Silbermöwe

Silbermöwe (Larus argentatus), wild, bei Dinard (Bretagne)
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Wat- und Strandvögel (CHARADRIIFORMES)
Unterordnung: Möwenverwandte (LARI)
Familie: Möwen (Laridae)

D LC 650

Silbermöwe

Larus argentatus • The European Herring Gull • Le goéland argenté

216 014 003 002 larus argentatus croisic PD1Silbermöwe (Larus argentatus), wild, angelockt durch die Pinguinfütterung im Océarium Le Croisic © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

216 014 003 002 larus argentatus mapApproximatives Brutareal der Silbermöwe (Larus argentatus)

 

 

 

216 014 003 002 larus argentatus croisic PD2Silbermöwe (Larus argentatus), wild, angelockt durch die Pinguinfütterung im Océarium Le Croisic © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

216 014 003 002 larus argentatus edinburgh KR1Subadulte Silbermöwe (Larus argentatus), wildlebend im Edinburgh Zoo © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

216 014 003 002 larus argentatus dinard PD2Silbermöwe (Larus argentatus), wild, bei Dinard (Bretagne) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

216 014 003 002 larus argentatus scheveningenDie rosaroten Füße einer Silbermöwe (Larus argentatus), wild,Scheveningen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die Silbermöwe ist die häufigste und am besten bekannte Großmöwe West- und Nordeuropas. Als Art ist sie nicht gefährdet, die europäische Population gilt als potenziell gefährdet. Im Zoo wird sie nicht sehr häufig gehalten, besucht aber viele Einrichtungen regelmäßig, um an Futter zu gelangen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Silbermöwe erreicht eine Gesamtlänge von 55-67 cm, eine Flügelspannweite von 135-150 cm und ein Gewicht von etwa 1'100 (690-1'500) g. Das Körpergefieder ist weiß, der Mantel bläulichgrau wie bei der Sturm- oder der Mittelmeermöwe. Die Flügel haben einen weißen Hinterrand und schwarze Handschwingen mit weißen Spitzen. Der Schnabel ist gelb mit einem roten Fleck auf dem Unterschnabel. Die  Füße sind rosarot (bei der Mittelmeermöwe gelb-orange), die Iris ist gelb, der Orbitalring rot. Im Ruhekleid ist der Kopf grau gestreift. Das Jugendkleid ist braun mit schwarzen Hand- und Armschwingen [2; 3; 5; 6].

Verbreitung

Paläarktis: Brutvogel in den nördliche Regionen von Europa - Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Färöer, Finnland, Frankreich, Grönland, Großbritannien, Irland, Island, Lettland, Litauen, Niederlande, Norwegen, Polen, Russland, Svalbard und Jan Mayen, Weißrussland. Die Rote Liste der IUCN führt etwa 20 weitere Länder und Territorien auf, in denen die Art als regelmäßiger Zug- oder Gastvogel auftritt. Siehe jedoch Kommentar unter Taxonomie [1].

Situation in Mitteleuropa: Der Brutvogelbestand in Deutschland wird auf 29'000-36'000 Paare geschätzt, wobei der Schwerpunkt auf den Ost- und Nordfriesischen Inseln liegt. In der Schweiz ist sie ein regelmäßiger, seltener Duchzügler und Wintergast und sehr seltener Sommergast. Als Brutvogel wird sie hier durch die Mittelmeer-Silbermöwe (Larus michaehellis / cachinnans) ersetzt. Dasselbe gilt für Österreich [1; 5].

Lebensraum und Lebensweise

Die Silbermöwe brütet an Meeresküsten, seltener im Binnenland, dort etwa auf Inseln in Binnenseeen oder auf Gebäuden. Sie ist ein Allesfresser, der sich von Fischen, anderen Meerstieren (z.B. dem Grünen Seeringelwurm,  Alitta virens), Nagetieren, Singvögeln, terrestrischen Wirbellosen, Aas und Abfällen ernährt und die Nester anderer Vögel räubert. Das Gelege besteht aus 2-3 (1-5) Eiern, die während 28-30 Tagen bebrütet werden. Die Küken werden mit 40-45 Tagen flügge, sind zwei Wochen später unabhängig und schreiten meist mit 5 Jahren erstmals zur Fortpflanzung [3; 4; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Silbermöwe hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet und ist mit einem geschätzten Bestand von 1.4 bis 1.6 Millionen erwachsenen Vögeln auch sehr häufig. Gebietsweise haben die Bestände in jüngerer Zeit stark abgenommen, man nimmt aber an, dass es sich dabei um eine natürliche Fluktuation handelt und hat die Art deshalb nicht als gefährdet, die europäische Population nur als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN; NEAR THREATENED) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art ist weder in der Berner noch der Bonner Konvention aufgeführt. Im Rahmen der EU-Vogelschutz-Richtlinie fällt sie unter Anhang II(B), d.h. ist im Prinzip jagdbar.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gebietsweise wird bzw. wurde die Silbermöwe als Sport bejagt, zur Fleisch- oder Eiergewinnung genutzt oder für den internationalen Tierhandel gefangen [1]. In Deutschland ist sie jedoch eine besonders geschützte Art nach Bundesnaturschutzgesetz. In der Schweiz fällt sie unter das Jagdgesetz, ist aber ganzjährig geschont.

Haltung

Eine Vergesellschaftung mit anderen Möwenarten, z.B. Graukopf-, Herings-, Lach-, Schwarzkopf-, Mantel- und Sturmmöwe ist möglich und wird praktiziert. Das Höchstalter im Zoo wird mit 32 Jahren angegeben [3].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegen 20 Zoos gehalten, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Zudem ist sie wild lebend in vielen Einrichtungen anzutreffen. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Möwen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für die Haltung von bis zu 6 großen, flugunfähigen Möwen ein Gehege mit einer  Grundfläche von 30 m² oder, für flugfähige Vögel, eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einer Höhe von 4 m, jeweils mit einem 6 m² großen Wasserbecken vor.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Silbermöwe wurde 1763 von dem dänischen Theologen Erik Ludvigsen PONTOPPIDAN unter ihrem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es werden vier Unterarten anerkannt, von denen zwei in Europa vorkommen. Die nordamerikanische Form smithsonianus und die nordostasiatische vegae werden von der IUCN als eigene Arten angesehen und sind in den Abschnitten Verbreitung sowie Gefährdung und Schutz nicht berücksichtigt [1; 2].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Larus argentatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T62030608A132672776. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T62030608A132672776.en und (2015). Larus argentatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T62030608A66711400. Downloaded on 24 September 2019.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  6. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)