Moderlieschen

Moderlieschen (Leucaspius delineatus) in der Wilhelma Stuttgart
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Karpfenfische (Cypriniformes)
Familie: Karpfen (Cyprinidae)
Unterfamilie: Weißfische (Leuciscinae)

D LC 650

Moderlieschen

Leucaspius delineatus • The Sunbleak • L'able de Heckel

516 011 100 001 leucaspius delineatus malchow KR1Moderlieschen (Leucaspius delineatus) in der Naturschutzstation Malchow © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

516 011 100 001 leucaspius delineatus mapApproximative Verbreitung des Moderlieschens (Leucaspius delineatus). Dunkelblau: autochthone Vorkommen; rot: angesiedelte Populationen

 

 

516 011 100 001 leucaspius delineatus BSL PD1Moderlieschen (Leucaspius delineatus) im Zoo Basel © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

516 011 100 001 leucaspius delineatus innsbruck PD1Moderlieschen (Leucaspius delineatus) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

516 011 100 001 leucaspius delineatus vltava KarelJakubec1Moderlieschen (Leucaspius delineatus) im Moldau-Aquarium, Prag © Karel Jakubec, Prag

 

 

516 011 100 001 leucaspius delineatus vltava KarelJakubec2Moderlieschen (Leucaspius delineatus) im Moldau-Aquarium, Prag © Karel Jakubec, Prag

 

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Das Moderlieschen ist nicht unbedingt der attraktivste und interessanteste einheimische Kleinfisch. Es wird deshalb seltener gehalten als etwa der Stichling oder der Bitterling. Wie bei einigen anderen europäischen Fischarten liegt das Schwergewicht der Haltung im deutschsprachigen Raum.

Körperbau und Körperfunktionen

Das Moderlieschen wird in der Regel weniger als 10 cm lang, maximal 12 cm und ist damit einer der kleinsten Süßwasserfische Europas. Sein Körper ist langgestreckt, schlank und seitlich zusammengedrückt. Das  kleine Maul ist oberständig mit schräger Spalte, die Unterkieferspitze greift in eine flache Grube des Oberkiefers ein. Die Schuppen fallen leicht ab. Rücken und Kopfoberseite sind grünlichbraun, Körperseiten und Bauch silberweiß gefärbt; ein stahlblauer Längsstreifen tritt im hinteren Teil der Seiten hervor [1; 5; 6; 8].

Verbreitung

Europa: Vom Rhein bis zu den Zuflüssen des Kaspischen Meeres im Osten, des Ägäischen Meeres im Süden und zur Ostsee im Norden, auch in Südschweden. In mehreren Ländern lokal eingeführt, z.B. in Frankreich [2].

Armenien, Aserbaidschan, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Georgien, Griechenland, Iran, Italien, Kasachstan, Kroatien, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Türkei, Ungarn, Ukraine, Weißrussland [3].

Lebensraum und Lebensweise

Bevorzugter Lebensraum des Moderlieschens sind kleine stehende Gewässer, Abzuggräben und Kanäle, allenfalls ist es auch in Seen und langsam fließenden Flüssen anzutreffen. Es hält sich zumeist nahe der Wasseroberfläche auf, wo es Krebschen, Insekten und Algen frisst. Im Mai / Juni legt das Weibchen seine Eier mittels einer Legeröhre an Pflanzenstengel, wo sie vom Männchen bis zum Schlüpfen bewacht und durch Anstoßen der Pflanze mit dem Maul mit Frischwasser versorgt werden [5; 6].

Gefährdung und Schutz

Wegen seiner weiten Verbreitung und gebietsweisen Häufigkeit gilt das Moderlieschen aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 global als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN), dasselbe gilt im europäischen Rahmen (EU27). In der nationale Roten Liste Deutschlands ist es als gefährdet, in jener der Schweiz war es als potenziell gefährdet, und ist es seit 2022 als  gefährdet (VULNERABLE) eingestuft [3; 4; 7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Moderlieschen werden als Köderfische genutzt und im Rahmen der Kaltwasseraquaristik gehalten. Ansonsten haben sie keine wirtschaftliche Bedeutung. Das plötzliche massenhafte Auftreten der Fische in zuvor fischleer erscheinenden Gewässern hat den Menschen früher Rätsel aufgegeben, und es wurde gemutmaßt, dass sie mutterlos entstanden wären, weshalb sie "Mutterloseken" oder "Moderliesken" genannt wurden [1; 5].

Haltung

Moderlieschen können z.B. mit Dreistachligem Stichling, Bitterling, Schneider, Ukelei, Gründling und Groppe vergesellschaftet werden. Sie werden in Schauaquarien nur vereinzelt nachgezogen.

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in gegen 40 europäischen Einrichtungen gezeigt, die sich zum allergrößten Teil im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen: In Deutschland gibt das Gutachten über die Haltung von Zierfischen ein Mindestvolumen von 100 l Wasser für die Haltung eines Schwarms Moderlieschen an. Dieser Wert wurde von Österreich in die 2. Tierhaltungsverordnung übernommen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der für aquaristische Zwecke gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Speise- und Besatzfische gilt Anhang 2, Tabelle 7.

Taxonomie und Nomenklatur

Das Moderlieschen wurde 1843 von Johann Jakob HECKEL, dem Leiter der Ichthyologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien als "Squalius delineatus" beschrieben und 1858 von ihm in die neu geschaffene Gattung Leucaspius gestellt. Leucaspius ist monotypisch. Die in der Roten Liste aufgeführte Art L. irideus aus der Türkei wird heute der Gattung Squalius zugeordnet [2].

516 011 100 001 leucaspius delineatus innsbruck PD2Moderlieschen (<em>Leucaspius delineatus</em>) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E.
  2. FISH BASE
  3. FREYHOF, J. & KOTTELAT, M. (2008). Leucaspius delineatus. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T11873A3311162. http://www.iucnredlist.org/details/11873/0. Downloaded on 13 February 2018.
  4. FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
  5. GEBHARDT, H. & NESS, A. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. KIRCHHOFER, A., BREITENSTEIN, M. & ZAUGG, B. (2007)
  8. SCHINDLER, O. (1959)
  9. ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)