Adriatischer Stör

Adriatischer Stör (Acipenser naccarii) im Alpenzoo Innsbruck
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)

D CR 650

Adriatischer Stör

Acipenser naccarii • The Adriatic Sturgeon • L'esturgeon de l'Adriatique

506 001 001 008 acipenser naccarii innsbr PD1Adriatischer Stör (Acipenser naccarii) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

506 001 001 008 acipenser naccarii mapApproximative Verbreitung des Adriatischen Störs (Acipenser naccarii)

 

 

 

506 001 001 008 acipenser naccarii innsbr PD3Adriatischer Stör (Acipenser naccarii) im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

506 001 001 008 acipenser naccarii yuriAdriatischer Stör (Acipenser naccarii), beim Fischen auf Welse im Po gefangen und danach wieder freigelassen. Standbild aus Youtube-Video von Yuri Grisendi.

 

 

 

506 001 001 008 acipenser naccarii heckelAdriatischer Stör (Acipenser naccarii). Illustration aus HECKEL, J. & KNER, R. (1858) Die Süsswasserfische der östreichischen Monarchie mit Rücksicht auf die angränzenden Länder. Gemeinfrei.

 

 

506 001 001 008 acipenser naccarii heckel2Adriatischer Stör (Acipenser naccarii), Kopfaufsicht. Illustration aus HECKEL, J. & KNER, R. (1858) Die Süsswasserfische der östreichischen Monarchie mit Rücksicht auf die angränzenden Länder. Gemeinfrei.

 

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Der Adriatische Stör ist eine unmittelbar vom Aussterben bedrohte Tierart, deren Weiterexistenz hauptsächlich  auf einer ex situ-Zucht beruht. Zoos und Aquarien sind an der ex situ-Erhaltung der Art nicht beteiligt, sie wird lediglich in einigen wenigen Einrichtungen gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Adriatische Stör ist durch eine sehr breite, abgerundete Schnauze und sehr lange, nahe der Schnauzenspitze gelegen Bartfäden gekennzeichnet. Er erreicht eine Länge von 200 cm. Das veröffentlichte Höchstgewicht beträgt 25 kg. Auf dem Körper befinden sich fünf Längsreihen gebuckelter Knochenplatten, davon 11-14 auf dem Rücken, 32-42 auf jeder Seite und je 8-11 beidseits des Bauchs. Die Rückenflosse weist 36-48 Weichstrahlen auf, die Analflosse 24-31 [4; 7].

Verbreitung

Mittelmeerraum: Adriatisches Meer und die Anrainerstaaten Albanien (Buna, Drin), Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Italien (Po, Ticino, Etsch/Adige, Tagliamento etc.), Kroatien, Montenegro (Skadar-See), Slowenien (Soča/Isonzo, nicht in der Sava) [4; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Der Adriatische Stör lebt in Küstennähe im Adriatischen Meer in Tiefen von  10-40 m. Er ernährt sich von bodenlebenden Wirbellosen und kleinen Fischen. Er ist ein anadromer Wanderfisch, der im Frühling zur Paarung und Eiablage in die Flüsse hochsteigt. Im Ticino gibt es eine Population, die als Folge des Baus eines Kraftwerks ganzjährig im Süßwasser lebt. Die Fortpflanzungsperiode fällt auf Mai-Juli. Der Lebenszyklus des Adriatischen Störs ist sehr lang. Männchen werden mit einer Länge von 80 cm im Alter von 7-11 Jahren geschlechtsreif, Weibchen mit einer Länge von 1 m im Alter von 12-14 Jahren [1; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Der Adriatische Stör litt unter enormen Fischereidruck. Er gilt nach einer mittlerweile revisionsbedürftigen Beurteilung aus dem Jahr 2009 als vom Aussterben bedrohte Tierart und ist seit 2010 als solche in der Roten Liste aufgeführt (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) mit dem Vermerk "Possibly extinct". Denn man ging davon aus, dass es keine echte wilde Population mehr gäbe, sondern die in der Natur beobachteten Exemplare aus Zuchten stammten [5; 6]. Dies hat sich zwischenzeiltlich nicht bewahrheitet, es gibt nachweislich noch Individuen, die mit dem Zuchtstamm nicht verwandt sind [1], was seinen Niederschlag in der Überprüfung des Status von 2019 fand: Die IUCN spricht nun von "possibly residual populations" mit einem Bestand von 50-100 erwachsenen Individuen. Die für die Erhaltungszucht verwendeten Gründertiere wurden im Jahr 1970 gefangen. Die genetische Basis ist sehr schmal. 2011 waren noch etwa 25 Gründer vorhanden und es wurden Maßahmen vorgeschlagen, um die Auswahl von Zuchttieren der F1-Generation zu optimieren [3].

Die Art fällt unter CITES Anhang II, CMS Anhang II sowie Anhang II des Berner Übereinkommens über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Sie ist auch eine nach den Anhängen II und V der FFH-Richtlinie (92/43/EWG) geschützte Tierart, für deren Entnahme aus der Natur besondere Regelungen zu treffen sind [5].

Bedeutung für den Menschen

Der Adriatische Stör wurde zur Gewinnung von Fleisch befischt. Die Eier wurden nicht als Kaviar genutzt. Heute ist der Fang in Italien verboten. Es gibt staatliche und private Haltungen, in denen der "storione cobice" produziert, häufig aber auch mit anderen Störarten hybridisiert wird. Von 2001-2019 wurde kein internationaler Handel mit Wildfängen registriert und lediglich eine Ausfuhr von 15'000 Nachzuchten aus Italien nach Südkorea im Jahr 2010 [2].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Der Adriatische Stör wird in rund 10 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 2 Tabelle 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Adriatische Stör wurde 1836 von Prinz Charles Lucien BONAPARTE, einem Neffen von Kaiser Napoléon Bonaparte, erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute noch gültige Artname bezieht sich auf den venezianischen Naturforscher Fortunato Luigi NACCARI, der in seiner Publikation Ittiologia adriatica, ossia, Catalogo de pesci del Golfo e lagune di Venezia, bereits 1822 auf die Existenz der Art hingewiesen hatte [4].

Literatur und Internetquellen

  1. CARAMORI, G., BARBIERI, C., GALLI, A. & LOMBARDI, C. (2007)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. CONGIU, L., PUJOLAR, J. M., FORLANI, A., CENADELLI, S., DUPANLOUP, I., BARBISAN, F., GALLI, A & FONTANA, F. (2011)
  4. FISH BASE
  5. FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
  6. BRONZI, P., CONGIU, L. & FREYHOF, J. (2022. Acipenser naccarii. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T224A135061929. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T224A135061929.en. Accessed on 02 June 2024.
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)