Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) in ihrem Radnetz auf der Gartenterrasse des Verfassers in Liebefeld-Bern
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
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Systematik der KieferklauenträgerDie Gliedertiere (ARTHROPODA) sind der grösste und vielfältigste Stamm im Tierreich. Zu ihnen gehören die Krebstiere, die Insekten, die Tausendfüßer und die hier vorgestellten Kieferklauenträger (Spinnentiere und Hüftmünder). Zur Klasse der Spinnentiere (ARACHNIDA) zählen über 100'000 bekannte Arten von Spinnen, Skorpionen und Milben, die sich auf 10 oder 11 Ordnungen verteilen. Davon sind drei Ordnungen aus Zoosicht von Interesse. Über 46'000 Arten sind Webspinnen (Araneae), die auf 112 Familien verteilt sind. In der Roten Liste der IUCN sind 515Arten Webspinnen erfasst (Stand Mai 2024). Mehr als 200 Arten sind Geißelspinnen (Amblypygi), die in zwei Unterordnungen mit zusammen 5 Familien und 17 Gattungen unterteilt sind. In der Roten Liste der IUCN sind 2 Geißelspinnen-Arten erfasst. Über 1'400 Arten sind Skorpione (Scorpiones), die etwa 13 Familien zugeordnet werden. In der Roten Liste der IUCN sind 3 Skorpion-Arten erfasst. Aus der Klasse der Hüftmünder (MEROSTOMATA hat es nur eine Familie, die Pfeilschwanzkrebse, bis in die Gegenwart geschafft. Die etwa 20 Familien der Seeskorpione, von denen manche Vertreter eine Länge von bis zu 2.5 m erreichten und damit die größten aller Arthropoden waren, sind alle ausgestorben. Die ältesten Pfeilschwanzkrebs-Formen stammen aus dem Palaeozoikum (Ordovizium) und sind etwa 450 Millionen Jahre alt. Pfeilschwanzkrebse gelten als lebende Fossilien, denn bereits vor rund 150 Millionen Jahren schwammen den heutigen Arten sehr ähnliche Tiere im Jurameer herum. Eine Art, deren Überreste bei Solnhofen gefunden wurden und heute im Juramuseum Eichstätt ausgestellt sind, ist Mesolimulus walchi. Heute leben noch vier Arten Pfeilschwanzkrebsen. Diese gehören alle derselben Familie an und sind durch die Rote Liste erfasst, allerdings ist die Datenlage zumeist zu dürftig, um sie einer Gefährdungskategorie zuzuordnen. Bauplan der KieferklauenträgerDie Gliedertiere haben, wie der Name schon sagt, einen durch Einschnitte der Körperdecke und segmental angeordnete Körperanhänge gegliederten Körper, welcher von einem Außenskelett geschützt wird. Auch ihre Extremitäten sind segmentiert. Sie verfügen über ein Strickleiter-Nervensystem mit einem Oberschlundganglion und Bauchganglien. Ein Rückengefäß bewegt die Hämolymphe durch die Körperhöhle, denn das Gefäßsystem ist offen. Ausscheidungs- und Geschlechtsorgane sind gegenüber der Leibeshöhle abgeschlossen. Bei den Kieferklauenträgern sind keine Antennen und keine zangenartig gegeneinander arbeitenden Kiefer vorhanden. Kopf und Thorax sind zu einem Cephalothorax (=Prosoma) verschmolzen, von dem die 6 Extremitätenpaare ausgehen. Das 1. Paar ist als Kieferklauen (Chelizeren) ausgebildet, das 2. als Kiefertaster (Pedipalpen), danach folgen 4 Laufbeinpaare. Im Hinterkörper (Opithosoma) befinden sich normalerweise Atmungs-, Verdauungs-, Ausscheidungs- und Geschlechtsorgane. Beine sind hier nicht mehr vorhanden. Bei den Skorpionen setzt sich das Opisthosoma in einem Schwanzteil (Metasoma) fort. Der Bauplan der wasserlebenden Hüftmünder weicht deutlich von dem der Kieferklauenträger ab. Vor und Hinterkörper sind durch je einem Panzerschale geschützt und es ist ein langer Schwanzstachel vorhanden. Nebst den 6 Beinpaaren im Vorderkörper verfügt auch der Hinterkörper über 5 abgeplattete Beinpaare, an denen sich die Kiemen befinden. ErnährungAlle Spinnen und Skorpione ernähren sich von Tieren, die sie mit ihren Zangen und eventuell unter Zuhilfenahme des Giftstachels überwältigen. Die Hüftmünder suchen ihre ebenfalls tierische Nahrung im Schlamm. FortpflanzungBei der Fortpflanzung gibt es zwischen den einzelnen Cheliceraten-Gruppen erhebliche Unterschiede. Die Befruchtung der Eizellen kann durch innere Befruchtung, entweder durch direkte Übertragung der Spermien auf das Weibchen oder durch die Aufnahme von Samenpaketen (Spermatophoren), die vom Männchen in die Umgebung abgelegt wurden, bei wasserlebenden Formen durch äußere Befruchtung erfolgen. Die meisten Arten legen Eier, es gibt aber auch lebendgebärende Formen. Aus den Eiern schlüpfen Larven oder Jungtiere, die bereits Mini-Ausgaben der Erwachsenen sind. Manche Arten betreiben Brutpflege, andere nicht. Um das Wachstum zu ermöglichen, müssen sich die Tiere regelmäßig häuten. |