Borstenkopf

Borstenkopf (Psittrichas fulgidus) in der Wilhelma Stuttgart
© Johannes Pfleiderer, Zoo Leipzig

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Loris (Loriinae) oder Echte Papageien (Psittacidae) oder eigene Familie
Tribus: Borstenköpfe (Psittrichadini)

D VU 650

Borstenkopf

Psittrichas fulgidus • The Pesquet's, or Vulturine, Parrot • Le perroquet de Pesquet

218 003 057 001 psittrichas fulgidus wilh ENeideckBorstenkopf (Psittrichas fulgidus) in der Wilhelma Stuttgart © Elias Neideck

 

 

218 003 057 001 psittrichas fulgidus mapApproximative Verbreitung des Borstenkopfs (Psittrichas fulgidus)

 

 

218 003 057 001 psittrichas fulgidus wilh KR1Borstenkopf (Psittrichas fulgidus) in der Wilhelma Stuttgart © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

218 003 057 001 psittrichas fulgidus walsr KR1Borstenkopf (Psittrichas fulgidus) im Weltvogelaprk Waldrode © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

218 003 057 001 psittrichas fulgidus loropqBorstenkopf- Paar (Psittrichas fulgidus) im Loro Parque, Tenerife © Loro Parque

 

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Der Borstenkopf weicht in mancherlei Hinsicht so stark von den anderen Psittaziden ab, dass er von manchen Autoren in eine eigene Unterfamilie gestellt wurde. Als gefährdete Art, wegen seiner anatomischen Besonderheiten und seiner kulturellen Bedeutung für die indigene Bevölkerung Neuguineas wäre er ein interessanter Zoobewohner. Er wird aber nur selten gezeigt, zumal auch die Zucht nur selten gelingt

Körperbau und Körperfunktionen

Der Borstenkopf erreicht eine Gesamtlänge von 45-50 cm und ein Gewicht von 690-800 g. Auffällig ist sein langer, schmaler, greifvogelartiger Schnabel. Dieser und die unbefiederte Gesichtshaus sind schwarz. Die namensgebenden borstenartigen Federn befinden sich am Vorderkopf. Das Federkleid ist zur Hauptsache dunkelgrau bis schwarz, im Bereich der Brust mit hellen Federsäumen. Schultern, Flügelunterseiten Schenkel und die untere Hälfte des Bauchs sind jedoch leuchtend rot. Die Männchen haben zudem einen roten Fleck hinter dem Auge [4; 5; 7; 8].

Verbreitung

Australasien: Indonesien, Papua-Neuguinea [1].

Lebensraum und Lebensweise

Borstenköpfe leben in Höhenlagen von 800-1'300 m. Sie besiedeln Primär- und ältere Sekundärwälder. Sie ernähren sich von Saft, den sie aus Früchten kauen, Blüten und Nektar z. B. von dem Schraubenbaumgewächs Freycinetia, sowie von wilden Feigen (Ficus). Genistet wird in Baumhöhlen. Die Gelege bestehen aus 2 Eiern, die allein vom Weibchen während 27-31 Tagen ausgebrütet werden [1; 4; 5; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Borstenkopf wird seit 1994 als gefährdet eingestuft, da vermutet wird, dass seine Bestände in den letzten drei Generationen (60 Jahre) stark zurückgegangen sind und vermutlich nur noch zwischen 20 und 50'000 adulte Individuen umfassen. Es sind aber keine genaueren Schätzungen zur Gesamtpopulation vorhanden. Aus einigen Gegenden ist die Art bereits verschwunden (vor allem Papua Neuguinea) und ist ansonsten eher selten (Rote Liste: VULNERABLE) [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Borstenköpfe werden gebietsweise zur Fleischgewinnung bejagt. Die Federn werden von der einheimischen Bevölkerung als Schmuck bei kulturellen Anlässen und für Touristenshows verwendet. Da beides und auch die Bevölkerung zugenommen haben, werden auch vermehrt Federn genutzt. Bei der indigenen Bevölkerung im westlichen Hochland Papua-Neuguineas wird noch heute der Brautpreis zum Teil mit den roten Federn des Borstenkopfs bezahlt. Die Vögel werden eigens zu diesem Zweck gehalten und regelmäßig gerupft [1; 9].

Aus den Ursprungsländern wurden von 2001-2018 keine lebenden Wildfänge exportiert, sondern nur ein paar Federn und sonstige "specimens". Im selben Zeitraum wurden weltweit Ausfuhren von 756 Nachzuchtvögeln registriert, wovon 468 aus Indonesien stammten [3].

Haltung

Die Erstzucht gelang 1977 in den Niederlanden [8]. Das Höchstalter in menschlicher Obhut wird mit 27 Jahren und 7 Monaten angegeben [9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten und wird auch heute nur in etwa 10 Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste. 

Mindestanforderungen an Gehege: Die staatlichen Vorgaben kann man vergessen. Borstenköpfe benötigen größere Volieren und insbesondere recht große Innenräume.

Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 3 m² und einer Höhe von 2 m sowie ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 2 m²erforderlich. Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) sind Borstenköpfe mindestens paarweise zu halten. Für ein Paar ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.7 m² und einer Höhe von 120 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.1 m² zu erweitern. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 8 m² und einer Höhe von 2.5 m sowie einen Schutzraum von 2 m² / 2 m Höhe mit einer Mindesttemperatur von 15°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Borstenkopf wurde 1830 von dem französischen Arzt und Naturforscher René Primevère LESSON unter der Bezeichnung "Banksianus fulgidus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname stammt aus dem Jahr 1931, ebenfalls von LESSON. Gattung und Art sind monotypisch. Je nach Autor werden die Borstenköpfe den Loris oder den Echten Papageien zugeodnet [5; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Psittrichas fulgidus. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22685025A118772050. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T22685025A118772050.en . Downloaded on 15 August 2019.
  2. BROUWER, K., JONES, M. L., KING, C. E. und SCHIFTER, H. (2000)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  7. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  8. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  9. STRUNDEN, H. (1984)
  10. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)

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