Nase (Chondrostoma nasus) im Tiergarten Schönbrunn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Karpfenfische (Cypriniformes)
Familie: Karpfen (Cyprinidae)
Unterfamilie: Weißfische (Leuciscinae)
Nase
Chondrostoma nasus • The Nase • Le nase ou hotu
Die Nase war in Deutschland der „Fisch des Jahres 2020“
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Als einheimische Art, die früher eine große Bedeutung als Speisefisch hatte und heute regional bedroht ist, ist die Nase von größerem zoopädagogischem Interesse. Sie wird daher in etlichen Zoos und Schauaquarien gezeigt, die sich hauptsächlich in Deutschland, Österreich und der Schweiz befinden. Körperbau und KörperfunktionenDie Nase erreicht eine mittlere Länge von 25-40 cm, im Extremfall bis 50 cm. Sie wird etwa 1.5 kg schwer. Sie hat einen langgestreckten, spindelförmigen, seitlich wenig abgeflachten Körper. Ihr Maul ist unterständig und mit stark verhornten, scharfkantigen Lippen versehen. Ihre Schuppen sind klein. Außerhalb der Laichzeit ist die Färbung des Rückens schwärzlich-grün, an Seiten und Bauch glänzend silberweiß, auf den Flossen, mit Ausnahme der dunklen Rückenflossen, rötlich. Gegen die Laichzeit hin nehmen alle Körperteile eine lebhaftere Färbung an, und es tritt namentlich auch in beiden Mundwinkeln und an den Brustflossengelenken ein schönes Orangegelb hervor [1; 6; 7; 10]. VerbreitungEuropa nördlich der Alpen bis zu Nord- und Ostsee, im Osten bis zum Ural/Kaspischem Meer und im Westen bis zu den Einzugsgebieten von Rhone und Seine: Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland (fehlt im Elbebecken), Frankreich, Kosovo, Kroatien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Mazedonien, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, Weißrussland. In Italien eingeführt [4; 11]. Lebensraum und LebensweiseDie Nase besiedelt größere Fließgewässer der Äschen- und der Barbenregion sowie Seen bis auf eine Höhe von etwa 900 m. Nasen leben in Gruppen. Zur Laichzeit, von März bis April, bilden sie Schwärme, die zu den traditionellen Laichplätzen aufsteigen. Die Weibchen legen über Grund 20-100'000 Eier, die am Kies festkleben. Die Nahrung besteht aus Algenwatten und darin lebenden Kleintieren. Überwintert wird in tiefen Wasserbereichen mit geringer Strömung [6; 11]. Gefährdung und SchutzWegen ihrer weiten Verbreitung und gebietsweisen Häufigkeit wurd die Nase aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2010 global und im Europäischen Rahmen (EU27) nicht als gefährdet eingestuft. In Deutschland gilt die Art aber als stark gefährdet, in der Schweiz als vom Aussterben bedroht, was hauptsächlich durch wasserbauliche Maßnahmen bedingt ist. 2023 erfolgte eine Neubeurteilung durch die IUCN, als deren Folge die Art ab 2024 als potenziell gefährdet (Rote Liste: NEAR THREATENED) gilt [3; 4; 5; 8; 11]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Die Art fällt unter Anhang 3 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Bedeutung für den MenschenDie Nase war früher ein bedeutender Speisefisch. Dazu äusserte sich der Zürcher Stadtarzt Conrad GESNER (1516-1565) wie folgt [cit. nach 1]: "Bey vns werden sie zur Frühlingszeit gepriesen, dann sollen sie fett werden. Item deß Wintermonats, wiewol das ist, daß sie wenig zu loben sind, dann ihr Fleisch ist allezeit lind oder blutt, gar nahe keines oder ödes Geruchs, voller Grädt, vorauß gegen dem schwantz. Werden lieblicher gebraten dann gesotten." Vor allem während der Laichwanderung wurden Nasen kommerziell gefangen. Im 19. Jahrhundert wurden z.B. in der Wertach bei Augsburg alljährlich innerhalb 2-3 Wochen um die 15'000 kg erbeutet. An der Mündung der Birs bei Basel und am Eintritt der Glatt in den Rhein fanden alljährlich ähnliche Fischzüge statt [1]. Nachdem die Bestände kollabiert sind, spielt die Nase heute hauptsächlich noch in der Sportfischerei eine Rolle [9]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 50 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich zweidrittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der für aquaristische Zwecke gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Speise- und Besatzfische gilt Anhang 2, Tabelle 7. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Cyprinus nasus" beschrieben. 1832 stellte sie der ab 1846 in den USA tätige Schweizer Naturforscher Jean Louis Rodolphe AGASSIZ, einer der hervorragendsten Ichthyologen seiner Zeit, in die neue Gattung Chondrostoma. Die Populationen aus Nordanatolien wurde 1987 als Unterart Chondrostoma nasus angorensis abgetrennt. Diese wird heute als eigene Art Chondrostoma angorense geführt [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- FISH BASE
- FREYHOF, J. (2009)
- FORD, M. (2024). Chondrostoma nasus. The IUCN Red List of Threatened Species 2024: e.T225435143A135083986. https://www.iucnredlist.org/species/225435143/135083986 Accessed on 30 October 2024..
- FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
- GEBHARDT, H. & NESS, A. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KIRCHHOFER, A., BREITENSTEIN, M. & ZAUGG, B. (2007)
- RHEIN-ANGELN
- SCHINDLER, O. (1959)
- ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)