Raubwanzen (Reduviidae)

Zweipunkt-Raubwanze (Platymeris biguttatus) im Vivarium du Moulin, Lautenbach-Zell
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Stamm: Gliedertiere (ARTHROPODA)
Unterstamm: Sechsfüßer (HEXAPODA)
Klasse: Insekten (INSECTA)
Unterklasse: Fluginsekten (PTERYGOTA)
Ordnung: Schnabelkerfe (Hemiptera)
Unterordnung: Wanzen (Heteroptera)
Teilordnung: Cimicomorpha
Überfamilie: Reduvioidea
Familie: Raubwanzen (Reduviidae)

Die Familie der Raubwanzen (Reduviidae) ist mit etwa 7'000 beschriebenen Arten in über 20 Unterfamilien eine der größten innerhalb der Schnabelkerfe. In Zoos werden einige wenige der zoopädagogisch ergiebigen Arten gezeigt oder in der veterinärmedizinischen Diagnostik eingesetzt. In den deutschsprachigen Ländern gibt es keine tierschutzrechtlichen Mindestanforderungen für das Halten von Raubwanzen.

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Unterfamilie Triatominae

D NB 650

Riesenraubwanze

Dipetalogaster maximus • The Mexican Assassin Bug • Le réduve géant du Méxique

I dipetalogaster maximus tapirindicNüchterne Riesenraubwanze (Dipetalogaster maximus) auf Schabrackentapir (Tapirus indicus) © André Stadler, Zoo Wuppertal / Alpenzoo Innsbruck

I dipetalogaster maximus mapBekannte Vorkommen und approximative Verbreitung der Riesenraubwanze (Dipetalogaster maximus)

I dipetalogaster maximus tapirbairdiVollgesogene Riesenraubwanze (Dipetalogaster maximus) auf Mittelamerikanischem Tapir (Tapirus bairdii) © André Stadler, Zoo Wuppertal / Alpenzoo Innsbruck

I dipetalogaster maximus orycteropusRiesenraubwanzen (Dipetalogaster maximus) auf Erdferkel (Orycteropus afer) © André Stadler, Zoo Wuppertal / Alpenzoo Innsbruck

I dipetalogaster maximus fukomys anselliRiesenraubwanze (Dipetalogaster maximus) auf Ansell-Graumull (Fukomys anselli) © André Stadler, Zoo Wuppertal / Alpenzoo Innsbruck

I dipetalogaster maximus cryptelytrops venustusAn Bindfaden angeleinte Riesenraubwanze (Dipetalogaster maximus) auf Schöner Bambusotter (Crypterlytrops venustus) © André Stadler, Zoo Wuppertal / Alpenzoo Innsbruck

 

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Verbreitung 

Mexiko: Niederkalifornien [1].

Biologie

Riesenraubwanzen erreichen eine Länge von 30-43 mm und sind damit die größten blutsaugenden Insekten. Weibchen sind im Mittel etwa 1 cm länger als Männchen, ansonsten besteht kein Geschlechtsdimorphismus. Wie bei allen Reduviiden trägt ihr sehr beweglicher Kopf einen langen, gebogenen und etwas abstehenden Rüssel, der an seiner Spitze unterseits mit Zähnchen besetzt ist, die bei Bedrohung durch Reiben auf einer mit Querrillen versehenen Längsrille der Vorderbrust ein zirpendes Geräusch erzeugen können. Die Farbe ist schwarz mit einer unterbrochenen gelben oder orangen Linie beidseits des Körpers.

Die Tiere besiedeln die Nebelwüste, wo lebensfendliche klimatische Bedingungen herrschen. Sie sind  im im Gegensatz zu den meisten anderen Triatominen auch tagaktiv. Sie ernähren sich von Blut von Geckos, kleineren Säugetieren und Vögeln. Sie besitzen Speichelkomponenten, die eine Reizleitung unterbinden, sodass ihre Wirte die bis zu 20 Minuten dauernde Blutaufnahme nicht wahrnehmen. Im Rahmen eines Saugakts können bis zu 3.8 ml Blut aufgenommen werden. Dieses wird im Magen bis zu 3-4 Tage nach Beendigung der Blutaufnahme unverändert gelagert. Die Entwicklung zum Adulttier verläuft über 5 Nymphenstadien. Die Nymphen machen keine Metamorphose durch, sie sehen also aus wie verkleinerte Ausgaben der Erwachsenen. In jedem Stadium nehmen die Nymphen eine Blutmahlzeit zu sich und häuten sich dann etwa zwei Wochen später [2; 4; 5].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in der Roten Liste der IUCN nicht aufgeführt.

Der internationale Handel ist artenschutzrechtlich nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Larven aller Stadien und adulte wildlebende Riesenraubwanzen sind regelmäßig mit dem Bluparasiten Trypanosoma cruzi infiziert und können diesen durch ihren nahe der Einstichstelle abgesetzten Kot auf den Menschen übertragen, bei dem er die Chagas-Krankheit verursacht. Diese verläuft bei einem geringen Prozentsatz der Infizierten tödlich, namentlich bei Säuglingen und Kleinkindern [3].

Haltung

Riesenraubwanzen werden in der Zootiermedizin zur nicht-invasiven Blutgewinnung eingesetzt, namentlich bei Arten, bei denen eine Blutprobengewinnung sonst nicht ohne Narkose möglich wäre. Die Wanze benötigt für den Saugvorgang in der Regel ca. 10  Minuten. Das mit ihrer Hilfe gewonnene Blut eignet sich für die Bestimmung klinisch relevanter Blutparameter wie z.B. Blutzucker, Leukozytenzahl und Nierenwerte, aber auch zum Nachweis einer Vielzahl von Krankheitserregern wie etwa Blauzungenkrankeit oder Tuberkulose. Erste Ergebnisse zeigten bei einigen Parametern keine Veränderungen in den ersten 6 Stunden nach Blutentnahme. Das Blut kann aus den Wanzen gewonnen werden, ohne dass diese getötet werden müssen [5].

Taxonomie und Nomenklatur

Die Riesenraubwanze wurde 1894 vom Entomologen Philip Reese UHLER aus Baltimore als "Conorhinus maximus" anhand eines männlichen Exemplars erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Beschreibung des Weibchens erfolgte erst 1924. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Dipetalogaster wurde 1939 von Robert L. Usinger, einem kalifornischen Entomologen, eingeführt. Die Experten sind sich offenbar nicht einig, ob das grammatikalische Geschlecht von Dipetalogaster männlich oder weiblich sei, denn neben D. maximus trifft man in der Literatur auch auf D. maxima [1; 4].

Literatur und Internetquellen

  1. GBIF
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. JIMÉNEZ, M.-L., LLINAS, J., PALACIOS, C (2003)
  4. LARROUSSE, F. (1924)
  5. STADLER, A. (2011)

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Unterfamilie Reduviinae

D NB 650

Zweifleck-Raubwanze

Platymeris biguttatus • The Two-spotted Assassin Bug • Le réduve à deux points blancs

I platymeris biguttatus lautenbach PD2Zweipunkt-Raubwanze (Platymeris biguttatus) beim Verspeisen einer Feldgrille im Vivarium du Moulin, Lautenbach-Zell © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

I platymeris biguttatus mapBekannte Vorkommen und potenzielle Verbreitung der Zweifleck-Raubwanze (Platymeris biguttatus) nach CHŁOND, D. et al. (2015)

 

 

I platymeris biguttatus breslau KR1Zweipunkt-Raubwanze (Platymeris biguttatus) im Zoo Breslau © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

I platymeris biguttatus larvenZweipunkt-Raubwanze (Platymeris biguttatus). Nymphenstadien 1-2, nach CHŁOND, D., BUGAJ-NAWROCKA, A. & JUNKIERT, L. (2015), mod.

 

 

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Verbreitung 

Afrika südlich der Sahara. Nachweise gibt es aus Äthiopien, Benin, der Elfenbeinküste, Gambia, Guinea, Kenia, Kongo Dem., Mali, Mosambik, Niger, Nigeria, Sambia, Senegal, Simbabwe, Somalia, Sudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda [1; 2].

Biologie

Mit einer Länge von 32-35 mm und einer Abdomenbreite von ca. 11 mm ist die Zweifleck-Raubwanze ein mittelgrosser Vertreter ihrer Familie. Im ersten der fünf Nymphenstadien weist sie eine Länge von 7.2-7.5 mm auf, im fünften eine solche von 26.5-28.2 mm. Von den andern 12 bekannten Arten ihrer Gattung unterscheidet sie sich durch die weißen Flecken auf der Basis der Flügeldecken, die gelborangen Bänder auf den Beinen und den schwarzen Körperrand. Bei den Männchen weist das Abdomenende bauchseitig einen beulenartigen Vorsprung auf, bei den Weibchen ist es bauchseitig eingeschnitten [1; 3; 5].

Die Zweifleck-Raubwanze kommt in unterschiedlichen Lebensräumen vor. Bevorzugt werden tropische Savannen mit relativ geringem Baumbestand. Die Tiere ernähren sich von Insekten und sonstige Arthropoden, die sie optisch orten und durch Einspritzen ihres giftigen Speichels lähmen, töten und dann aussaugen. Die Vermehrung erfolgt geschlechtlich [1; 4].

Gefährdung und Schutz

Die Art ist in der Roten Liste der IUCN nicht aufgeführt.

Der internationale Handel ist artenschutzrechtlich nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Die Zweifleck-Raubwanze wird oft von privaten Terarianern gehalten. Sie befindet sich daher im Tierhandel. Angebote in Deutschlang liegen bei 5-7 € / Stück [Online-Inserate 2020].

Haltung

Als geeignete Behältergröße werden 30x30x30 cm angegeben. Die Temperatur soll tagsüber mindestens 28°C betragen, lokal bis 35°C, und nachts auf höchstens 25°C abgesenkt werden. Die relative Luftfeuchtigkeit soll bei 60-70 % liegen. Als Substrat ist eine mindestens 3 cm tiefe Sandschicht einzubringen. Wenn kein Trinkgefäß angeboten wird, 2-3 mal pro Woche vorsichtig sprühen. Bei Gruppenhaltung muss das Terrarium größer sein und es ist zur Vermeidung von Kannibalismus für eine reichliche Fütterung und ausreichend Versteckmöglichkeiten zu sorgen [5].

Taxonomie und Nomenklatur

Die Zweifleck-Raubwanze wurde 1767 von Carl von LINNÉ als "Cimex biguttatus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Platymeris wurde 1833 von dem französischen Forschungsreisenden François Louis Nompar de Caumont de LAPORTE, Graf von Castelnau, eingeführt. Die Experten sind sich offenbar nicht einig, ob das grammatikalische Geschlecht von Platymeris männlich oder weiblich sei, denn neben P. guttatus trifft man in der Literatur auch auf P. guttata [2; 3].

Literatur und Internetquellen

  1. CHŁOND, D., BUGAJ-NAWROCKA, A. & JUNKIERT, L. (2015)
  2. ENCYCLOPEDIA OF LIFE
  3. GBIF
  4. SIART, B. (2012)
  5. WIRBELLOSENZENTRUM

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