Hausen (Huso huso) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)
Hausen
Huso huso • The Beluga Sturgeon • Le béluga
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der vom Aussterben bedrohte und in großen Teilen seines ursprünglichen europäisch-westasiatischen Areals bereits ausgestorbene Hausen ist ein anadromer Wanderfisch. Er ist der größte im Süßwasser vorkommende Fisch weltweit. Seine Größe macht die Haltung schwierig, trotz seiner hohen Raumansprüche wird er aber in einigen europäischen Zoos und Schauaquarien gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenIm Gegensatz zu den eigentlichen Stören (Acipenser) ist beim Hausen das Maul halbkreisförmig, reicht bis an den Rand der Schnauze und öffnet sich nach vorne. Ferner sind seine Barteln im Querschnitt nicht rund, sondern abgeplattet und seitlich gezähnt. Er ist der weltweit größte im Süßwasser vorkommende Fisch. Nach BREHM soll es früher Exemplare von 8 m Länge und 1'600 kg Gewicht gegeben haben. FISH BASE spricht ebenfalls von 8 m Länge und einem Gewicht von gar 3'200 kg. Als mittlere Länge für Männchen werden gegenwärtig allerdings nur 100-150 angegeben, für Weibchen 130-215 cm. Die Schnauze des Hausens ist kurz. Sie ist vorne leicht nach oben gerichtet und läuft konisch zu. Ihre relative Länge nimmt mit zunehmendem Alter des Fisches ab. Die vier Barteln reichen zurückgelegt bis zum Maul. Auf Rücken, Flanken und Bauchseite verlaufen fünf Schilderreihen. Die dorsale hat 10-17, die lateralen je 28-58 und die ventralen je 8-12 Knochenplatten. Durch diese 5 Längsreihen erscheint der Querschnitt des Körpers fünfeckig. Mit zunehmendem Alter der Fische werden die in der Jugend gut sichtbaren und nach hinten spitz zulaufenden seitlichen und unteren Knochenplatten allmählich in die Haut eingebettet. Die Rückenflosse weist 62-73, die Analflosse 28-41 Weichstrahlen auf. Rücken und Flanken sind schwärzlich, aschgrau oder dunkel-bläulich gefärbt, der Bauch schmutzig-weißlich [1; 3; 4; 7]. VerbreitungEuropa und Westasien: Ursprünglich im Kaspischen, Schwarzen, Asowschen und Adriatischen Meer und deren Einzugsgebieten, gegenwärtig Wildbestände nur noch im Schwarzen Meer und der Donau sowie im Kaspischen Meer und dem Ural. Ausgewilderte Bestände in Asow-Meer und Wolga. Aktuelle Vorkommen in Aserbaidschan, Bulgarien, Georgien, Iran, Kasachstan, Moldawien, Rumänien, Russland, Serbien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine. Ausgestorben in Kroatien, Österreich, Slowakei, Ungarn. Es wird von einem Vordringen nach Bayern im Jahr 1692 berichtet [6; 7]. Lebensraum und LebensweiseDer Hausen ist ein anadromer Wanderfisch. Er ernährt sich schon als Jungfisch hauptsächlich von anderen Fischen. Daneben nimmt er auch Krebstiere und Mollusken. Große Exemplare sind sogar in der Lage, Robben und große Wasservögel zu fressen. Männliche Individuen werden mit etwa 10-15(-16) Jahren, weibliche erst mit 15-18 (14-20) Jahren geschlechtsreif. Die Laichintervalle liegen bei 2-4 Jahren. Die Laichwanderungen beginnen in der Regel im Herbst (September bis November), in seltenen Fällen im Frühjahr von Februar bis April. Die Fische wandern in dieser Zeit bodennah flussaufwärts zu ihren Laichplätzen. Abgelaicht wird von April bis Juni über schottrigem bis steinigem Untergrund bei 3-20 m Wassertiefe, Wassertemperaturen von ca. 9-17 °C und einer Fließgeschwindigkeit des Wassers von 1-2 m/s. Die Zahl der dunkel pigmentierten und mit einem großen Dottersack versehenen Eier liegt bei 4-8 Millionen pro Weibchen. Es wurden Weibchen gefangen, die bei 1'400 kg Gesamtgewicht 400 kg schwere Eierstöcke besaßen. Bei einer Wassertemperatur von ca. 12-14 °C schlüpfen die 11-14 mm langen Larven nach etwa 8-9 Tagen. Sie treiben dann flussabwärts und ernähren sich während der ersten Woche von Ihrem Dottervorrat [1; 3; 4; 6]. Gefährdung und SchutzDer Europäische Hausen wurde 1996 als stark gefährdet (ENDANGERED) in die Rote Liste aufgenommen. Aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2009, überprüft und bestätigt 2019 gilt er seit 2010 als unmittelbar vom Aussterben bedroht [CRITICALLY ENDANGERED]. Die Adria-Population ist ausgestorben, die Donaupopulation im deutschsprachigen Raum ebenfalls [5; 6; 8]. Um die Bestände des Hausens und anderer Störarten wieder aufzubauen, wurden im Kaspischen Meer zwischen 1975 und 2004 ca. 40-90 Millionen Fingerlinge aller dort vorkommenden Störarten ausgewildert, was jedoch nicht die gewünschten Erfolge brachte [3]. Der internationale Handel ist nach CITES Anhang II geregelt. Es handelt sich um eine streng zu schützende Tierart nach CMS Anhang II. Bedeutung für den MenschenDer Europäische Hausen liefert mit seinen Eiern den wertvollsten und teuersten Kaviar. Dieser wird als "Beluga" vermarktet und auch für kosmetische und medizinische Zwecke eingesetzt. Das Fleisch soll ähnlich wie Schwertfisch schmecken. Die Innereien werden zu Saucen und Gelatine verarbeitet Die Haut dient zur Herstellung von Leder und die kollagenhaltigen getrockneten Schwimmblasen werden hauptsächlich als Geliermittel oder zur Klärung vergorener Getränke benutzt [3; 6]. Von 2001-2022 meldete Rumänien als einziges Ursprungsland die Ausfuhr von 12'000 der Natur entnommenen lebenden Exemplaren. Im selben Zeitraum wurden bei der Ausfuhr über 20'000 Nachzuchttiere registriert, etwa drei Viertel davon aus China. Ferner wurden weltweit über 35 Tonnen Kaviar und 273 Tonnen Fleisch erfasst [2]. Im Gebiet der Donau ist die Störfischerei seit etwa 5'500 Jahren belegt. Der Hausen war zeitweilig die wichtigste Nahrungsquelle für die im Donauraum stationierten römischen Legionen. Im Mittelalter war der Hausenfang namentlich in Ungarn von höchster Bedeutung und die Laichfischbestände wurden vor allem in der Unteren und Mittleren Donau rücksichtslos ausgebeutet. Dazu wurden auch umfangreiche, oftmals kostspielige Bauten, sogenannte Fangzäune, errichtet, mit denen nicht selten die gesamte Flussbreite abgesperrt werden konnte. Dies führte dazu, dass der Hausen bereits im 18. Jahrhundert oberhalb von Wien nur noch zufällig gefangen wurde [8]. HaltungDer Hausen befindet sich in Aquakultur. Es werden auch Hybriden zwischen männlichem Sterlet und weiblichem Hausen gezüchtet, die "Bester" genannt werden. Als publiziertes Höchstalter werden 118 Jahre genannt [4]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 20 europäischen Einrichtungen gezeigt, von denen sich einzelne im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 2 Tabelle 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen. Taxonomie und NomenklaturDer Hausen wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen beschrieben [4]. Im Amur kommt als zweite Art der Gattung der Kaluga- oder Sibirische Hausen (Huso dauricus) vor. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- CITES TRADE DATA BASE
- FISCH-LEXIKON
- FISH BASE
- FREYHOF, J. & BROOKS, E. (2011)
- GESSNER, J. et al. (2022). Huso huso. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T10269A135087846. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T10269A135087846.en. Accessed on 02 June 2024.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- SCHMALL, B. & FRIEDRICH, T. (2014)