Sibirischer Stör

Sibirischer Stör (Acipenser baerii) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Knorpelganoide (Chondrostei)
Ordnung: Störartige(Acipenseriformes)
Familie: Eigentliche Störe (Acipenseridae)

D EN 650

Sibirischer Stör

Acipenser baerii• The Siberian Sturgeon • L'esturgeon sibérien

506 001 001 001 acipenser baerii mueritzeum KR1Sibirischer Stör (Acipenser baerii) im Müritzeum, Waren © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

506 001 001 001 acipenser baerii mapApproximative Verbreitung desSibirischen Störs (Acipenser baerii)

 

 

 

506 001 001 001 acipenser baerii frutigen PD2Sibirischer Stör (Acipenser baerii) im Schauaquarium des Tropenhauses Frutigen BE © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

506 001 001 001 acipenser baerii mueritzeum KR2Sibirischer Stör (Acipenser baerii) im Müritzeum, Waren © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

506 001 001 001 acipenser baerii BER KR1Sibirischer Stör (Acipenser baerii) im Zoo-Aquarium Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

 

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Der Sibirische Stör ist eine stark gefährdete, aus dem nördlichen Asien stammende Art, die häufig gezüchtet wird. Da die Fische nicht sehr groß werden, sind sie für die Haltung in Schauaquarien geeignet und werden dementsprechend oft in öffentlichen Einrichtungen gezeigt.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Sibirische Stör kann eine Länge von 200-250 cm erreichen, wird aber im Schnitt nur etwa 100 cm lang. Das veröffentlichte Höchstgewicht beträgt 210 kg. Rücken und Flanken sind meistens grau-bräunlich, je nach Population heller oder dunkler, die Bauchseite ist weißlich bis cremefarben. Er hat eine lange Schnauze und einen kräftigen, langen und spindelförmig-gestreckten Körper, der durch die Panzerung mit fünf Reihen von Knochenschildern im Querschnitt fünfeckig erscheint. Vor der weit hinten sitzenden Rückenflosse hat er eine Reihe mit 10-19, entlang den Seitenlinien jeweils eine Reihe mit 32-59 und an der linken und rechten Bauchkante je eine Reihe mit 7-16 Knochenplatten. Zwischen den einzelnen Knochenplatten liegen kleine, sternförmige Knochenplättchen, die jedoch mit zunehmendem Alter der Fische fast nicht mehr sichtbar sind. Vor dem ausstülpbaren Maul befinden sich 4 am Ende nicht ausgefranste Barteln. Die Unterlippe ist in der Mitte unterbrochen [3; 4; 5].

Verbreitung

Paläarktis: China, Kasachstan, Mongolei und Russland, in allen in den Arktischen Ozean entwässernden Flusssystemen und im Baikalsee [3; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Der Sibirische Stör ist ein potamodromer, eventuell anadromer Wanderfisch, der hauptsächlich im Süßwasser vorkommt, wobei manche Populationen einen Teil ihres Lebens im Brackwasser verbringen, währenddem andere gar nicht wandern. Er ernährt sich überwiegend von bodenlebenden Krebstieren, Insektenlarven und Mollusken, nimmt jedoch auch Fische. Die Bestände im Baikalsee sollen sich hauptsächlich von Fischen ernähren. Männchen werden mit einer Länge von ca. 75-80 cm und einem Alter von ca. 11-13 (9-29) Jahren, Weibchen mit einer Länge von 85-90 cm und einem Alter von ca. 17-19 (9-34) Jahren geschlechtsreif. Wachstum und Geschlechtsreife sind abhängig von der Umgebungstemperatur, weshalb es große regionale Unterschiede gibt. Die Reproduktionsintervalle liegen bei den Männchen zwischen 1-4 und bei den Weibchen zwischen 3-6 Jahren. Gelaicht wird von Mai-Juni im Hauptstrom der Gewässer über kiesigem oder steinigem Untergrund bei Wassertemperaturen von ca. 9-18°C und einer  Fließgeschwindigkeit von 1-4 m/s an den Laichgründen. Die Eier sind dunkel pigmentiert und haben einen großen Dottersack. Die 10-11 mm langen Larven schlüpfen bei einer Wassertemperatur von 14-17°C nach ca. 6-12 Tagen [3; 4; 6].

Gefährdung und Schutz

Die Bestände des Sibirischen Störs haben als Folge von Überfischung und dem Bau von Staudämmen seit den 1930er-Jahren drastisch abgenommen. 1996 wurde die Art als gefährdet (VULNERABLE) in die Rote Liste aufgenommen. Gestützt auf eine Beurteilung aus dem Jahr 2009 galt sie ab 2010 als stark gefährdet (ENDANGERED). Eine weitere Neubeurteilung im Jahr 2019 führte 2022 zu einer Änderung des Status in "Unmittelbar vom Aussterben bedroh" (CRITICALLY ENDANGERED) [6].

Der internationale Handel mit Exemplaren dieser Art ist nach CITES Anhang II geregelt. Die (fragliche) Unterart A. baerii baicalensis fällt unter Anhang II des Bonner Übereinkommens über wandernde Tierarten.

Bedeutung für den Menschen

Der Sibirische Stör wird in Russland seit längerer Zeit in Aquakulturen gezüchtet und gelangte von dort auch in westeuropäische Zuchten (z.B. nach Deutschland, Frankreich, Italien). Nebst Fleisch und Kaviar werden in Ostasien auch Körperteile für die Zwecke der Traditionellen Orientalischen Medizin genutzt. Aus der Haut wird Leder gewonnen, das zu Stiefeln, Handschuhen, Hüten und Ziergegenständen verarbeitet wird [3; 6]. Von 2001-2020 wurden im Rahmen von CITES Exporte von 15 lebenden Wildfängen aus Russland sowie von weit über 2 Millionen Nachzuchttieren bei der Ausfuhr registriert (effektive Zahl unklar, da zum Teil Gewichtsangaben), ferner etwa 116 Tonnen Fleisch und 105 Tonnen Kaviar [2].

Haltung

Die Zuchten basieren hauptsächlich auf Gründertieren, die aus der Lena stammten, da diese ihr ganzes Leben im Süßwasser verbringen [3]. Das publizierte Höchstalter beträgt 63 Jahre [4].

Haltung in europäischen Zoos: Der Sibirische  Stör gehört zu den häufig gehaltenen Arten der Familie. Es gibt gegen 50 Haltungen, von denen sich etwa ein Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen: In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen. In der Schweiz ist das Halten der Art durch Privatpersonen bewilligungspflichtig. Anhang 2 Tabelle 8 der Schweizerischen Tierschutzverordnung gibt an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Sibirische Stör wurde 1860 1833 von dem deutschen Naturwissenschaftler Johann Friedrich von BRANDT beschrieben, der damals als Geheimrat an der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg tätig war. Es wurden drei Unterarten beschrieben, deren Gültigkeit heute allerdings angezweifelt wird. [3; 4; 7]:

  • Acipenser baerii baerii: im Einzugsgebiet des Ob
  • Acipenser baerii baicalensis: im  Baikalsee
  • Acipenser baerii stenorrhynchus: aus Ost-Sibirien

Molekulargenetisch kann zwischen 4 Gruppen unterschieden werden:  Ob–Irtysch-, Baikal–, Jenissei,- Lena- und Kolyma-Population [1].

Literatur und Internetquellen

  1. BARMINTSEVA, A.E. & MUGUE, N.S. (2017)
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. FISCHLEXIKON
  4. FISH BASE
  5. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  6. RUBAN, G. & MUGUE, N. (2022). Acipenser baerii. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T244A156718817. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T244A156718817.en . Accessed on 02 June 2024.WORMS