Lachmöwe

Lachmöwe (Larus (= Chroicodephlaus) ridibundus), wildlebend im Planète Sauvage, Port-Saint-Père
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Wat- und Strandvögel (CHARADRIIFORMES)
Unterordnung: Möwenverwandte (LARI)
Familie: Möwen (Laridae)

D LC 650

Lachmöwe

Larus (= Chroicocephalus) ridibundus • The Black-headed Gull • La mouette rieuse

216 014 003 036 larus ridibundus planete PD2Lachmöwe (Larus ridibundus), wildlebend im Planète Sauvage, Port-Saint-Père © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

216 014 003 036 larus ridibundus mapApproximatives Brutareal der Lachmöwe (Larus ridibundus). Marginales Brutvorkommen auch im Nordosten Nordamerikas

 

216 014 003 036 larus ridibundus HAL PD1Lachmöwe (Larus ridibundus) im Bergzoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

216 014 003 036 larus ridibundus BER KR1Lachmöwe (Larus ridibundus) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

216 014 003 036 larus ridibundus hluboka KR1Lachmöwe (Larus ridibundus) auf Nest im Ohrada Zoo, Hluboká an der Moldau © Klaus Rudloff, Berlin

 

216 014 003 036 larus ridibundus cottbus KR1Lachmöwe (Larus ridibundus) wildlebend im Tierpark Cottbus © Klaus Rudloff, Berlin

 

216 014 003 036 larus ridibundus HD PD1Lachmöwen (Larus ridibundus) wildlebend im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

216 014 003 036 larus ridibundus HD PD2Lachmöwen (Larus ridibundus) wildlebend im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Die Lachmöwe ist die häufigste und am besten bekannte kleine Möwe Europas. Sie brütet auch im Binnenland und ist nicht gefährdet. Im Zoo wird sie nicht sehr häufig gehalten, besucht aber manche Einrichtungen regelmäßig, um an Futter zu gelangen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Lachmöwe erreicht eine Gesamtlänge von 34-38(-43) cm, eine Flügelspannweite von (94-)100-110 cm und ein Gewicht von etwa 250 (190-400) g. Männchen sind etwas größer und schwerer als Weibchen. Die Iris ist braun, Schnabel und Beine sind bei erwachsenen Vögeln stets rot. Der Mantel ist blaugrau. Im Brutkleid ist er Kopf schwarzbraun mit weiß eingefassten Augen, die Spitzen der Handschwingen sind schwarz und der Schwanz ist weiß. Im Ruhekleid ist der Kopf weiß mit einem dunkelbraunen Fleck in der Ohrgegend, und der Schwanz hat eine subterminale schwarze Binde [4; 5, 8, 9].

Verbreitung

Holarktis: Europa und nördliche Regionen von Asien und Nordamerika. Zieht im Winter bis ins nördliche Südamerika, nach Afrika sowie Süd- und Südostasien. Die Rote Liste der IUCN führt etwa 140 Länder und Territorien auf, in denen die Art als Brut-, regelmäßiger Zug- oder Gastvogel auftritt sowie weitere 20 wo sie gelegentlich angetroffen wird [1].

Situation in Mitteleuropa: BIRDLIFE gibt die Brutbestände für die Schweiz mit 725-1'039 Paaren und für Deutschland mit 105'000-150'000 Paaren an. Für Österreich liegen keine Zahlen vor [2]. In der Schweiz nimmt der Brutbestand, der um 1980 noch 3'800 Paare umfasst hatte, ab, woran die sich ausdehnende Mittelmeer-Silbermöwe (Larus michahellis / cachinnans) nicht unschuldig sein dürfte. Für den Zeitraum 2013-2016 wurde er auf noch 500-800 Brutpaare geschätzt, die Zahl der Wintergäste ist aber mit 45'102 im Januar 2020 bzw. 39'374 im Januar 2021 immer noch hoch [7; 10].

Lebensraum und Lebensweise

Die Lachmöwe brütet an Meeresküsten und auf vor der Küste liegenden Inseln, überwiegend aber an flachen Gewäßern im Binnenland. Hinsichtlich Zugverhalten ist sie sehr flexibel: es gibt Standvögel ebenso wie Kurz- oder Langstreckenzieher. An einer Uferlinie, auf einem Balken oder Dachfirst stehende Möwen halten eine Individualdistanz ein, die so groß ist, dass alle Tiere gleichzeitig wegfliegen können, ohne sich in die Quere zu kommen. Ihre Nahrung besteht aus kleineren Fischen und Amphibien, aquatischen und terrestrischen Wirbellosen, Aas, Fischerei- und Siedlungsabfällen sowie Früchte (Kirschen) und Sämereien. Lebende Beute jagt sie stoßtauchend, schwimmend, gehend oder im Flug. Gebrütet wird normalerweise in kleineren, gelegentlich in mehrere Tausend Paare umfassenden Kolonien. Das Gelege besteht aus 2-3 (1-4) blassblauen bis rostbraunen, dunkel gefleckten, ca. 52x37 mm großen Eiern, die im April/Mai gelegt und während 22-26 Tagen bebrütet werden. Die Küken werden mit etwa 35 Tagen flügge und schreiten mit zum Teil bereits mit 2 Jahren erstmals zur Fortpflanzung [4; 6; 8; 9].

Gefährdung und Schutz

Die Lachmöwe hat ein sehr großes Verbreitungsgebiet und ist mit einem geschätzten Bestand von 4.8 bis 8.9 Millionen erwachsenen Vögeln auch sehr häufig. Sie wird deshalb als nicht gefährdet betrachtet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume sowie unter Anhang II(B) der Vogelschutz-Richtlinie der EU.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Gebietsweise wird die Lachmöwe als Sport bejagt, zur Fleisch- oder Eiergewinnung genutzt oder für den internationalen Tierhandel gefangen [1]. In Deutschland ist sie jedoch eine besonders geschützte Art nach Bundesnaturschutzgesetz. In der Schweiz fällt sie unter das Jagdgesetz, ist aber ganzjährig geschont. Wie es noch im 19. Jahrhundert zu und her ging, beschreibt BREHM [2]: "Im Norden Deutschlands ist es üblich, an einem gewissen Tage gegen die harmlosen Lachmöven zu Felde zu ziehen und einen Vernichtungskrieg gegen sie zu eröffnen, welcher hunderten das Leben kostet, glücklicherweise aber auch einem und dem anderen der Theilnehmer einen Schrotschuß mit einbringt. Das nutzlose Blutvergießen, welches unter dem Namen »Mövenschießen« als Volksfest gefeiert wird, erinnert an die Roheit der Südeuropäer und läßt sich in keiner Weise entschuldigen. Die Lachmöven gehören nicht, wie man früher hier und da wohl glaubte, zu den schädlichen, sondern zu den nützlichen Vögeln, welche, so lange sie leben, unseren Feldern nur Vortheil bringen."

Haltung

Eine Vergesellschaftung mit anderen Seevögeln ist möglich und wird praktiziert, z. B. mit diversen Gänsen, Enten und anderen Möwenarten, Limikolen wie Austernfischern, Säbelschnäblern oder Rotschenkeln, Rebhühnern und Singvögeln. Das Höchstalter im Zoo wird mit 32 Jahren angegeben [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 Zoos gezeigt, wovon sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Ferner kommen sie als Freiflieger in einigen Einrichtungen vor. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Möwen. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für die Haltung von bis zu 10 kleineren Möwen eine Voliere mit einer Grundfläche von 60 m² und einer Höhe von 4 m mit einem 6 m² großen Wasserbecken vor.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Lachmöwe wurde 1766 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Sie ist monotypisch. Einige Autoren haben sie in jüngerer Zeit in der Gattung Chroicocephalus plaziert. Dies scheint sich aber nur allmählich durchzusetzen [2; 3].

216 014 003 036 larus ridibundus planete PD3Lachmöwe (Larus ridibundus), wildlebend im Planète Sauvage, Port-Saint-Père © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Larus ridibundus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22694420A132548687. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22694420A132548687.en. Downloaded on 24 September 2019.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2020)
  8. MAUMARY, L. , VALLOTTON, L. & KNAUS P. (2007)
  9. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
  10. KNAUS, P., SATTLER, T., SCHMID, H., STREBEL, N. & VOLET, B. (2021)