Mauerläufer (Tichodroma muraria) im Alpenzoo Innsbruck
© Alpenzoo
Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Mauerläufer (Tichodromidae)
Mauerläufer
Tichodroma muraria • The Wallcreeper • Le tichodrome échelette
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Mauerläufer ist ein nicht gefährdeter, durch Färbung und Verhalten äußerst attraktiver einheimischer Vogel, der bisweilen als "Kolibri der Alpen" bezeichnet wird. Da er außerhalb der Brutzeit einzeln lebt, ist seine Haltung mit allerlei Aufwand verbunden, weshalb er in Zoos nur vereinzelt gezeigt wird. Körperbau und KörperfunktionenDer Mauerläufer erreicht eine Gesamtlänge von 15.5-17, cm, wovon 27-44 mm auf den schlanken, gebogenen Schnabel entfallen, eine Flügelspannweite von 27-32 cm und ein Gewicht von 13-20 g. Er hat breite, abgerundete Flügel und einen kurzen Schwanz. Der Schnabel und die Beine sind grauschwarz, die Iris ist dunkel. Das Gefieder der Oberseite ist grau, das der Unterseite grau bis weißlich. Die Kehle ist schwarz, der Schwanz schwarz mit grauen Spitzen. Die Flügeldecken und die Basis der Schwungfedern sind rot. Auf den Schwungfedern befinden sich weiße Punkte, die nur bei ausgebreiteten Flügeln sichtbar sind [2; 3; 7]. VerbreitungWeit verbreitet in der Paläarktis [1]. Europa: Albanien, Andorra, Armenien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Italien, Kroatien, Liechtenstein, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Zypern. Lebensraum und LebensweiseDer Mauerläufer ist ein hauptsächlich im Gebirge anzutreffender Strichvogel, teilweise ein Kurzstreckenzieher. Nach der Brutzeit steigen die Vögel bis zu den höchsten Gipfeln auf 4'500 m, im Herbst findet bei einem Teil eine Vertikalverschiebung in tiefere Lagen statt [7]. Der Mauerläufer ist tagaktiv und außerhalb der Brutzeit ein Einzelgänger. Seine Nahrung besteht aus Insekten aller Art und anderen Wirbellosen, wie Weberknechten, Asseln und Spinnen, die er mit seinem langen, leicht gebogenen Schnabel aus Löchern und Ritzen von Felswänden und Schutthalden, gelegentlich auch von Gebäuden und Baumrinden herausklaubt oder im Flug fängt. In den Alpen brütet er in geringer Dichte hauptsächlich an senkrechten, reich gegliederten Felswänden oder in Schluchten und gelegentlich in Steinbrüchen oder an Bauwerken von den Talböden bis auf eine Höhe von 2'300 m, selten bis auf über 3'000 m. Die meisten Brutplätze liegen zwischen 1'500-2'000 m. Das Nest wird vom Weibchen ab Anfang Mai in einer Spalte oder Höhle gebaut. Es werden 3-5 Eier gelegt, die während 18-19 Tagen allein vom Weibchen bebrütet werden, das während dieser Zeit von seinem Partner versorgt wird. Die Nestlingszeit beträgt 26-28 (21-30) Tage. Die Jungen werden von beiden Eltern betreut. Eine Woche nach dem Flüggewerden sind sie selbständig [2; 3; 4; 7, 8]. Gefährdung und SchutzDer Mauerläufer hat eine sehr weite Verbreitung und einen sehr großen Bestand der 2018 grob auf 500'000 bis 1.5 Millionen Individuen geschätzt wurde. Über die globale Entwicklung des Bestands ist nichts bekannt, aber offenbar gibt es keine signifikante Abnahme, auch wenn Freizeitaktivitäten lokal zur Aufgabe von Brutplätzen führten mögen [1]. Die Bestände in den europäischen Gebirgen scheinen konstant zu sein [9]. Die Art wird daher nicht als gefährdet betrachtet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Die größten europäischen Bestände außerhalb Russlands finden sich in Spanien mit 9'000-12'000 und in Italien mit 2'000-6'000 Paaren [1]. Der internationale Handel ist nicht nach CITES geregelt. Die Art ist in der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume vermutlich unter "Sittidae" subsumiert und fällt in diesem Fall unter Anhang 2. Situation in Mitteleuropa: Von den deutschsprachigen Ländern weist die Schweiz mit 1'000-2'500 Brutpaaren den größten Bestand auf. Österreich hat 700-1'100 Paare, Deutschland (Bayern) 80-120 und Liechtenstein 15-30 Paare [1; 6]. Bedeutung für den MenschenDer Mauerläufer ist als Motiv auf diversen Briefmarken sowie auf einer Münze von San Marino dargestellt. HaltungAls erster hielt Dr. Albert Girtanner, ein Mitbegründer des Wildparks "Peter und Paul" in St. Gallen im Jahr 1864 einen Mauerläufer, den er mit einer Diät aus Mehlwürmern und Ameisenpuppen acht Monate am Leben halten konnte, bis er als Folge einer Erkältung einging [5]. Heute werden Höchstalter von mehr als 12 Jahren erreicht [3]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur ausnahmsweise in europäischen Zoos gezeigt, am ehesten ist sie im Alpenzoo Innsbruck zu sehen, wo sie seit 1962 mit kurzen Unterbrücken anzutreffen war. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Mauerläufer. Taxonomie und NomenklaturDer Mauerläufer wurde 1766 von Carl von LINNÉ als "Certhia muraria" erstmals wissenschaftlich beschrieben, also in dieselbe Gattung gestellt wie die Baumläufer. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Tichodroma wurde 1811 von dem in Berlin tätigen Zoologen Johann Karl Wilhelm ILLIGER eingeführt. Die Gattung besteht aus nur einer Art mit zwei Unterarten. Die Nominatform des Mauerläufers besiedelt die westliche Paläarktis bis zum Zagros- und Elbursgebirge in Iran. Östlich davon schließt das Areal von Tichodroma muraria nepalensis an [2; 7]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2019). Tichodroma muraria (amended version of 2018 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T22711234A155489183. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-3.RLTS.T22711234A155489183.en und (2015). Tichodroma muraria. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22711234A60217695. Downloaded on 16 January 2020.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- GUGGISBERG, C.A.W. (1954/55)
- KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991
- SCHMID, H., M. BURKHARDT, V. KELLER, P. KNAUS, B. VOLET & N. ZBINDEN (2001)