Schleie

Schleie (Tinca tinca) im Aquazoo Düsseldorf
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Karpfenfische (Cypriniformes)
Familie: Karpfen (Cyprinidae)
Unterfamilie: Schleien (Tincinae)

D LC 650

Schleie

Tinca tinca • The Tench • La tanche

Die Schleie war in Deutschland der „Fisch des Jahres 2007“

516 011 183 001 tinca tinca innsbr PD1Schleie (Tinca tinca) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

516 011 183 001 tinca tinca mapApproximative Verbreitung der Schleie (Tinca tinca)

 

 

516 011 183 001 tinca tinca vltava KarelJakubec1Schleie (Tinca tinca) im Moldau-Aquarium, Prag © Karel Jakubec, Prag

 

 

516 011 karpfen karausche schleie BREHM"1 Karpfen und Spiegelkarpfen(Cyprinus carpio) , 3 Karausche (Carassius vulgaris) und 4 Barbe (Barbus vulgaris)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

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Die in ihrem Aussehen von anderen Karpfenfischen abweichende Schleie ist als weit verbreitete, einheimische Art von zoopädagogischem Interesse und wird in zahlreichen europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Schleie erreicht eine Länge von (20-)50, selten 70 cm und ein Gewicht von 2-8 kg. Sie hat ein endständiges Maul und zwei Barteln an den Mundwinkeln. Ihre kleinen Schuppen sind durch eine sehr dicke, durchsichtige, schleimige Oberhautschicht abgedeckt. Die Männchen sind an den verlängerten Bauchflossen erkennbar [1; 7; 10].

Verbreitung

Eurasien: Fast überall in Europa außer im nördlichen Skandinavien, Nordschottland, Irland und Griechenland. In Asien im Osten bis nach Sibirien. In Nord- und Südafrika, Indien, Australien, Neuseeland, Nordamerika und Chile und ev. weiteren Ländern angesiedelt [5].

Lebensraum und Lebensweise

Die dämmerungs- und nachtaktive Schleie bevorzugt warme Seen mit dichtem Seerosen- und sonstigem Pflanzenwuchs, sowie strömungsarme, flache Gewässer mit weichem Grund. Sie kommt auch in Weihern, Sümpfen, Mooren und Teichen vor. In diesen Gewässern hält sie sich tagsüber zwischen dichten Pflanzen- und Seerosenbeständen auf und begibt sich mit Einbruch der Dämmerung auf die Suche nach Nahrung, die aus wirbellosen Bodentieren und Wasserpflanzen besteht. Sie hat einen geringen Sauerstoffbedarf. Sie überwintert im Bodenschlamm. Gelaicht wird von Mai bis August, wenn die Wassertemperatur auf 19-20ºC gestiegen ist. Die mehreren 100'000 kleinen und klebrigen Eier werden an Wasserpflanzen abgelegt [6; 9; 11].

Gefährdung und Schutz

Lokal durch Gewässerverbauungen gefährdet, jedoch weit verbreitet und mit großem Gesamtbestand. Die Art gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2008 als weltweit nicht gefährdet. Dasselbe gilt für die Europäische Union (EU27), Deutschland und die Schweiz. In der Roten Liste Österreichs wird sie als gefährdet aufgeführt [3; 4; 5; 8; 12].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Kulturelle Bedeutung: Um die Schleie ranken sich allerlei Sagen, wie z.B.: "Die Schleyen vnd der Hecht haben anerborne freundschafft zusammen, dann allerley Fisch pflegen die Hecht zu fressen, außgenommen die Schleyen, man fängt sie auch gemeinglich beyde samhafft; so ist auch die sag, daß der Hecht verwund seine wunden an den leib der Schleyen streiche, vnd mit dem schleim also die wunden heyle, davon das sprichwort kommen ist bey den Frießlendern, die Schleyen sey ein Artzt aller Fisch" [1].

Wirtschaftliche Bedeutung: Die Schleie wird kommerziell befischt, in Aquakultur produziert und ist Gegenstand der Sportfischerei [2]. Über die Qualität ihres Fleischs gibt es unterschiedliche Meinungen. Eine negative stammt vom Zürcher Stadtarzt Conrad GESNER (1516-1565) [cit nach 1]: "Das fleisch der Schleyen ist sehr arg, vngesund, eines vnlieblichen geschmacks, dann sie möseln oder schmecken nach den Kaat vnd Lett, haben ein wüst, schlennig fleisch, dann sie an solche orten allein wohnen, geberen vnd vrsachen gern das kalt wehe, frieren oder feber. Ist ein speiß deß gemeinen Pöfels, wie wol etliche mäuler solche sehr begeren."

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 130 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich gegen die Hälfte im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestanforderungen. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der für aquaristische Zwecke gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Speise- und Besatzfische gilt Anhang 2, Tabelle 7.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art war 1758 von Carl von LINNÉ als "Cyprinus tinca" beschrieben qorden. 1816 stellte sie der französische Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges CUVIER in die für sie neu geschaffene Gattung Tinca. Tinca ist heute monotypisch. Bei den bis vor kurzem anerkannten sieben weiteren Arten handelt es sich teils um Synonyme, teil wurden sie anderen Gattungen zugeteilt [2].

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. FISH BASE
  3. FREYHOF, J. (2009)
  4. FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
  5. FREYHOF, J. & KOTTELAT, M. (2008). Tinca tinca. The IUCN Red List of Threatened Species 2008: e.T21912A9339248. http://www.iucnredlist.org/details/21912/0. Downloaded on 14 February 2018.
  6. GEBHARDT, H. & NESS, A. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. KIRCHHOFER, A., BREITENSTEIN, M. & ZAUGG, B. (2007)
  9. RHEIN-ANGELN
  10. SCHINDLER, O. (1959)
  11. ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)
  12. ZULKA, K.P. & WALLNER, R.M. (2007)

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