Balistar (Leucopsar rothschildi), Kölner Zoo
© Kölner Zoo
Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Stare (Sturnidae)
Unterfamilie: Stare (Sturninae)
Balistar, Rothschilds Maina
Leucopsar rothschildi • The Bali Mynah • Le mainate de Rothschild
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
Weitere Bilder auf BioLib.czStimme auf XENO-CANTO |
Der vom Aussterben bedrohte Balistar ist für die europäischen Zoos eine Art, die höchste Priorität genieß. Die Erhaltung einer ex situ-Population wird durch ein Zuchtprogramm gewährleistet, aus dem wiederholt Vögel zurück nach Indonesien gebracht und in Schutzgebieten ausgewildert werden konnten. Dementsprechend ist die Art häufig in Zoos anzutreffen. Körperbau und KörperfunktionenDer Balistar ist etwa 25 Zentimeter lang und rund 100 (70-130) Gramm schwer, wobei Männchen in der Regel etwas schwerer sind als die Weibchen. Er hat ein blaues, nacktes Hautfeld rund ums Auge, einen grauen oder braunen Schnabel mit gelber Spitze, blaugraue Läufe und Zehen sowie eine lange, aufrichtbare Haube. Sein Gefieder ist weiß bis auf die schwarzen Spitzen der Schwung- und Schwanzfedern [3; 5]. VerbreitungSüdostasien: Indonesien, ausschliesslich auf der Insel Bali sowie eine angesiedelte Population auf Nusa Penida [1]. Lebensraum und LebensweiseDer Lebensraum des Balistars ist geprägt von Trockenwald, Graslandschaften und landwirtschaftlichen Nutzflächen. Dort ernähren sich die Vögel von Insekten, Wirbellosen, aber auch von Früchten. Ein Gelege besteht aus drei bis vier bläulichen Eiern, welche in Nisthöhlen wie hohlen Baumstämmen gelegt werden. 14 Tage werden die Eier bebrütet und nach weiteren drei Wochen verlassen die Jungen die Höhle. Sie werden aber weiterhin von den Eltern gefüttert [8]. Gefährdung und SchutzEs gibt im Freiland nur wenige Dutzend Vögel, von denen immer wieder welche für illegal für den Heimtierhandel gefangen werden. Seit 1994, letztmals überprüft 2020 wurde sie als unmittelbar vom Aussterben bedrohtwird als hoch bedroht eingestuft (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) [1]. Bereits 1987 begann ein „Bali Starling Project“ und 1994 der „Bali Starling Recovery Plan“, um dem dramatischen Bestandseinbruch durch Zucht- und Auswilderung zu begegnen. Diese Bemühungen waren anfänglich wegen der gewählten "harten" Auswilderungsmethode nicht erfolgreich. 2001 wurden im letzten Rückzugsgebiet der Art, dem Bali-Barat-(West-Bali-)Nationalpark noch 6 Vögel gezählt. 2006 war der Bestand vermutlich ausgestorben. Ab 2011 wurden dann Nachzuchtvögel mit der "soft release" Methode erfolgreich ausgewildert, und 2019 konnten nach der Brutzeit 256 Vögel gezählt werden [9]. Dieser Bestand ist seitdem weiter gestiegen. Ein großer Teil des Parks ist noch nicht besiedelt, sodass mit einer weiteren Zunahme der Population gerechnet werden kann [SQUIRES, T. M. ET AL. (2023)]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt. Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenDie Art befindet sich laut IUCN im internationalen Tierhandel [1]. Allerdings registrierte CITES von 2001-2018 keinerlei Handel mit Wildfängen. Im selben Zeitraum wurden weltweit 768 Nachzuchtvögel bei der Ausfuhr erfasst, wichtigste Exportländer waren Japan und die Niederlande [2]. HaltungBalistare sind ausgesprochen friedlich und lassen sich gut mit anderen Arten vergesellschaften. Das Höchstalter wird mit 22 Jahren angegeben [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 130 Zoos gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Das Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) wird vom Kölner Zoo (BM) koordiniert, dem 1967 auch die deutsche Erstzucht gelang. 2011 wurden Leitlinien für die Haltung herausgegeben. Für die Haltung eines Paars werden eine Außenvoliere von 4 und eine Innenvoliere von 2 m² Grundfläche empfohlen oder, bei ganzjähriger Innenhaltung 6 m² [10]. Forschung im Zoo (Beispiel): Eine am Kölner Zoo durchgeführte Untersuchung über den Aufzuchterfolg von Balistaren zeigte, dass im Rahmen des europäischen Erhaltungszuchtprogramms verschiedene Probleme bestehen. Häufig kommen die Vögel nicht in Brutstimmung und legen keine Eier. Gelegte Eier sind häufig nicht befruchtet. Jungvögel werden von den Eltern nicht gefüttert oder gar von ihnen gerupft und verletzt. Jüngere Männchen produzierten einen auffallend größeren Anteil infertiler Eier. Bei geringer Intensität der Paarbindung brüteten die Vögel nicht zusammen. Störungen in Form von Sichtkontakt zu Artgenossen und in Form von Lärm hatten einen negativen Einfluss auf das Brutverhalten. Es zeigte sich, dass die ausgeprägte innerartliche Aggression von Balistaren dazu führen kann, dass sie ihr Brutgeschäft vernachlässigen oder ihre Jungvögel verletzen [4]. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Stare. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) schreibt für ein Paar Balistare eine Voliere mit den Mindestmaßen 200x100x200 cm (LxBxH) vor. Für je 2 weitere Vögel außerhalb der Brutzeit ist die Fläche um 25% zu erweitern. Bei der Haltung in Außenvolieren muss ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m² vorhanden sein. Die Vögel sind warm zu überwintern, wobei die Mindesttemperatur 15°C nicht unterschreiten darf. Den Tieren sind Biotopvoliere mit natürlicher Bepflanzung aus Sträuchern, Laubgehölzen und Koniferen einzurichten. Letzteres dürfte bei einer Grundfläche von 2 m² einigermaßen schwierig sein. Taxonomie und NomenklaturDer Balistar wurde von der Wissenschaft erst 1910 entdeckt. 1912 wurde er von dem aus Dresden stammenden deutschen Ornithologen Erwin Friedrich Theodor STRESEMANN unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Er bildet eine monotypische Gattung, die allerdings als solche nicht unumstritten ist [3]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2021). Leucopsar rothschildi. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T22710912A183006359. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-3.RLTS.T22710912A183006359.en. Accessed on 27 December 2021.
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- DETSCH, S. (2011)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- NATURSCHUTZPROJEKTE DES KÖLNER ZOOS
- WEBSITE DER BEGAWAN-STIFTUNG
- ZOO BASEL - PRESSEMITTEILUNG
- BASTIAN, A. & BASTIAN, H.-V. (2020)
- PAGEL, T. (ed., 2011) Husbandry Guidelines - European Endangered Species Programme for the Bali Starling (Leucopsar rothschildi). Kölner Zoo.