Nördliche Weissgesichtseule

Nördliche Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) im Tierpark Perleberg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Eulen (Strigidae)
Unterfamilie: Käuze (Striginae)
Tribus: Zwergohreulen (Otini)

D LC 650

Nördliche Weißgesichtseule

Ptilopsis leucotis • The Northern White-faced Owl • L'hibou petit-duc à face blanche

220 002 016 022 otus leucotis perleberg PD1Nördliche Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) im Tierpark Perleberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

220 002 016 022 otus leucotis mapApproximative Verbreitung der Nördlichen Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis)

 

 

220 002 016 022 otus leucotis perleberg PD2Nördliche Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) im Tierpark Perleberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

220 002 016 022 otus leucotis perleberg PD4Nördliche Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) im Tierpark Perleberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

220 002 016 022 otus leucotis olching PD1Nördliche Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) im Vogelpark Olching © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

220 002 016 022 otus leucotis prag kantorovichNördliche Weißgesichtseule (Ptilopsis leucotis) im Zoo Prag © Alex Kantorovich, https://zooinstitutes.com/

 

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Die auch Nordbüscheleule genannte Nördliche Weißgesichtseule ist eine in Afrika weitverbreitete, attraktive kleine Eule, die das Publikum anspricht, deshalb gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in ihrem Ursprungsgebiet eingesetzt werden kann und in Zoos mit mittlerer Häufigkeit gezeigt wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Nördliche Weißgesichtseulen erreichen eine Gesamtlänge von 24-25 cm und eine Flügelspannweite von 50 cm. Der schwarz umrandete Gesichtsschleier ist ungewöhnlich ausgeprägt, das Gefieder stark gestreift und die Iris der Augen ist gelblicher als bei der südlichen Art. Die beiden Arten lassen sich hauptsächlich anhand ihres Gesangs unterscheiden [2].

Verbreitung

West-, Zentral- und Ostafrika: Äthiopien, Benin, Burkina Faso, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kenia, Kongo Dem., Liberia, Mali, Mauretanien, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Südsudan, Togo, Tschad, Uganda, Zentralafrikanische Republik [1].

Lebensraum und Lebensweise

Die nördliche Weißgesichtseule meidet dichten Wald. Sie ruht tagsüber im Gestrüpp, in Baumhöhlen oder in Ruinen und jagt nachts in Gehölzen und über Lichtungen Kleinsäuger, Vögel, Heuschrecken und anderen Insekten, Spinnen und Skorpionen. Gebrütet wird in aufgegebenen Nestern von Greifvögeln, Turakos oder Krähen, in Webervogelnestern und Baumhöhlen. Das Gelege besteht meist aus 3 Eiern [4; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Nördliche Weißgesichtseule hat ein riesiges Verbreitungsgebiet und anscheinend stabile Bestände. Sie wurde deshalb im Rahmen einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 als nicht-gefährdet eingestuft [1].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Wegen ihrer geringen Grösse und ihrer Attraktivität werden Nördliche Weißgesichtseulen häufig in Privatvolieren gehalten.

Von 2001-2016 wurden nebst toten Tieren, Teilen davon sowie Eiern bei der Ausfuhr 4'200 lebende Wildfänge gemeldet. Im selben Zeitraum wurden weltweit Exporte von 1'188 Nachzuchtvögeln bescheinigt, von denen 1'112 aus Japan stammten [3].

Haltung

Als Höchstalter werden 17 Jahre und 10 Monate angegeben, erreicht im Londoner Zoo [6].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 80 zoologischen Einrichtungen gezeigt, vdie sich zu knapp einem Fünftel im deutschsprachigen Raum befinden. Haltungsschwerpunkt ist Großbritannien. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden gegenwärtig (November 2024) überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 kleine Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 10 m² und einem Volumen von 20 m³ vor. für jede weitere ist die Grundfläche um 1 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 4 m² und ein Volumen von 10 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Ein allfälliger Innenraum muss eine Grundfläche von 2 m² je Vogel haben.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 kleinen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 5 m² bei 2 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 1 m² zu erweitern.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Weißgesichtseule wird seit Kurzem in zwei Arten getrennt, die Nördliche und die Südliche. Die nördliche Form wurde 1820 anhand eines Exemplars aus Senegal von Coenraad Jacob TEMMINCK vom Naturhistorischen Museum in Leiden als "Strix leucotis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Später kam sie in die 1769 von Thomas PENNANT, einem Naturforscher aus Wales, eingeführte Gattung Otus. Die aufgrund molekulargenetischer Unterschiede gegenwärtig gültige Gattung Ptilopsis, die sich aber noch nicht überall durchgesetzt hat, wurde 1848 vom Darmstädter Naturforscher Johann Jakob von KAUP aufgestellt [4].

Literatur und Internetquellen

  1. BIRDLIFE INTERNATIONA (2016). Ptilopsis leucotis. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T61781834A95179876. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-3.RLTS.T61781834A95179876.en. Downloaded on 23 June 2019.
  2. BURTON, J. A. (1984)
  3. CITES TRADE DATA BASE
  4. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013) 
  5. ECK, S. & BUSSE, H. (1973)
  6. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)