Fischertukan (Ramphastos sulfuratus) im Xcaret-Park, Playa del Carmen, Mexiko
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Spechtvögel (PICIFORMES)
Unterordnung: Spechtartige (PICOIDEA)
Familie: Tukane (Ramphastidae)
Fischer- oder Regenbogen-Tukan
Ramphastos sulfuratus • The Keel-billed Toucan • Le toucan à carène
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Tukane finden als ziemlich große, lebhafte, plakativ gefärbte und mit einem auffälligen, großen Schnabel ausgestattete Vögel das Interesse des allgemeinen Zoopublikums. Sie eignen sich daher bestens als Botschafter für ihre vielfach bedrohten Waldlebensräume und deren Bewohner. Allerdings ist ihre innerartliche Unverträglichkeit recht hoch. Sie werden deshalb oft einzeln gehalten, was der Erhaltung der europäischen Zoopopulationen nicht gerade förderlich ist. Der Fischertukan gehört zu den Arten, deren Zoobestand deutlich abgenommen hat und die heute in Europa am Verschwinden sind. Körperbau und KörperfunktionenDer sehr große, aber auch sehr leichte Schnabel ist das auffälligste Kennzeichen der Tukane. Über seine Funktion wurde viel spekuliert. Untersuchungen der letzten Jahre haben aber ergeben, dass die große Schnabeloberfläche für die Thermoregulation der Vögel wichtig ist, ähnlich wie die großen Ohren des Afrikanischen Elefanten oder vieler wüstenbewohnender Säugetiere [2]. Tukane haben eine sehr lange, schmale Zunge, die an beiden Seiten fein zerfaserte, nach vorne gerichtete Fransen trägt, die ihr ein federartiges Aussehen verleihen, dies ganz im Gegensatz zu den Nashornvögeln, die zwar auch riesige Schnäbel haben, deren Zungen jedoch rückgebildet sind [2]. Der Fischertukan erreicht eine Gesamtlänge von 46-51 cm, eine Flügellänge von 20 cm und ein Gewicht von 275-550 g, wobei die Männchen 20-50 g schwerer werden als die Weibchen. Er hat einen überwiegend grünen oder blassblauen Schnabel mit gelbem Kiel, orangem Fleck an den Seiten, schmaler schwarzer Basis und roter oder braunvioletter Spitze. Das unbefiederte Feld um das Auge ist gelb bis grünlich. Wangen, Kehle und Brust sind gelb, der Bürzel ist weiß, die Unterschwanzdecken sind rot. Ansonsten ist das Gefieder überwiegend schwarz [2; 4; 5]. VerbreitungMittel- und nördliches Südamerika: Belize, Costa Rica, Guatemala, Honduras, Kolumbien, Mexiko, Nikaragua, Panama, Venezuela [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Fischertukan besiedelt feuchte Tieflandwälder, gelegentlich subtropische Bergwälder oder alte Kaffeeplantagen, selten Mangroven- und Trockenwälder. Er ernährt sich von Früchten aller Art, nimmt Insekten jagt Echsen und Schlangen und raubt vermutlich Vogelnester aus. Er wird außerhalb der Brutzeit in Gruppen von 20 und mehr Vögeln angetroffen. Während der Fortpflanzungszeit, die im Ursprungsgebiet auf März-Mai fällt, sind die Paare territorial. Genistet wird in Baumhöhlen, die vor Brutbeginn gereinigt werden. Die Gelege bestehen aus 1-5 Eiern, die von beiden Eltern während 15-18 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen öffnen ihre Augen mit 3 Wochen und werden mit 6-7 Wochen flügge [4; 8]. Gefährdung und SchutzGefährdung und Schutz: Die Art ist sehr weit verbreitet. Obwohl die Bestände gebietsweise anscheinend abnehmen, gilt sie gemäß einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Zoogestütztes Schutzprojekt (Beispiel):
Bedeutung für den MenschenVon 2001-2018 wurden aus den Ursprungsländern etwas Wissenschaftsmaterial sowie aus Nikaragua 129 und aus Venezuela 4 lebende Wildfänge bei der Ausfuhr registriert. Im selben Zeitraum wurden weltweit 351 Nachzuchtvögel erfasst, wovon ungefähr je ein Drittel aus Nikaragua und aus Südafrika kamen [3]. HaltungDas Höchstalter im Zoo wird mit 15 Jahren angegeben [5]. Zur Brutzeit bilden sich Paare, die territorial und somit gegen Artgenossen unverträglich sind. Trennt man die Paare nicht ab, resultieren Stress und eine erhöhte Mortalität, namentlich durch Yersinien (so geschehen in einem elsässischen Zoo in den 1970er-Jahren), oder es kommt es zu oft tödlich verlaufenden Auseinandersetzungen. Die Welterstzucht glückte dem Houston Zoo im Jahr 1974, die deutsche Erstzucht im Jahr 1983 dem Zoo Wuppertal [8]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2024) nur noch in sechs Zoos gezeigt, darunter im Papiliorama Kerzers. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine Mindestanforderungen an Gehege für Tukane. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für ein Paar eine Außenvoliere von 8 m² / 20 m³ und eine Innenvoliere von 4 m² / 8 m³ vor. Taxonomie und NomenklaturDer Fischertukan wurde 1830 vom französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es werden gegenwärtig zwei Unterarten anerkannt [4]. Für die Art waren mehrere Synonyme in Umlauf, darunter R. carinatus, R. pocilorhynchus und R. piscivorus. Letzteres geht auf Carl von LINNÉ zurück, es ist aber zweifelhaft, ob es sich auf diese Art bezog, die, wie alle Tukane, keine Fische frisst [7]. Unpassenderweise wird die Art auch auf Deutsch meist als "Fischertukan" bezeichnet. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Ramphastos sulfuratus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22682102A92931404. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22682102A92931404.en . Downloaded on 25 July 2019.
- BOETTICHER, H. von (1959)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- TATTERSALL, G. J., ANDRADE, D.V. & ABE, A. S. (2009)
- RUTGERS, A. (1970)
- SCHÜRER, U. (1985)