Kanadareiher (Ardea herodias) im Everglades-Nationalpark, Florida
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Stelzvögel (CICONIIFORMES)
Familie: Reiher (Ardeidae)
Unterfamilie: Tagreiher (Ardeinae)
Kanadareiher
Ardea herodias • The Great Blue Heron • Le grand héron
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der nicht gefährdete Kanadareiher vertritt unseren Graureiher in Nord- , Mittel- und im nördlichsten Südamerika. Da sich die beiden Arten stark ähneln, besteht kein großes Interesse, ihn in Europa zu zeigen, zumal viele Zoos wildlebende Graureiher beherbergen. Seit mehreren Jahrzehnten gibt es bei uns gar keine mehr. Körperbau und KörperfunktionenDer Kanadareiher ist im Mittel etwas größer als der Graureiher. Er erreicht eine Gesamtlänge von - je nach Unterart - 91-137 cm und eine Spannweite von ca. 183 cm. Weibchen sind etwa 10% kleiner als Männchen. Das Gewicht variiert von ca. 2'260-3'630 g. In der Färbung ähnelt er dem Graureiher, aber die Schenkelbefiederung ist braun und auch der Hals kann bräunlich sein. Die Färbung variiert zwischen den Unterarten etwas. In Florida gibt es neben der grauen eine weiße Farbmorphe, die sich vom Silberreiher dadurch unterscheiden lässt, dass Beine und Füße gelb sind und nicht schwarz [2; 4; 5; 6]. VerbreitungNord-, Mittel- und nördlichstes Südamerika: Brut- oder Jahresvogel in Kanada, Mexiko und den USA sowie gebietsweise in Mittelamerika und der Karibik, ferner auf Galápagos. Wintergast von Mexiko über Mittelamerika und der Karibik bis Kolumbien und Venezuela [1; 2]. Lebensraum und LebensweiseDer Kanadareiher besiedelt Feuchtgebiete aller Art einschließlich Mangrovenwälder und die Gezeitenzone der Meeresküste. Hauptverbreitung ist im Tiefland, in Kolumbien und Ekuador geht er aber bis auf eine Höhe von 2'600 m. Er jagt meistens tagsüber oder in der Dämmerung, einzelne Populationen aber auch nachts. Er ist ein Lauerjäger, der sich hauptsächlich von Fischen bis 30 cm länge ernährt, aber auch Amphibien, Reptilien, Krebstiere, Insekten Kleinsäuger bis Rattengröße und gelegentlich Vögel fängt. Er nistet einzeln oder kolonieweise auf Bäumen, Büschen, auf Felsen oder im Schilf. Das Gelege besteht aus 2-7 Eiern, deren Größe je nach Unterart variiert, und die während 25-29 Tagen von beiden Partnern ausgebrütet werden [2; 6]. Gefährdung und SchutzDer Kanadareiher hat eine außerordentlich weite Verbreitung und einen sehr großen, tendenziell zunehmenden Bestand, der irgendwo zwischen 0.5 und 5 Millionen erwachsenen Individuen liegt. Er wurde daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2020 als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenKanadareiher werden laut IUCN für den internationalen Tierhandel gefangen [1], allerdings sind seit Jahrzehnten keine Wildfänge mehr in europäische Zoos gelangt. HaltungKanadareiher sollte man nach Ansicht von Tierschutzsachverständigen der Zoos nicht flugunfähig auf Freianlagen, sondern in geschlossenen Volieren halten, wo sie mit anderen koloniebildenden Reiherarten, mit gesellig lebenden Ibissen, Löfflern und Störchen sowie mit Kormoranen, Möwen und großen Wat- und Wasservögeln gehalten werden können [3; 4]. Wie bei uns Graureiher, leben in Nordamerika freifliegende Kanadareiher in manchen Zoos. Haltung in europäischen Zoos: Die Art war in Europa stets selten. Seit mehreren Jahrzehnten gibt es gar keine mehr. Die letzte Haltung dürfte jene im Zoo Karlsruhe in den 1980er-Jahren gewesen sein. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Reiher. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 6 große Reiher ein Gehege mit einer Grundfläche von 100 m² oder eine Voliere mit einer Größe von 100 m²/500 m³, jeweils mit Wasserbecken und Aufbaummöglichkeiten, vor. Für jeden weiteren Adultvogel ist die Grundfläche um 5 bzw. 3 m² zu erweitern. In Fällen, wo ein Innenraum erforderlich ist, muss dieser eine Grundfläche von 1 m² pro Vogel haben. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind Kanadareiher mindestens paarweise zu halten. Die Gehege sind mit Naturboden und natürlicher Bepflanzung einzurichten, es sind Aufbaummöglichkeiten und mindestens ein Wasserbecken anzubieten. Für bis zu 6 Vögel sind eine Außenanlage mit einer Fläche von 50 m² und eine Innenanlage von 20 m² erforderlich, die für jeden weiteren Adultvogel um 5 m³ bzw. 1 m² zu erweitern ist. Taxonomie und NomenklaturDer Kanadareiher wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Er bildet mit Ardea cinerea und Ardea cocoi eine Superspezies und wird bisweilen als co-spezifisch mit unserem Graureiher angesehen. Es werden fünf Unterarten anerkannt [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2020). Ardea herodias. The IUCN Red List of Threatened Species 2020: e.T181500967A181565357. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2020-3.RLTS.T181500967A181565357.en. Downloaded on 12 September 2021.
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- DOLLINGER, P., PAGEL, T., BAUMGARTNER, K., ENCKE, D. ENGEL, H. & FILZ, A. (2014)
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HANCOCK, J. & ELLIOTT, H. (1978)