VON ALLMEN, A. (2005)

Soziale Kommunikation bei Schopfgibbons (Gattung Nomascus) in Zoologischen Gärten.

Diplomarbeit

76 Seiten

Ganzer Text

Zoologisches Institut, Universität Basel, Schweiz
Leitung: Prof. Dr. David G. Senn,
Zoo Duisburg, Zoo Osnabrück, Zoo Mulhouse/Frankreich, Zoo Doué-la-Fontaine/Frankreich, Zoo Besançon/Frankreich

Zusammenfassung:

In den Zoos Mulhouse, Duisburg, Osnabrück, Doué-la-Fontaine und Besancon wurden insgesamt 28 Schopfgibbons (Gattung Nomascus) aus 7 Gruppen je 10 Stunden lang mit der focal-animal-sampling-Methode beobachtet und gefilmt. Aus der Auswertung von 279,75 Stunden Video-Material resultierte ein Signalrepertoire von 34 intentionalen Signalen. Elf Signale wurden von allen Gruppen verwendet, aber keine Gruppe zeigte das gesamte Signalrepertoire. Das Repertoire der Gruppe aus Doué-la-Fontaine war mit 26 Signalen das größte. Zwischen den Gruppen variiert die Anwendung der Signale nicht signifikant. Der Vergleich der Alters/Geschlechtsklassen zeigte signifikante Unterschiede vorwiegend zwischen Infans und adulten Männchen sowie zwischen Infans und adulten Weibchen in der Häufigkeit der Anwendung von taktilen und visuellen Gesten sowie Handlungen. Von Infans über Juvenile, Subadulte zu Adulten nahm die Anwendungshäufigkeit von Signalen kontinuierlich ab. „Balgen“ war das häufigste Signal und schien am meisten von und zwischen Jungtieren angewendet zu werden. In diesem Zusammenhang musste auf den Einfluss der Gruppenzusammensetzung hingewiesen werden. Alle beobachteten Gruppen umfassten ein adultes Paar und mindestens ein Jungtier. Die monogame Lebensweise von Gibbons und die Einlingsgeburten im Abstand von etwa zwei Jahren (im Freiland eher drei Jahren) führten dazu, dass junge Gibbons nie mit Gleichaltrigen spielten und „Balgen“ deshalb eine Sonderform darstellt im Vergleich mit anderen Primaten. „Taktile Gesten“ waren nach „Handlungen“ die am häufigsten verwendeten Signale. Sie wurden hauptsächlich mit den Händen ausgeführt, wobei linke und rechte Hand etwa gleich oft verwendet werden. Elf verschiedene Kontexte wurden für Signale unterschieden. „Spiel“ war der häufigste Kontext, was im Zusammenhang mit der Häufigkeit von „Balgen“ stand. Der Vergleich der Kontexte, in denen die Signale verwendet wurden, zeigte keine Signifikanzen zwischen den Gruppen, aber zwischen Infans und adulten Männchen sowie zwischen Infans und adulten Weibchen. Wurde ein Signal in verschiedenen Kontexten verwendet, beziehungsweise wurden im selben Kontext verschiedene Signale verwendet, sprach man von Flexibilität. Schopfgibbons wendeten Signale in durchschnittlich 5.25 Kontexten an. Handlungen wurden am flexibelsten verwendet, darauf folgten mit abnehmender Häufigkeit: taktile Gesten, Mimik, Akustik und visuelle Gesten.

Der Umfang des Signalrepertoires von Schopfgibbons war mit 34 gegenüber 38 Signalen vergleichbar mit dem von Siamangs. Siebzehn Signale wurden von Schopfgibbons und Siamangs verwendet. Ein Vergleich zwischen Schopfgibbons und Siamangs zeigte signifikante Unterschiede in der Häufigkeit der verwendeten Signalkategorien wie auch der Kontexte, in denen die Signale standen. Diese Unterschiede waren zwischen adulten Tieren markanter als zwischen Jungtieren.

 

von allmen-biblio