Erdbeerköpfchen

Erdbeerköpfchen (Agapornis lilianae) an EXOTIS-Ausstellung in Spiez
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Papageienvögel (PSITTACIFORMES)
Familie: Echte Papageien (Psittacidae)
Unterfamilie: Eigentliche Papageien (Psittacinae)
Tribus: Wachsschnabelpapageien (Psittaculini)

D NT 650

Erdbeerköpfchen

Agapornis lilianae • The Nyasa Lovebird • L'inséparable de Lilian

218 003 003 004 agapornis lilianae exotis spiez PD3Erdbeerköpfchen (Agapornis lilianae) an EXOTIS-Ausstellung in Spiez © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

218 003 003 004 agapornis lilianae mapApproximative Verbreitung des Erdbeerköpfchens (Agapornis lilianae). Dunkelblau: autochthones Vorkommen; rot: eingeführte Population

 

 

 

218 003 003 004 agapornis lilianae ruinen KR1Erdbeerköpfchen (Agapornis lilianae) im Vogelpark Ruinen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

218 003 003 004 agapornis lilianae exotis spiez PD1Erdbeerköpfchen (Agapornis lilianae) an EXOTIS-Ausstellung in Spiez © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

218 003 003 004 agapornis lilianae ruinen KR2Erdbeerköpfchen (Agapornis lilianae)im Vogelpark Ruinen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Das in seinem Ursprungsgebiet potenziell gefährdete Erdbeerköpfchen ist ein kleiner Vertreter der Agaporniden, bei dem die beiden Geschlechter praktisch gleich aussehen. Es wird in Südafrika kommerziell gezüchtet, und jährlich gelangen von dort über 2'000 Vögel auf den Weltmarkt. In Zoos ist es nicht sehr häufig zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Erdbeerköpfchen erreichen eine Gesamtlänge von 12-14 cm, wovon ca. 4 cm auf den Schwanz entfallen, eine Flügellänge von rund 9 cm und ein Gewicht von ca. 28-37 Gramm. Der Schnabel ist leuchtend rot, die Iris dunkel rotbraun, und die Füße sind grau. Es ist ein weißer Augenring vorhanden. Die Geschlechter unterscheiden sich nur minimal: Die Männchen sind im Mittel etwas kleiner als die Weibchen aber gleich gefärbt. Die Art ähnelt dem Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri), aber Kopf, Hals und Oberbrust sind erdbeerrot und der Bürzel ist nicht blau, sondern grün [1; 4; 5; 6, 7].

Verbreitung

Südostafrika: Malawi, Mosambik, Sambia, Simbabwe, Tansania, Population aus entwichenen Vögeln in Süd-Namibia [2].

Lebensraum und Lebensweise

Das Erdbeerköpfchen besiedelt feuchtere Gebiete als das Pfirsichköpfchen. Es lebt stets in Gewässernähe in Mopaniwald (Colophospermum mopane), Akaziensavannen, Feigenbaum-Bestände und Galeriewäldern. Die Nahrung besteht aus Grassamen sowie Samen, Blüten und Früchen von diversen Bäumen. Erdbeerköpfchen bilden monogame Paare, die oft kolonieweise brüten und sich außerhalb der Brutzeit zu größeren Schwärmen zusammenschließen. Das Weibchen baut in einer Baumhöhle ein großes, überdachtes Nest, oder übernimmt ein verlassenes Büffelwebernest, in das es 4-5 (3-8) Eier legt, die es allein während 21-22 Tagen ausbrütet. Die Jungen verlassen das Nest mit 35-44 Tagen. Das Weibchen wird während Brut und Aufzucht von seinem Partner mit Futter versorgt [1; 4; 5; 7].

Gefährdung und Schutz

Das Erdbeerköpfchen hat einen ziemlich kleinen, möglicherweise abnehmenden Bestand von weniger als 6'000-15'000 erwachsenen Individuen. Deshalb wird es seit dem Jahr 2004 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED) [2].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Das Erdbeerköpfchen wird im Ursprungsgebiet als Heimtier gefangen bzw. ausgehorstet. Von 2001-2018 meldeten die Ursprungsländer lediglich im Jahr 2002 die Ausfuhr von 21 Wildfängen. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 45'067 Nachzuchtvögeln registriert. Davon stammten 41'314 aus Südafrika [3].

Haltung

Pfirsichköpfchen wurden 1926 erstmals nach Europa eingeführt und begannen kurz darauf zu züchten [1]. Das Höchstalter wird mit 19 Jahren und 2 Monaten angegeben, erreicht von einem männlichen Tier im Brookfield Zoo, Chicago [7; 9].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 30 Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Papageiengutachten des BMELF von 1995 ist für die Haltung von eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels ein Käfig mit einer Grundfläche von 0.5 m² und einer Höhe von 50 cm erforderlich, der in mindestens 80 cm Höhe aufzustellen ist, ferner ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 0.5 m². Für jedes weitere Paar sind die Grundflächen um 50% zu erweitern. Nach Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 1.2.2024) sind Agaporniden mindestens paarweise zu halten. Für 4 Vögel ist ein Käfig mit Badegelegenheit, einer Grundfläche von 0.24 m² und einer Höhe von 50 cm vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Grundfläche um 0.05 m² zu erweitern. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für die Haltung eines Paars oder ausnahmsweise eines Einzelvogels eine Voliere mit einer Grundfläche von 0.85 x 0.85 m und einer Höhe von 180 cm sowie einen Schutzraum von 0.8 x 0.8 m mit einer Mindesttemperatur von 10°C vor. Je weiteres Paar sind die Flächen um 50% zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Erdbeerköpfchen wurde 1894 von dem englischen Geologen und Zoologen George Ernest SHELLEY unter seinem heut noch gültigen Namen Agapornis lilianae erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Benennung erfolgte zu Ehren von Lilian Elizabeth LUTLEY SCLATER einer englischen Naturkundlerin. Der Status dieser monotypischen Art wird bisweilen in Zweifel gezogen, möglicherweise ist sie cospezifisch mit nigrigenis oder fischeri [6].

Literatur und Internetquellen

  1. AGAPORNIDENCLUB
  2. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Agapornis lilianae. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22685356A131916985. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22685356A131916985.en . Downloaded on 16 April 2020.
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DE GRAHL, W. (1979)
  5. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  6. FORSHAW, J. M. & COOPER, W. T. (1981)
  7. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  8. STRUNDEN, H. (1984)
  9. YOUNG, A. M., HOBSON, E. A., BINGAMAN LACKEY, L. & WRIGHT, T. F. (2012)