Basstölpel (Sula bassana = Morus bassanus) in der Wilhelma Stuttgart
© Wilhelma Stuttgart (Pressefoto)
Ordnung: Ruderfüsser (Pelecaniformes)
Familie: Tölpel (Sulidae)
Basstölpel
Morus bassanus • The Northern Gannet • Le fou de Bassan
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Basstölpel ist als europäische Art und gut mit anderen Seevögeln zu vergesellschaftender Botschafter für den Meeresschutz für die Zoos von Interesse. Er wird aber nur sehr selten gehalten. Körperbau und KörperfunktionenBasstölpel erreichen eine Gesamtlänge von 87-100 cm, eine Flügelspannweite von 165-180 cm und ein Gewicht von ca. 2.3-3.6 kg. Sie sind damit die größten Vertreter ihrer Familie. Die Weibchen sind im Mittel etwas größer als die Männchen. Die Vögel haben lange, schmale Flügel, einen langen, keilförmigen Schwanz und einen kräftigen konischen Schnabel mit zugewachsenen Nasenlöchern und vorn mit feingesägten Rändern. Bis auf die schwarzbraunen Handschwingen ist das Gefieder weiß, an Kopf und Hals leicht gelblich [3; 5; 6; 7]. VerbreitungNordatlantik mit Rand- und Nebenmeeren: Golf von Mexiko, Nordatlantik bis etwa auf die Höhe der Kapverden, Nordsee, Ostsee, Barent-See, Mittelmeer. Die Brutgebiete liegen in der Gegend von Neufundland, auf Island, den Britischen Inseln, in der Bretagne und an der norwegischen Küste, wo die Vögel in großen Kolonien brüten [1]. Lebensraum und LebensweiseTölpel sind Meeresvögel, die über den Kontinentalschelfen anzutreffen sind. Sie sind Stoßtaucher, die sich von bis zu 40 m Höhe ins Wasser stürzen und Tiefen bis 30 m erreichen können, um Fische zu erbeuten. Sie fressen vor allem Heringe, Makrelen, Sprotten und Sandaale. Sie nisten auf dem Festland vorgelagerten felsigen Inseln, bisweilen auch auf dem Festland an Felsküsten. Dabei bilden sie, gemeinsam mit anderen Meeresvögeln, zum Teil riesige Brutkolonien. Gebrütet wird ab Anfang April bis Mai. Das Gelege besteht aus 1(-2) blaugrünen, ca. 79x49 mm großen Eiern mit Kalküberzug, die während 42-45 Tagen abwechselnd von beiden Eltern ausgebrütet werden. Die Küken sind Nesthocker, die mit etwa 75 Tagen ins Meer springen und erst mit gut 3 Monaten flugfähig werden [3; 5; 6; 8]. Gefährdung und SchutzMit einem Weltbestand von 1.5-1.8 Millionen erwachsenen Vögeln, der gegenwärtig zunimmt, gilt der Basstölpel nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel unterliegt nicht den CITES-Bestimmungen. Die Art fällt nicht unter die Vogelschutzrichtlinie (79/409/EWG), jedoch unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und unter Anhang 2 des African-European Migratory Waterbird Agreements (AEWA). Situation in Europa: Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Basstölpel wegen seines Fleisches oder seiner Federn bejagt. Um 1900 gab es deshalb in Europa nur noch 13 Kolonien. Deren Zahl nahm bis 1988 auf 36 zu und ist seitdem weiter gestiegen. Etwa ab 1930 begann der Tölpel sein Brutareal Richtung Süden auszudehnen, indem er die Kanalinseln und die französische Atlantikküste besiedelte. Mittlerweile kommt es auch an der Mittelmeerküste Frankreichs zu Bruten, etwa bei Bandol oder an den Bouches-du-Rhône. Heute brüten die meisten Tölpel, über 400'000 Paare, in Irland, gefolgt vom Vereinigten Königreich mit etwa 220'000 Paaren. Helgoland, wo der Basstölpel seit 1991 brütet, wies im Zeitraum 2005-2009 einen mittleren Bestand von 424 Paaren auf [1; 7]. Bedeutung für den MenschenBasstölpel werden gebietsweise als Sport oder zur Gewinnung von Fleisch bejagt oder für den internationalen Tierhandel gefangen bzw. ausgehorstet [1]. HaltungTölpel gehören zu den Vögeln, die nach Ansicht von Tierschutzsachverständigen der Zoos durch eine geeignete Methode (Extirpation einiger Federpapillen) flugunfähig gemacht und gemeinsam mit anderen Arten in einer großzügigen Freianlage gehalten werden können, aber auch eine Haltung in einer vernünftig dimensionierten Voliere ist adäquat [4]. Die Welterstzucht in menschlicher Obhut gelang 1988 dem Zoo am Meer in Bremerhaven [9]. Das Höchstalter wird für einen Wildvogel mit 37 Jahren und 5 Monaten angegeben [7]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird gegenwärtig (2024) in 6 Zoos gehalten, von denen sich drei im deutschsprachigen Raum befinden. Im Westküstenpark St. Peter Ording und im Zoo am Meer gibt es regelmäßig Nachzuchten. Bis zur Aufgabe der Haltung wurden die Vögel auch in der Wilhelma Stuttgart, im Vogelpark Marlow und im Zoo im Kurpark Cuxhaven nachgezogen. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Vorgaben für das Halten von Tölpeln. In der Schweiz darf die kantonale Behörde eine Haltebewilligung für Tölpel nur erteilen, wenn das Gutachten einer unabhängigen und anerkannten Fachperson nachweist, dass die vorgesehenen Gehege und Einrichtungen eine tiergerechte Haltung ermöglichen. Taxonomie und NomenklaturDer Basstölpel wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Pelecanus bassanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1760 stellte ihn der französische Zoologe Mathurin Jacques BRISSON in die neue Gattung Sula. Diese wurde 2011 aufgrund einer molekulargenetischen Untersuchung aufgesplittet, und der Basstölpel landete in der von dem französischen Ornithologen Louis Jean Pierre VIEILLOT eingeführten Gattung Morus [2; 3]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2018). Morus bassanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2018: e.T22696657A132587285. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2018-2.RLTS.T22696657A132587285.en und (2015. Morus bassanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T22696657A60148634. Downloaded on 27 December 2019.
- DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
- DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991)
- SCHÜRER, U. (2012)
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