Kubaflamingo (Phoenicopterus ruber) gefolgt von Ph. roseus und Ph. chilensis im Zoo Augsburg
© Peter Bretschneider, Zoo Augsburg
Ordnung: Flamingos (Phoenicopteriformes)
Familie: Flamingos (Phoenicopteridae)
Kubaflamingo
Phoenicopterus ruber • The Caribbean Flamingo • Le flamant rouge
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Traditionell verfügten viele Zoos über ein Begrüßungskomitee von Flamingos, die - möglichst Rosa-, Kuba- und Chileflamingos gemischt- im Eingangsbereich dekorativ auf einer gepflegten Rasenfläche mit kleinem Teich standen. Dies hat erheblich geändert. Heute wird auf einer Anlage meistens nur noch eine Art gehalten. Die Gehege sind so gestaltet, dass eine Zucht möglich ist, und vielfach sind sie Teil einer zoogeografischen Präsentation. Der Kubaflamingo ist in Europa die am dritthäufigsten gezeigte Flamingoart. Körperbau und KörperfunktionenDer Kubaflamingo erreicht von der Schnabel- bis zur Schwanzspitze eine Länge von 110-120 cm, eine Flügelspannweite von 140-165 cm und ein Gewicht von 2.1-4.1 kg. Weibchen sind etwa 20% kleiner als Männchen. Damit ist er annähernd gleich groß wie der Rosaflamingo. Mit Ausnahme der schwarzen Hand- und Armschwingen ist das gesamte Gefieder lachsrot. Die Farbe kommt durch in den von den Vögel gefressenen Krebsen enthaltene Carotinoide zustande, welche in der Leber der Tiere umgewandelt und danach im Federkleid eingelagert werden. Der Schnabel ist rötlich mit schwarzer Spitze, wobei die Trennlinie von der Spitze aus gesehen konvex verläuft. Die nackte Haut von der Schnabelbasis bis zum Auge ist gelb. Die Beine und Füße sind rot. Eine Hinterzehe ist vorhanden [2; 4; 6; 7]. VerbreitungNord-, Mittel und Südamerika: Bahamas, Dominikanische Republik, Ekuador (Galápagos), Haiti, Kolumbien, Kuba, Mexiko (Yucatán), Niederländische Antillen, Turks- und Caicos-Inseln, Venezuela. Bei den Vögeln in Florida dürfte es sich um solche handeln, die aus Haltungen entwichen sind. Auf Antigua und Barbuda ausgestorben, auf den Britischen Jungferninseln wiederangesiedelt [1]. Die vier wichtigsten Brutgebiete befinden sich in Yucatán, an der Nordküste Kubas, auf den Bahamas (Great Inagua), und auf Bonaire (Niederländische Antillen). Durch die Umwandlung natürlicher Salzpfannen in Salinen gingen zwei der drei besten Brutplätze an der Nordküste Yucatáns verloren [1]. Auf Bonaire, wo sich in der Salzpfanne Pekelmeer seit mindestens 1681 der wichtigste Brutplatz in der südlichen Karibik befand, wurde in den 1960er Jahren ebenfalls eine Saline gebaut. Dabei wurde in der Mitte der 2000 ha umfassenden Verdunstungsteiche ein 55 ha grosses Flamingoschutzgebiet ausgeschieden, das in der Folge von den Vögeln auch angenommen wurde. So konnte der Schaden in Grenzen gehalten werden [8]. Im Zwillbrocker Venn an der deutsch-niederländischen Grenze gibt es eine Mischpopulation von entwichenen Chile-, Kuba- und Rosaflamingos [7]. Währenddem die Vögel lokal keinen Schaden anrichten und zur Besucherattraktion geworden sind, ist die Anwesenheit einer Hybridpopulation in Nähe des Areals des Rosaflamingos aus Gründen des Artenschutzes doch bedenklich. Lebensraum und LebensweiseDer Kubaflamingo ist an Salinen und Salz- oder Sodaseen und seichte Brackwasserlagunen gebunden, wo er reichlich kleine Krebstiere wie Salinen- (Artemia salina) und Flohkrebse (Gammarus spp.), Mollusken und andere Wirbellose sowie Diatomeen und andere Algen findet, die er mit seinem zu einem Filterapparat umgestalteten Schnabel aus dem Wasser seihen kann. Er bildet Kolonien, auf Galápagos von 3-50 Paaren, andernorts größeren, deren Standort je nach Futterangebot verlegt wird. Gebrütet wird auf aus Schlamm angehäuften Kegelstümpfen, auf Galapagos auf aus Steinchen und anderem Material gebauten Nestern. Die Gelege bestehen aus einem, selten zwei, weißen, länglichen, ca. 89x55 mm messenden Eiern, die während 27-31(-32) Tagen abwechselnd von beiden Eltern ausgebrütet werden. Die Dunenküken sind grau und haben anfänglich einen kurzen, geraden Schnabel und kurze Beine. Mit 4-7 Tagen verlassen sie in Begleitung ihrer Eltern das Nest. Später schließen sie sich zu Kindergärten zusammen, die von verschiedenen Altvögeln überwacht werden. Das erste, überwiegend braungraue Jugendkleid entwickelt sich ab etwa dem 40. Lebenstag, mit 65-90 Tagen werden die Jungtiere flügge und beginnen bald, weit umherzustreifen. Mit 3-4 Jahren sind sie voll ausgefärbt, mit 5-6 Jahren werden sie geschlechtsreif [4; 6; 7. NB: Quellen differenzieren z.T. nicht zwischen ruber und roseus]. Gefährdung und SchutzDer Bestand der Art hat in den letzten Jahren wieder zugenommen und wird jetzt auf 260'000-330'000 erwachsene Vögel geschätzt. Der Kubaflamingo gilt daher nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten (CMS). Bedeutung für den MenschenDer Kubaflamingo wird für den internationalen Tierhandel genutzt [1]. Als einziges Ursprungsland exportierte Kuba von 2001-2018 insgesamt 685 Wildfänge. Von den im selben Zeitraum gehandelten Nachzuchtvögeln von Ph. roseus / ruber stammten 605 ebenfalls aus Kuba [3]. HaltungDie Vergesellschaftung von Kubaflamingos mit anderem Park- und Wassergeflügel ist an sich problemlos, abgesehen davon, dass andere Arten eventuell beim Brutgeschäft stören können. Die Vergesellschaftung mit anderen Phoenicopterus-Formen ist wegen der Gefahr der Bastardierung zu vermeiden [6]. Kubaflamingos gehören zu den Vögeln, die nach Ansicht von Tierschutzsachverständigen der Zoos besser durch eine geeignete Methode (Federstutzen, Extirpation einiger Federpapillen) flugunfähig gemacht und in einer großzügigen Freianlage gehalten werden sollen, anstatt theoretisch flugfähig, aber in einer durchschnittlich dimensionierten Voliere, in der sie effektiv nicht fliegen können oder sich den Hals brechen [5]. Vom früher üblichen Kupieren sollte abgesehen werden, weil es das Halten des Gleichgewichts bei der Paarung erschwert. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 100 Zoos, von denen sich gegen ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Forschung im Zoo: Zahlreiche Erkenntnisse über die Biologie der Flamingos wurde im Zoo gewonnen. Namentlich der Zoo Basel hat sich in dieser Beziehung hervorgetan [9; 10; 11]. Fußläsionen (Pododermatitis, Bumblefoot) sind weltweit ein Problem von in Menschenobhut gehaltenen Flamingos. Es handelt sich um eine multifaktorielle Krankheit, bei der vor allem die Bodenbeschaffenheit des Wasserbeckens bzw. Teichs eine Rolle spielt. Dazu wurde vorab an den Zoos der Schweiz eine Studie durchgeführt, mit dem Ziel, das Auftreten der Krankheit zu minimieren [11]. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Flamingos. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 20 Flamingos ein Gehege mit einem Landteil von 250 m² und einem Wasserteil mit Watbereich von 100 m² vor. Für jeden weiteren adulten Vogel sind die Landfläche um 5 m², die Wasserfläche um 0.5 m² zu vergrößern. An das Gehege anschließend muss sich ein frostfreier Schutzraum mit einer Grundfläche von 1 m² pro Vogel befinden, der auch eine Badegelegenheit enthält. Die Vorgängerverordnung hatte für 10 Vögel einen Landteil von 100 m² und einem Wasserteil mit von 10 m² gefordert. Für jeden weiteren adulten Vogel waren die Landfläche um 5 m², die Wasserfläche um 0.5 m² zu vergrößern. Die Grundfläche für den Schutzraum betrug 0.5 m² pro Vogel. Die Erhöhung der Anforderungen erfolgte ohne Angabe von Gründen. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Flamingos in Gruppen von mindestens 5 Paaren zu halten. Die Haltung muss in Freianlagen mit offenem, flachen Landteil mit Naturboden, Sand oder Gras, und Wasserteil mit flachen und tiefen Zonen von 0-1 m erfolgen. Für den Nestbau ist mit Lehm durchsetzter Sand, Schlamm oder Mergel zur Verfügung zu stellen. Die Mindestmaße der Außenanlage betragen für bis zu 10 Flamingos 100 m², für jedes weitere Tier 2,5 m² mehr, davon Wasserbecken mindestens 20 m² und für jedes weitere Tier 1 m² mehr. In den Wintermonaten ist eine beheizte Innenanlage mit einer Fläche von 20 m² für bis zu 10 Vögel erforderlich, für jedes weitere Tier 1 m² mehr, davon Wasserbecken: mindestens 10 m², für jedes weitere Tier 0,5 m² mehr. Taxonomie und NomenklaturDer Kubaflamingo wurde 1758 von Carl von LINNÉ anhand eines Exemplars von den Bahamas unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Rosa- und Chileflamingo wurden lange als Unterarten von Ph. ruber angesehen, der Kubaflamingo wird noch im HANDBOOK als Unterart geführt [4; 9].
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Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Phoenicopterus ruber. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22729706A132180192. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22729706A132180192.en . Downloaded on 05 December 2019.
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- ROOTH, J. (1975)
- STUDER-THIERSCH, A. (1964)
- STUDER-THIERSCH. FLAMINGO STUDIES
- WYSS, F.S. (2013)