Meerbarben - Mullus

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Barschartige (Perciformes)
Unterordnung: Barschfische (Percoidei)
Familie: Meerbarben (Mullidae)

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D LC 650

Streifenbarbe, Gestreifte Meerbarbe

Mullus surmuletus • The Striped Red Mullet • Le rouget de roche

535 088 002 002 mullus surmuletus musKA KR1Streifenbarbe (Mullus surmuletus) im Staatlichen Museum für Naturkunde, Karlsruhe © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

535 088 002 002 mullus surmuletus mapApproximative Verbreitung der Streifenbarbe (Mullus surmuletus)

 

 

 

535 088 002 002 mullus surmuletus musKA PD2Streifenbarbe (Mullus surmuketus) im Staatlichen Museum für Naturkunde, Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

535 088 002 002 mullus surmuletus wilh KR1Streifenbarbe (Mullus surmuletus) im Zoologisch-Botanischen Garten Wilhelma, Stuttgart © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

535 088 002 002 mullus surmuletus DONOVANGestreifte Meerbarbe (Mullus surmuletus). Handkolorierter Kupferstich DONOVAN, E. & RIVINGTON (1802). Natural History of British Fishes, London. Gemeinfrei.

 

 

 

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Die Gattung Mullus umfasst vier Arten, von denen zwei in Zoos und Schauaquarien gehalten werden. Die Streifenbarbe ist die häufiger gehaltene Art. Sie ist zoopädagogisch von Interesse als Element der europäischen Meeresfaune und wegen ihrer Bedeutung als Speisefisch.

Körperbau und Körperfunktionen

Streifenbarben sind schlanke Meeresfische mit gewölbtem Rücken. Sie werden meist 25 cm lang, im Extremfall können Männchen 32, Weibchen 40 cm erreichen. Geschlechtsreif werden sie mit ca. 16 cm im Alter von 2-3 Jahren. Das veröffentlichte Höchstgewicht beträgt 1 kg. Ihren Namen haben sie von den nicht immer deutlichen, durchgehenden, rotbraunen Streifen, der sich von den Augen bis zur Schwanzflosse ziehen. Die Rückenflosse ist doppelt angelegt, die Schwanzflosse tief gegabelt. Das relativ kleine, unterständige Maul ist vorstülpbar. Die Barteln sind länger als die Brustflossen [2; 4; 7; 8].

Verbreitung

Nordost-Atlantik und Nebenmeere: Atlantische Küste von Südnorwegen und den britischen Inseln bis Senegal, Nordsee, Skagerrak, Gewässer um Madeira, Kanaren und Kapverden, nach GBIF auch Azoren, ferner Mittelmeer, Marmarameer, Schwarzes Meer [3; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Als bodenlebender Fisch sucht die Streifenbarbe ihre aus Würmern, Muscheln, Schnecken, Krustentieren und kleinen Fischen bestehende Nahrung im und auf dem Meeresboden, wobei sie sich auf Tiefen von 12-35 (10-40) Meter beschränkt. Laichzeit ist von März bis Juli. Gelaicht wird in Küstennähe, weiter südlich lebende Populationen ziehen dazu oft in den Ärmelkanal. Die Eier enthalten Ölkugeln und treiben daher frei im Wasser, auch die Fischlarven treiben im Wasser und werden bisweilen auch weit verdriftet, was das recht große Verbreitungsgebiet der Art erklärt [2; 3; 7; 8].

Gefährdung und Schutz

Die weit verbreitete Art gilt aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), obwohl mehrere Bestände stark überfischt sind und die Fangmengen um 40-60% reduziert werden sollten. Andererseits nehmen die Populationen im Nordost-Atlantik aufgrund der Klimaerwärmung zu [3].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Bis 1990 war die Streifenbarbe ein geschätzter Beifang, seitdem wird sie gezielt als Speisefisch gefangen, besonders stark in der Bucht von Biskaya, im Ärmelkanal und im westlichen Mittelmeer. Sie ist Bestandteil der klassischen Bouillabaisse, es gibt aber auch zahlreiche andere Zubereitungsarten. Die Art galt, ebenso wie Mullus barbatus, bereits im alten Rom als Delikatesse, wobei man die Fische in den Händen der Gäste habe sterben lassen, weil die rote Färbung während des Todeskampfs besonders intensiv auftreten soll [3; 7].

Haltung

Die Streifenbarbe ist für die Haltung in Heimaquarien nicht geeignet, insbesondere wegen ihrer Größe und weil sie auf der Suche nach Nahrung ständig im Boden wühlt. Der Boden sollte aus einer mindestens 2 cm dicken lockeren Sandschicht bestehen. Die Wassertemperatur sollte bei 7-16°C  liegen [2; 8].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in über 40 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich gegen ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland gibt es keine konkreten Mindestnormen. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs fordert für bis zu 5 durchschnittlich große Tiere ein Beckenvolumen von 1'000 l. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1758 unter ihrem heute noch gültigen Namen von Carl von LINNÉ erstmals wissenschaftlich beschrieben. Über die systematische Einordnung gibt es gegenwärtig unterschiedliche Ansichten: Nach NELSON und der Roten Liste der IUCN gehört die Familie Mullidae zu den Barschen (Perciformes), BETANCUR et al. sowie FRICKE et al. rechnen sie zu den Seenadelartigen (Syngnathiformes), und gemäß FISH BASE sowie dem WORLD REGISTER OF MARINE SPECIES stellt sie die einzige Familie einer eigenen Ordnung Mulliformes dar [1; 3; 4; 5; 9; 10].

Literatur und Internetquellen

  1. BETANCOUR et al. (2014)
  2. BAENSCH, H. A. & PATZNER, R.A. (1998)
  3. CARPENTER, K.E., SMITH-VANIZ, W.F., DE BRUYNE, G. & DE MORAIS, L. (2015). Mullus surmuletus. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T198674A42691804. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2015-4.RLTS.T198674A42691804.en . Accessed on 14 September 2023.
  4. FISH BASE
  5. FRICKE, R., ESCHMEYER, W. N. & R. VAN DER LAAN (eds., 2023)
  6. GLOBAL BIODIVERSITY INFORMATION FACILITY (GBIF)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. MEERWASSER-LEXIKON
  9. NELSON, J.S. (2006)
  10. WoRMS