Weißer Stör (Acipenser transmontanus) im Aquarium Meilenstein, Langenthal BE
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)
Weißer Stör
Acipenser transmontanus • The White Sturgeon • L'esturgeon blanc
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der im Westen Nordamerikas beheimatete "Weiße" Stör ist zwar hell gefärbt, aber im Gegensatz zu den in Schaubetrieben gelegentlich zu sehenden albinotischen Sterlets nicht weiß. Er ist nicht gefährdet. Aufgrund seiner Schnellwüchsigkeit und Größe ist die Zahl der Institutionen, die ihn zeigen können, limitiert. Dass es sich um eine nordamerikanische Art handelt trägt weiter dazu bei, dass er in europäischen Zoos und Schauaquarien nur selten gezeigt wird, obwohl Jungtiere aus kommerziellen Fischfarmen verfügbar wären. Körperbau und KörperfunktionenDer Weiße Stör ist der größte Süßwasserfisch Nordamerikas. 1897 soll in Britisch-Kolumbien ein weibliches Tier gefangen worden sein, das 820 kg wog. Das zweitschwerste Weibchen wurde 1912 bei Vancouver gefangen. Es wog 583 kg und war 3.75 m lang [5]. Als durchschnittliche Länge werden 210 cm angegeben. Die Schnauze ist kurz, breit und stumpf, das breite und vorstülpbare Maul besitzt wulstige Lippen, vor dem Maul befinden sich 4 Barteln, die zurückgelegt nicht bis zum Maul reichen. Entgegen seinem Namen ist der Weiße Stör zwar hell, aber nicht weiß. Rücken und Flanken sind hellgrau bis gräulich-braun, der Bauch ist schmutzig-weißlich. Auf dem Rücken verläuft eine Längsreihe mit 11-14 Knochenschildern, die vor der Rückenflosse endet. Auf jeder Körperseite hat es entlang der Seitenlinie eine Reihe mit 35-48 Schildern, auf der Bauchseite links und rechts je eine Reihe mit 9-12 Schildern und zwischen Afteröffnung und Afterflosse 2 Reihen mit 4-8 Schildern. Die Knochenschilder der dorsalen und lateralen Längsreihen heben sich hell von der Umgebung ab, jene der vetralen Reihen sind gelblich gefärbt [3; 4]. VerbreitungWestliches Nordamerika: Kanada (Britisch-Kolumbien), USA (Alaska, Idaho, Kalifornien, Montana, Oregon, Washington) [2]. Lebensraum und LebensweiseDer Weiße Stör ist hauptsächlich ein anadromer Wanderfisch, der zeitweilig im küstennahmen Pazifik bis in Tiefen von ca. 30 (-120) m lebt und zum Laichen in die Flüsse hochsteigt, wo er sich auch als Jungfisch aufhält. Nach dem Laichen kehrt er ins Salzwasser zurück. Es gibt aber auch Populationen, die das Süßwasser nie verlassen, etwa jene im Kootenay River. Jüngere Störe ernähen sich hauptsächlich von Zuckmückenlarven (Chironomidae) sowie anderen Insekten, Kleinkrebsen und Weichtieren. Ab etwa einem halben Meter Länge fressen sie hauptsächlich Fische. Vor dem Ablaichen stellen sie die Nahrungsaufnahme jeweils vollständig ein. Männliche Störe werden mit einer Körperlänge von ca. 120 cm und einem Alter von ca. 12 Jahren geschlechtsreif, weibliche mit ca. 150 cm Länge und einem Alter von 15-20 Jahren. Die Laichwanderungen beginnen in der Regel im Herbst (September-November), manchmal erst im Frühjahr von Februar bis April. Die Fische wandern in dieser Zeit bodennah flussaufwärts zu ihren Laichplätzen, wo sie zwischen Februar und Juli bei hoher Strömungsgeschwindigkeit ablaichen. Die im Freiwasser abgelaichten Eier werden flussabwärts getrieben, sinken dann zu Boden und bleiben am Bodensubstrat haften. Bei einer Wassertemperatur von ca. 11-13 °C schlüpfen die rund 10 mm langen Larven nach etwa 8-14 Tagen. Die erste Woche ernähren sich die Jungfische von Ihrem Dottervorrat und beginnen erst danach, Nahrung aufzunehmen [2; 3; 4]. Gefährdung und Schutz1996 wurde der Weiße Stör als "nicht-/potenziell gefährdet" in die Rote Liste aufgenommen. Ab 2004 galt er aufgrund einer neuen Beurteilung als nicht-gefährdet (LEAST CONCERN). Allerdings wurde die Population des Kootenay Rivers als stark gefährdet (ENDANGERED) und die des Fraser- und des Nechako Rivers als vom Aussterben bedoht (CRITICALLY ENDANGERED) eingestuft. Im Rahmen einer Neubeurteilung aus dem Jahr 2020 gilt nun die Art als solche, mit rund 48'000 1-2 m langen Individuen, als gefährdet (VULNERABLE) [2]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Bedeutung für den MenschenDer Weiße Stör ist ein wertvoller Speisefisch. Sein Fleisch kann gebraten, gegrillt, geräuchert, gebacken oder auch gedünstet werden. Seine Eier werden als Kaviar vermarktet. Genutzt wurde früher auch das Öl und die hauptsächlich aus Kollagen bestehende getrocknete Schwimmblase [3; 4]. Von 2001-2020 wurden zwischen Kanada und den USA rund 225'000 lebende Wildfänge ausgetauscht. Im selben Zeitraum wurden weltweit über 250'000 Nachzuchtfische bei der Ausfuhr registriert, von denen die meisten aus den USA und Kanada stammten. Ferner wurden über 130 Tonnen Kaviar und 876 Tonnen Fleisch erfasst. Hauptexporteur war Italien mit ca. 100 bzw. 562 Tonnen [1]. HaltungDer Weiße Stör ist die am häufigsten in europäischen Aquakulturen gehaltene Störart. 1999 machte er 43% des kommerziellen Gesamtbestands in Europa aus [6]. Die Fische sollen bis 104 Jahre alt werden können [4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in etwa 10 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 2 Tabelle 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Taxonomie und NomenklaturDer Weiße Stör wurde 1836 vom schottischen Schiffsarzt und Naturforscher Sir John RICHARDSON unter seinem heute noch gültigen Namern erstmals wissenschaftlich beschrieben [4]. |
Literatur und Internetquellen
- CITES TRADE DATA BASE
- CROSSMAN, J. & HILDEBRAND, L. (2022). Acipenser transmontanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T234A97440736. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T234A97440736.en. Accessed on 02 June 2024.FISCH-LEXIKON
- FISH BASE
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- WILLIOT, P., SABEAU, L. GESSNER, J. et al. (2001)