Eulen - Allgemeines

Steinkauz (Athene noctua) im Schwarzwaldzoo Waldkirch
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Klasse: Vögel (AVES)
Unterklasse: Neukiefervögel (NEOGNSTHAE)
Klade: Landvögel (TELLURAVES)
Klade: AFROAVES
Ordnung:

Eulenvögel

Strigiformes • The Owls • Les strigiformes

220 002 015 001 nyctea scandiaca m hof PD1Bei der Schneeeule (Nyctea scandiaca = Bubo scandiacus) sind die Geschlechter unterschiedlich gefärbt, die Männchen werden im Alter reinweiß. Hier ein Männchen im Zoologischen Garten Hof © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 002 015 001 nyctea scandiaca f kingussie PD1Die Weibchen der Schneeeule (Nyctea scandiaca = Bubo scandiacus) sind gesprenkelt. Hier ein Weibchen im Highland Wildlife Park, Kingussie © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 002 004 003 bubo bubo marlow PD1Europäischer Uhu (Bubo bubo) mit Geschüh im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 002 003 004 athene noctua OpelZoo ArchivOpelZooSteinkauz (Athene noctua) im Opel-Zoo, Kronberg. Die Art ist an vielen Stellen regional ausgestorben und ist Gegenstand von zoogestützten Wiederansiedlungsprojekten © Archiv Opel-Zoo

220 002 025 006 strix leptogrammica NKN PD1Malaienkauz (Strix leptogrammica), ein Vertreter der tropischen Eulen im Zoo Neunkirchen. Man beachte den Gesichtsschleier und die Federborsten um den Schnabel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 000 000 000 eulenkloster koeln PD1Eingang zum 1997 eröffneten Eulenkloster im Kölner Zoo, einer vierteiligen, begehbaren Voliere mit über 300 m² Gesamtfläche. Grundfläche der einzelnen Volieren 12, 30, 95 und 170 m², Höhe 3-7 m. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 000 000 000 eulenkloster koeln PD2Begehbare Voliere im Eulenkloster des Kölner Zoos mit Bartkauz (Strix nebulosa) © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 000 000 000 eulenschlucht goldau PD1Eingang zur 2001 eröffneten und 2022 durch eine neue, größere Anlage ersetzten, dreiteiligen, begehbaren Eulenschlucht mit ca. 600 m² Grundfläche im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 000 000 000 eulenschlucht goldau PD2Begehbare Voliere in der Eulenschlucht des Natur- und Tierparks Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 000 000 000 eulenschlucht goldau PD3Bartkauz (Strix nebulosa) in begehbarer Voliere im Natur- und Tierpark Goldau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 002 004 003 bubo bubo springe PD2Europäischer Uhu (Bubo bubo) in Flugschau im Wildpark Springe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 002 004 003 bubo bubo sibiricus TPB wDreier1Vom Europäischen Uhu werden in Europa rund zehn Unterarten geziegt, hier ein Sibirischer Uhu (Bubo bubo sibiricus) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

220 002 016 022 otus leucotis NKN PD1Auch kleine Eulenarten, wie diese Nord-Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) werden gelegentlich für Flugdemonstrationen eingesetzt, hier im Zoo Neunkirchen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

220 002 016 014 megascops kennicottii TPB wDreier1Die meisten Eulenarten werden in Zoos regelmäßig nachgezogen. Hier Nestlinge der Westlichen Kreischeule (Megascops kennicottii) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

220 002 009 005 ketupa zeylonensis TK wDreierDer im südlichen Asien weit verbreitete Fischuhu (Ketupa zeylonensis) lebt stets in der Nähe von Dewwässern und ernährt sich hauptsächlich von Fischen und Fröschen. Aufnahme aus dem Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

Eulen sind kulturell bedeutsame und populäre Vögel, die in den meisten größeren Zoos, Tier- und Wildparks vertreten sind. Oft werden sie für Flugdemonstrationen eingesetzt.

Artenspektrum und innere Systematik

Die Ordnung besteht aus 2 Familien, den Schleiereulen (Tytonidae) und den Eigentlichen Eulen (Strigidae) mit zusammen 27 Gattungen und, nach HANDBOOK OF THE BIRDS OF THE WORLD (1999), 205 verschiedenen Arten. Die CHECKLIST (2014) gibt 232 Arten an und die Rote Liste der IUCN (2022-2) kommt auf 239 Arten. Fünf weitere Arten sind ab dem 17. Jahrhundert ausgestorben, die letzte 1914. Nach HANDBOOK werden die Eulenvögel wie folgt unterteilt [1; 2; 8; 9].

Familie: Schleiereulen (Tytonidae)

  • Unterfamile: Eigentliche Schleiereulen (Tytoninae)
    1 Gattung, 14 Arten
  • Unterfamilie: Maskeneulen (Phodilinae)
    1Gattung, 2 Arten

Familie: Eulen (Strigidae)

  • Unterfamilie: (Ohreulen) Asioninae
    3 Gattungen, 9 Arten
  • Unterfamilie: Käuze (Striginae)
    • Tribus: Uhu-Verwandtschaft (Bubonini)
      4 Gattungen, 25 Arten
    • Tribus: Zwergohreulen (Otini)
      5 Gattungen, 68 Arten
    • Tribus: Käuze (Strigini)
      4 Gattungen, 24 Arten
  • Unterfamilie: Kleine Eulen und Käuze ( Surniinae)
    • Tribus: Raufußkäuze (Aegoliini)
      1 Gattung, 4 Arten
    • Tribus: Busch- oder Falkenkäuze (Ninoxini)
      3 Gattungen, 21 Arten
    • Tribus: Kleineulen (Surniini)
      5 Gattungen, 38 Arten

Körperbau und Körperfunktionen

Eulen besitzen einen auffällig großen, rundlichen Kopf mit einem stark gekrümmten, scharfkantigen Schnabel und großen, vorwärts gerichteten Augen, die binokulares, also räumliches Sehen ermöglichen. Die Augen sind unbeweglich, weil sie durch einen Skleralring fixiert sind. Weil die Eulen aber 14 Halswirbel haben, können sie ihren Kopf um bis zu 270° drehen und dadurch ihr Gesichtsfeld stark erweitern. Die je nach Art unterschiedlich gefärbte Iris lässt sich weit öffnen, sodass ein starker Lichteinfall auf die Netzhaut trifft. Bei nächtlichen Arten verfügt diese fast nur über Stäbchenzellen. Die Vögel haben daher eine gute Nachtsicht, sind aber praktisch farbenblind. Zudem sind alle Eulen weitsichtig. Zur Orientierung auf sehr kurze Distanz dienen den Schnabel umgebende, als Tastorgane funktionierende Federborsten, die beim Beutefang ähnlich eingesetzt werden, wie die Schnurrbarthaare der Katze [1; 3; 7].

Das Gehör der Eulen ist ausgezeichnet entwickelt. Ihre Ohröffnungen sind groß und asymmetrisch angeordnet, was eine präzise Ortung von Geräuschen ermöglicht. Das Trommelfell ist größer als bei anderen, vergleichbar großen Vögeln. Bei vielen Eulen ist eine willkürlich zu bewegende Ohrklappe, das Operculum, vorhanden, welches einen Trichter bilden kann, der Geräusche auf das Trommelfell leitet. Derselben Funktion dient der bei vielen Arten vorhandene Gesichtsschleier, eine aus steifen Federn bestehende kranzförmige Einfassung des Gesichts. Zusammen mit den bei manchen Arten vorhandenen Federohren dient der oft auffällig gefärbte Gesichtsschleier auch dazu, Stimmungen auszudrücken [3; 7].

Das Gefieder der Eulen ist außerordentlich weich. Die Flügelflächen sind in Relation zum Körper breit. Die Flügel weisen ein Remicle, ein kleines steifes, sich distal der Handschwingen befindendes Federchen, 10 Hand- und 11-18 Armschwingen auf. Die beiden äußersten Handschwingen der meisten Arten haben einen weichen, kammförmigen Rand, der die Luft so verwirbelt, dass der Fug lautlos ist [1; 3; 7].

Die Füße besitzen vier mit starken Krallen bewehrte und bei manchen Arten befiederte Zehen. Die bei den Eigentlichen Eulen etwas verkürzte Innenzehe weist nach hinten. Die äußerste Zehe kann sowohl nach vorn als auch – was den Normalfall darstellt - nach hinten gedreht werden [3; 7].

Eulen sind mehrheitlich nachaktiv. Während ihrer Aktivitätszeit sind sie meist recht stimmfreudig. Alle Arten verfügen über ein großes Schrei-, Heul- und Miau-Repertoire in einem Frequenzbereich, in dem die Rufe außerordentlich weit zu hören sind. Daneben geben sie zur Kommunikation innerhalb des Paar- oder Familienverbands auch leise Laute von sich [1].

Eulen sind ausschließliche Fleischfresser, Die sich von Wirbeltieren, Insekten und andere Wirbellosen ernähren. Die mit dem Gesichts- oder Gehörsinn geortete Beute wird mit den Krallen erdolcht und im Schnabel weggetragen. Die nach der Verdauung verbleibenden Haare, Federn und Knochen werden in Form kompakter Gewölle ausgewürgt [7].

Die Eier sind weiß und kugelig. Es brütet meistens nur das Weibchen, die Jungen werden von beiden Eltern gefüttert [7].

Verbreitung

Eulen besiedeln alle Klimazonen und Ökoregionen der Erde. Mit Ausnahme der Antarktis kommen sie auf allen Kontinenten vor und sind auf allen größeren Inseln anzutreffen [2].

Gefährdung und Schutz

Von den 238 in der Roten Liste aufgeführten, noch lebenden Eulenarten gelten 5 als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED), 11 als stark gefährdet (ENDANGERED), 23 als gefährdet (VULNERABLE, 24 als potenziell gefährdet (NEAR THREATENED) und eine konnte aufgrund ungenügender Daten nicht eingestuft werden [1].

Seit dem Jahr 1600 ausgestorben sind fünf Arten [1]:

  • Bermuda-Raufußkauz (Aegolius gradyi): Bermuda. Vermutlich im frühen 17. Jahrhundert ausgestorben, Ursache nicht ganz klar, eventuell Verlust von Nistbäumen (Bermuda-Zeder und Bermuda-Palmetto) oder Verfolgung duch eingeführte Beutegreifer.
  • Réunion-Eule (Mascarenotus grucheti): Kurz nach der Kolonisierung von Réunion zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Folge der Entwaldung ausgestorben.
  • Rodrigues-Eule (Mascarenotus murivorus): Rodrigues. Ausgestorben als Folge der Entwaldung und der Verfolgung duch eingeführte Beutegreifer. Letzter Nachweis 1726.
  • Mauritius-Eule (Mascarenotus sauzieri): Mauritius. Ausgestorben als Folge der Entwaldung. Letzter Nachweis 1837, sicher ausgestorben 1859.
  • Weißwangenkauz (Ninox albifacies): Neuseeland. Ausgestorben wegen Prädation durch eingeführte Beutegreifer. Letzter Nachweis 1914, überlebte bis mindestens in die 1920er-, eventuell 1960er-Jahre.

Der internationale Handel mit allen noch lebenden Eulenarten ist unter CITES geregelt. Vier Arten fallen unter Anhang I, die übrigen unter Anhang II des Übereinkomens. Alle europäischen Arten sind nach Anhang II des Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume streng geschützt. 8 Arten sind in Anhang I der Vogelschutz-Richtlinie 2009/147/EG der Europäischen Union aufgeführt

Haltung im Zoo

In europäischen zoologischen Einrichtungen werden gut 60 Eulenarten gehalten, etliche davon in mehreren Unterarten. Für Details siehe Zootierliste. Dabei handelt es sich überwiegend um Arten aus gemäßigten oder kalten Klimaten. Diese werden meist ganzjährig in Außenvolieren gehalten, seltener in falknerischer Haltung in Verbindung mit Schauflügen. Tropische Arten müssen allenfalls während der kalten Jahreszeit in einem temperierten, hellen Winterhaus gehalten werden oder einen ausreichend großen, frostfreien Raum im Anschluss an die Außenvoliere zur Verfügung haben [4].

Die Volieren sollten so groß sein, dass die Vögel fliegen können. Sie sollten mit lebenden Gehölzen, Stämmen, Ästen, Wurzelstöcken, Felsbrocken, Nistkästen, Felsnischen entsprechend der jeweiligen Art zweckmäßig eingerichtet sein. Stets sollte frisches Trinkwasser zur Verfügung stehen. Die meisten Arten haben ein starkes Bedürfnis zu Baden [3; 4].

Eine Haltung in begehbaren Volieren ist möglich, auch im Fall großer Arten. Kleinere Eulenarten bzw. solche, deren Beutespektrum aus Kleintieren besteht (z.B. Bartkauz) werden oft mit anderen Vögeln (z.B. Raufußhühnern, kleinen Falken) oder Säugetieren (z.B. Feldhase) vergesellschaftet. Gelegentlich werden auch verschiedene Eulenarten gemeinsam gehalten, was je nach Arten bei ausreichend großen Volieren und genügend Verstecken durchaus funktionieren kann, der Zucht aber meist nicht förderlich ist [3].

Eulen sind sehr langlebig. Große Arten wie Uhus können in Menschenobhut über 40 Jahre alt werden. Männliche und weibliche Tiere lassen sich visuell kaum unterscheiden. Weibchen sind durchschnittlich etwas größer und schwerer als Männchen, doch trifft dies nicht immer zu. Zum Zusammenstellen von Zuchtpaaren empfehlen sich daher DNA-Untersuchungen. Wo dies nicht möglich ist, kann man es mal mit Wiegen versuchen und dann das leichteste und schwerste Tier zusammensetzen. Hat nach eigener Erfahrung zumindest vor einem halben Jahrhundert bei Uhus im Zoo Mülhausen funktioniert: Nachdem es mit der Zucht nie geklappt hatte, brachte ein mittels Waage zusammengesetztes Paar von 1971-76 jährlich Nachwuchs, insgesamt wurden 19 Jungvögel großgezogen. Idealerweise lässt man aber Paare aus einer Gruppe selbst zusammenfinden [3].

Wie Eulen gehalten werden (Beispiele):

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden seit Jahren überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung und die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs enthalten für alle Eulenarten geltende Detailvorschriften.

Taxonomie und Nomenklatur

Die älteste bekannte Eule wurde im amerikanischen Bundesstaat Colorado entdeckt und Ogygoptynx wetmorei benannt. Sie stammt aus dem Paläozän, ist also etwa 58 Millionen Jahre alt und gehörte einer heute ausgestorbenen Eulenfamilie an [2].

Obwohl häufig von "Tag- und Nachgreifen" die Rede ist, handelt es sich bei den Eulen und den Greifvögeln um zwei verschiedene Ordnungen, wobei die Eulen traditionell in die Nähe der Kuckucke (Cuculiformes) und der Schwalme (Caprimulgiformes) gestellt wurden, bzw. nach jüngsten Taxonomien der Klade AFROAVES zugeordnet werden, zu der auch die Mausvögel, Trogone, Nashornvögel, Racken und Spechte gehören. Die Habichtartigen und Neuweltgeier sind dagegen in einer eigenen Klade ACCIPITRIMORPHAE zu finden, die Falken bei den AUSTRALAVES in Gesellschaft mit den Singvögeln und Papageien. Wenn man das nicht versteht, macht es nichts. Solange es Taxonomen gibt werden bestehende Systematiken auf den Kopf gestellt und durch neue ersetzt werden [2; 6; 7].

220 001 002 002 tyto alba marlow PD2Schleiereule (Tyto alba) in Flugschau im Vogelpark Marlow © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BURTON, J. A. (1984)
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
  4. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  5. MORONY, J.J., BOCK, W.J. & FARRAND, J. (1975)
  6. PRUM, R. O., BERV, J. S., DORNBURG, A., FIELD, D. J., TOWNSEND, J. P., MORIARTY LEMMON, E. & LEMMON, A. (2015)
  7. ZISWILER, V. (1976)
  8. DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014) 
  9. IUCN (2023). The IUCN Red List of Threatened Species. Version 2024-2. https://www.iucnredlist.org