Blaubrust-Pipra

Blaubrust-Pipra (Chiroxiphia caudata) im Zoo Wuppertal
© Zoo Wuppertal

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Schreivögel (CLAMATORES bzw. TYRANNI)
Familie: Schnurrvögel (Pipridae)

D LC 650

Blaubrust-Pipra

Chiroxiphia caudata • The Swallow-tailed manakin • Le manakin à longue queue

227 011 002 001 chiroxiphia caudata TPB KR1Blaubrust-Pipra (Chiroxiphia caudata) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

227 011 002 001 chiroxiphia caudata mapApproximative Verbreitung des Blaubrust-Pipras (Chiroxiphia caudata)

 

 

 

227 011 002 001 chiroxiphia caudata stamp PYBriefmarke mit Blaubrust-Pipra (Chiroxiphia caudata) als Motiv. Paraguay.

 

 

 

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Stimme auf XENO-CANTO

Als Beispiel für die Schreivögel, die einen einfacher gebauten Stimmkopf haben als die eigentlichen Singvögel, und wegen seines interessanten Balzverhaltens ist der in seiner Heimat nicht gefährdete Blaubrust-Pipra von zoopädagogischem Interesse. Dank seiner auffälligen Färbung ist er auch ein guter Botschafter für den Schutz der atlantischen Feuchtwälder Südamerikas und ihrer Bewohner, wofür z.B. die "Mâta Atlantica"-Kampagne der EAZA 2001-2002 geworben hat. Die in Menschenobhut nur selten gezüchtete Art ist allerdings in europäischen Zoos nur ausnahmsweise zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Blaubrustpipra erreicht eine Gesamtlänge von 15 cm und ein Gewicht von etwa 25-26 g. Die Hennen sind minim kleiner als die Hähne. Bei beiden Geschlechtern sind die beiden mittleren Schwanzfedern verlängert, daher die Artbezeichnung "caudata". Es besteht ein augenfälliger Geschlechtsdichromatismus: Die männlichen Vögel haben einen orangeroten Oberkopf, Gesicht, Kopfseiten, Nacken und Kehle sind schwarz, ebenso die Flügel und die äußeren Schwanzfedern, das Körpergefieder, und der übrige Schwanz sind türkisblau. Die Weibchen sind grün gefärbt [2; 3; 4].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Brasilien, Paraguay [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Blaubrustpipra bewohnt feuchte Primär- und Sekundärwälder bis 1'900 m über Meer. Das Futter besteht aus Beeren, kleinen Früchten und Insekten. Zu Beginn der Fortpflanzungsperiode sammeln sich die Hähne auf Balzplätzen, wo sie um die Hennen werben. Das Nest, ein offenes aus feinem Pflanzenmaterial gebautes Körbchen, wird von der Henne hängend an einer Astgabel angebracht. Während der Brutzeit zeigen die Vögel ein ausgeprägtes Territorialverhalten. Das Gelege besteht aus zwei Eiern, die (15-) 16-18 Tage ausschliesslich von der Henne bebrütet werden. Die Jungvögel bleiben 17-18 Tage im Nest, danach werden sie noch etwa fünf Wochen von der Mutter gefüttert [2; 3].

Gefährdung und Schutz

Der Blaubrustpipra hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand, von dem angenommen wird, dass er stabil ist. Er gilt daher nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1].

Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Art befindet sich laut IUCN im internationalen Tierhandel [1].

Haltung

Pipras sollen in gut bepflanzten, größeren Tropenvitrinen oder Tropenhallen gehalten werden, während des Sommers ist auch eine Haltung in Außenvolieren möglich. Wegen ihres ausgesprochenen Territorialverhaltens sollte in Volieren mit weniger als 15 m² Fläche nur ein Hahn gehalten werden, was dann allerdings kein normales Balzverhalten erlaubt und mit ein Grund für die geringen Zuchterfolge sein dürfte [3].

Haltung in europäischen Zoos: Nachdem der letzte Vogel im Zoo Wuppertal 2022 das Zeitliche gesegnet hat, wird die Art gegenwärtig (2024) in keinem europäischen Zoo mehr gezeigtgezeigt. Die europäische Erstzucht gelang 1991 dem Zoo Arnheim. Der Zoo Wuppertal konnte 1994 als erster Zoo im deutschsprachigen Raum die Art nachzüchten [5]. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Schnurrvögel.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Schnurrvögel paarweise in bepflanzten Volieren mit weichem Bodenuntergrund zu halten. Die Mindestmaße der Voliere müssen 180 x 080 x 150 cm (LxBxH) betragen. Für jedes weitere Paar ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Bei der Haltung in Außenvolieren, die ausschließlich während der Sommermonate erfolgen darf, muss ein Schutzraum von mindestens 1 m2 Grundfläche zur Verfügung stehen. Die Mindesttemperatur darf 20°C in der Eingewöhnungsphase, später 18°C nicht unterschreiten. Zusätzlich sind punktförmige Wärmequellen mit Strahlungswärme, die bei Bedarf aufgesucht werden können, anzubieten. Eine hohe Luftfeuchtigkeit von mindestens 60% ist notwendig.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Blaubrustpipra wurde 1793 vom englischen Arzt und Naturforscher George Kearsley SHAW, der als Kustos am Britischen Museum tätig war, als "Pipra caudata" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichung Chiroxiphia wurde 1847 von Jean Louis CABANIS, dem Nachfolger von Martin Hinrich LICHTENSTEIN als Direktor des Berliner Museums für Naturkunde, eingeführt. Die Art ist monotypisch [1].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2016). Chiroxiphia caudata. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22701083A93812244. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T22701083A93812244.en . Downloaded on 09 January 2020.
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. SCHÜRER, U. (2012)

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