bisweilen gefangen und gefressen. In verschiedenen Zoos gibt es Gemeinschaftshaltungen mit Primaten (Saimiris, Sakis, Tamarine). Das Höchstalter im Zoo wird mit 15 Jahren angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 40 Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Die Welterstzucht glückte 1984 im Burgers Zoo, Arnheim. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Trompetervögel gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Trompetervögel.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Grauflügel-Trompetervogel wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Traditionell werden zwei Unterarten und innerhalb der Gattung drei Arten anerkannt. Die neue CHECKLISTE von 2014 geht jedoch von fünf Arten aus [3; 4].

215 006 001 002 psophia crepitans HAL PD1Grauflügel-Trompetervogel (Psophia crepitans) in der Wilhelma Stuttgart © Wilhelma / Birger Meierjohann (Pressefoto)

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Psophia crepitans. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T45478181A197834257. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T45478181A197834257.en. Accessed on 23 May 2023.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)