Europäischer Stör (Acipenser sturio) im Zoo Basel
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)
Europäischer Stör
Acipenser sturio • The Common Sturgeon • L'esturgeon commun
Der Stör war in Deutschland der „Fisch des Jahres 2014“
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der in Mitteleuropa regional ausgestorbene Europäische Stör war der größte Fisch unserer Binnengewässer. Aus diesem Grund, und weil Wiederansiedlungsbestrebungen im Gange sind, ist er von großem zoopädagogischem Interesse. Er wird deshalb trotz seiner hohen Raumansprüche in etlichen europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDer Europäische Stör ist ein sehr großer Fisch, bei dem die Männchen 2 m, die Weibchen bis 6 m lang und bis 400 kg schwer werden können. Männchen werden mit 7-9 Jahren bei einer Länge von 110-150 cm und einem Gewicht von 7-20 kg geschlechtsreif, Weibchen mit 8-14 Jahren bei einer Länge von 120-180 cm und einem Gewicht von 10-30 kg. Der Stör hat eine mäßig gestreckte Schnauze, schmale Oberlippe, wulstige, in der Mitte geteilte Unterlippe, einfache Bartfäden, dicht an einander gereihte große Seitenschilder und vorne und hinten niedrige, in der Mitte hohe Rückenschilder. Eine Fontanelle, d.h. ein nicht verknöcherter Bereich zwischen den Augen, fehlt. Die Färbung der Oberseite ist ein mehr oder minder dunkles Braun, Braungrau oder Braungelb, die der Unterseite ein glänzendes Silberweiß; die Schilder sehen schmutzigweiß aus [1; 2; 8]. VerbreitungEuropa: Ursprünglich Meere rund um Europa und in diese einmündende Ströme. In vielen Gebieten wegen Übernutzung verschwunden. Nur in der Garonne gibt es noch eine autochthone Population. In der Schweiz, wo er stets selten war und die Stromschnellen von Laufenburg ihn am Weiterwandern hinderten, wurde der letzte Stör 1854 bei Rheinfelden gefangen, früher gab es auch welche im Tessin. In Deutschland erfolgte der letzte Fang 1969 in der Eider. Seit 2008 läuft ein Wiederansiedlungsversuch in der Elbe, in dessen Rahmen bis 2014 13'500 Jungstöre ausgesetzt wurden [4; 6; 12; Hamburger Abendblatt vom 28.05.14]. Lebensraum und LebensweiseDer Europäische Stör ist ein anadromer Wanderfisch. Er verbringt die meiste Zeit in den küstennnahen Zonen der Meere, wo er sich hauptsächlich von wirbellosen Bodenorganismen ernährt. Nach Erreichen der Geschlechtsreife wandern die Störe im April / Mai flussaufwärts zu ihren Laichplätzen in der Barben-, gelegentlich der Äschenregion. In 5-8 m Wassertiefe graben sie in lockerem Kies große Gruben, in die sie ablaichen. Danach kehren sie ins Meer zurück. Die Jungfische bleiben 2-3 Jahre in den Flüssen oder deren Mündungen, bis sie ins Meer abwandern [1; 8; 11; 12]. Gefährdung und SchutzInnerhalb von 75 Jahren haben die Bestände um 90% abgenommen und vom ehemals großen Artareal sind nur noch kleine Relikte übriggeblieben. Die Art gilt daher aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2009, überprüft und bestätigt 2019 als unmittelbar vom Aussterben bedroht, im deutschsprachigen Raum ist sie ausgestorben. Ein Projekt zur Wiederansiedlung läuft mit Störnachwuchs aus der Gironde [6; 7; 9]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang I eingeschränkt. Es handelt sich um eine streng zu schützende Tierart nach CMS Anhang II und FFH-Richtlinie (92/43/EWG) Anhänge II und IV, für die auch besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Bedeutung für den MenschenFrüher war der Europäische Stör von großer Bedeutung für die Fischerei in den Unterläufen der europäischen Flüsse, etwa der Elbe, wo er heute ausgestorben ist. 2013/14 meldeten die Niederlande die Ausfuhr von insgesamt 647 Nachzuchttieren. anonsten wurde im Zeitraum 2001-2016 kein Handel mit lebenden Exemplaren registriert [3]. HaltungHaltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 30 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Mindestanforderungen an Gehege:In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 2 Tabelle 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Für Störe ist der Ansatz allerdings kaum brauchbar. Taxonomie und NomenklaturDie Art wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter ihrem heute noch gültigen Namen beschrieben [4]. Bei dem mittlerweile ausgestorbenen Baltischen Stör handelte es sich nicht um Acipenser sturio, sondern um dessen Schwesterart Acipenser oxyrinchus, die vor etwa 800 Jahren aus Kanada eingewandert war [10]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES IDENTIFICATION MANUAL
- CITES TRADE DATA BASE
- DÖNNI, W. & FREYHOF, J. (2002)
- FISH BASE
- FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
- GESSNER, J. et al. (2022). Acipenser sturio (errata version published in 2023). The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T230A242530547. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T230A242530547.en . Accessed on 02 June 2024.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KIRCHHOFER, A., BREITENSTEIN, M. & ZAUGG, B. (2007)
- LUDWIG, A., ARNDT, U., LIPPOLD, S., BENECKE, N., DEBUS, L., KING, T. L. & MATSUMURA, S. (2008)
- MUUS, B. J. & NIELSEN, J. G. (2013)
- ZAUGG, B., STUCKI, P., PEDROLI, J.C. & KIRCHHOFER A. (2003)