Erlenzeisig

Erlenzeisig (Carduelis spinus), Henne im Natur- und Tierpark Goldau
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Finken (Fringillidae)
Unterfamilie: Stieglitzartige (Carduelinae)
Tribus: Carduelini

D LC 650

Erlenzeisig

Carduelis = Spinus spinus • The Eurasian Siskin • Le tarin des aulnes

227 048 004 021 carduelis spinus exotisErlenzeisig (Carduelis spinus), Hahn an EXOTIS_Ausstellung Spiez © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

227 048 004 021 carduelis spinus mapApproximative Verbreitung des Erlenzeisigs (Carduelis spinus). Dunkelblau: Jares- und Brutareale; gelb: Winterquartiere

 

227 048 004 021 carduelis spinus goldau PD2Erlenzeisig (Carduelis spinus), Henne im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

227 048 004 021 carduelis spinus hluboka m KR2Erlenzeisig (Carduelis spinus), Hahn im Zoo Hluboka © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

227 048 004 021 carduelis spinus hluboka f KR1Erlenzeisig (Carduelis spinus), Henne im Zoo Hluboka © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

227 048 004 021 carduelis spinus pilsen m KR1Erlenzeisig (Carduelis spinus), Hahn im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

227 048 004 021 carduelis spinus pilsen f KR1Erlenzeisig (Carduelis spinus), Henne im Zoologisch-Botanischen Garten Pilsen © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Der Erlenzeisig ist eine nicht gefährdete, auch bei uns vorkommende Vogelart, die dem Namen nach sehr bekannt ist, die aber wegen ihrer vergleichsweise kleineren Bestände und ihrer recht starken Bindung an Nadelwald von der städtischen Bevölkerung viel seltener beobachtet wird, als die üblichen "Gartenvögel". Ihre Haltung ist deshalb von einem gewissen zoopädagogischen Interesse.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Erlenzeisig wird 11-12 cm lang und rund 10-18 g schwer. Die Flügelspannweite beträgt 20-23 cm. Die Hähne sind kontrastreich gefärbt, mit schwarzer Kappe und schwarzem Kinn, leuchtend gelben Überaugenstreifen, die um die grünlichen Wangen herum nach unten bis zur Brust ziehen, schwarzen Flügeln mit gelber Binde und schwarzweiß gestreiftem Unterbauch. Die Hennen haben ähnlich gefärbte Flügel, ansonsten sind sie farblich unscheinbarer aber stärker gestrichelt [3; 4; 6; 8].

Verbreitung

Paläarktis:
Europa:
Albanien, Andorra, Armenien, Aserbaidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Färöer, Finnland, Frankreich, Georgien, Gibraltar, Griechenland, Grossbritannien, Irland, Italien, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nordmazedonien, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine, Ungarn, Weißrussland, Zypern.

Asien: China, Irak, Iran, Israel, Japan, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Korea Rep., Korea VR, Kuwait, Libanon, Macao, Saudi Arabien, Syrien, Tadschikistan, Taiwan, Turkmenistan, Usbekistan, Vereinigte Arabische Emirate.
Nordafrika: Ägypten, Algerien, Libyen, Marokko, Tunesien.

Gastvogel in weiteren Ländern [1].

Lebensraum und Lebensweise

Bevorzugter Lebensraum sind hohe, nicht zu dichte Nadelwälder der Gebirge und des Tieflands. Hauptnahrung sind Baumsamen, insbesondere von Fichten, Erlen und Birken, während der Brutzeit auch Insekten. Das effektive Vorkommen des Erlenzeisigs in seinem Areal ist lückenhaft und die Populationssdichten schwanken, denn er lässt sich bevorzugt dort nieder, wo das aktuelle Samenangebot einen guten Erfolg bei der Jungenaufzucht verspricht. Bei guter Fichtenernte fängt er früher an zu brüten als sonst, selbst wenn noch Schnee liegt. In der Schweiz z.B. brütet er überwiegend in den Alpen und im Jura in Höhenlagen von 1'000-2'000 m, wo die Wälder einen hohen Fichtenanteil aufweisen. Das Gelege besteht aus 4-5 (3-6) Eiern, die während 12-14 Tagen allein von der Henne bebrütet werden, die während dieser Zeit von ihrem Partner gefüttert wird. Die Jungen werden mit 15-16 Tagen flügge und werden danach 2-3 Wochen von den Eltern geführt [2; 3; 4; 5; 8; 9].

Gefährdung und Schutz

Der Erlenzeisig hat eine außerordentlich weite Verbreitung und einen sehr großen Weltbestand, der auf 45-80 Millionen Erwachsene Individuen geschätzt, wird wovon etwa ein Drittel in Europa leben. Trotz zumindest in Europa leicht abnehmendem Bestand wird er daher als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft [1].

Mit Wirksamkeit auf den 22.06.2021 wurde die ukrainische Population in Anhang III CITES aufgenommen, was auch bedeutet, dass bei der Einfuhr aus allen anderen Ländern ein Ursprungszeugnis erforderlich ist.

Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume, sie ist nicht in den Anhängen zur Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG) aufgeführt.

Situation in Mitteleuropa: In Deutschland ist der Erlenzeisig eine besonders geschützte Art nach Bundesnaturschutzgesetz, in der Schweiz ist er nach Jagdgesetz geschützt. Die Bestände werden in Deutschland auf 21-51'000, in Österreich auf 25-50'000, in der Schweiz auf 10-16'000, in Luxemburg auf 0-2 und in Liechtenstein auf 5-15 Brutpaare geschätzt [1; 5].

Bedeutung für den Menschen

Die Art wird gebietsweise als Sport oder zur Gewinnung von Fleisch geschossen oder für den lokalen / nationalen Heimtierhandel gefangen [1].

Haltung

Der Erlenzeisig kommt freilebend in manchen Zoos vor. Das Höchstalter in menschlicher Obhut wird mit 11 Jahren angegeben [4].

Die Art wird in rund 45 Zoos gezeigt, von denen sich über die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt das Kleinvogel-Gutachten des BML von 1996 für ein Paar Erlenzeisige einen Käfig mit den Mindestmaßen 80x40x40 cm (LxBxH) vor. Für jeweils 1-2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Bei der Haltung in Außenvolieren muss ein Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m² für bis zu 20 Vögel vorhanden sein.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für ein Paar ein Käfig mit den Mindestmaßen 80x40x40 cm (LxBxH) erforderlich. Für jeweils 2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Für jeweils 2 weitere Vögel ist die Grundfläche um 25% zu erweitern. Den Tieren sind Volieren mit natürlicher Bepflanzung von Sträuchern, Laubgehölzen und Koniferen einzurichten, was bei den vorgegebenen Käfigmaßen nicht möglich ist. Bei Schwarmhaltung ist auf ausreichende Versteckmöglichkeiten zu achten. Eine Badegelegenheit ist erforderlich. Die Vögel dürfen ganzjährig in Außenvolieren gehalten werden, sofern ihnen ein trockener und zugfreier Schutzraum oder überdachter geschützter Volierenteil zur Verfügung steht.

Gemäß Schweizerischer Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) ist für bis zu 4 Finken (explizit genannt nur der Kanarienvogel) ein Käfig mit einer Grundfläche von 2'400 cm²und einer Höhe von 50 cm mit Badegelegenheit vorgeschrieben, für jedes weitere Tier ist die Fläche um 500 cm² zu erhöhen

Taxonomie und Nomenklatur

Der Erlenzeisig wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Carduelis Spinus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Dieser Name ist heute noch gebräuchlich. Allerdings wurde die Gattung Carduelis in jüngster Zeit aufgesplittet und der Erlenzeisig zusammen mit anderen Arten in der 1816 von dem Entomologen und Arachnologen Carl Ludwig KOCH, einem Kreisforstrat in Regensburg, aufgestellten Gattung Spinus plaziert. Die Art ist monotypisch [3; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Spinus spinus (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T22720354A111126041. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-1.RLTS.T22720354A111126041.en und (2015). Spinus spinus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22720354A60281052. Downloaded on 02 February 2020.
  2. BREHM, A. E. (1882-1887)
  3. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. HEINZEL, H., FITTER, R. & PARSLOW, J. (1977)
  8. KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
  9. MAUMARY, L. et al. (2007)
  10. PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991