Forellensalmler

Schwarzstreifen-Forellensalmler (Brycon orbignyanus) im Aquarium Meilenstein, Langenthal
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überklasse: Knochenfische (Osteichthyes)
Klasse: Strahlenflosser (Actinopterygii)
Unterklasse: Neuflosser (Neopterygii)
Teilklasse: Echte Knochenfische (Teleostei)
Ordnung: Salmlerartige (Characiformes)
Familie: Forellensalmler (Bryconidae)
Unterfamilie: Eigentliche Forellensalmler (Bryconinae)

Vorbemerkung

Die Familie der Bryconidae umfasst 49 Arten in 4 Gattungen, darunter die Gattung Brycon, die im Rahmen der Roten Liste noch nicht bearbeitet wurde. Diese weist 43 Arten auf, von denen etwa ein halbes Dutzend in europäischen Zoos und Schauaquarien gehalten werden, allerdings jeweils in nur sehr wenigen Einrichtungen.

Mindestanforderungen an die Haltung (für alle Arten)

In Deutschland und Österreich gibt es keine konkreten Mindestnormen für Arten dieser Familie. In der Schweiz gibt Anhang 2, Tabelle 8 der Tierschutzverordnung an, wie viele Liter Wasser pro cm Gesamtkörperlänge (ohne Schwanzflosse) der gehaltenen Fische angeboten werden müssen.

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D EN 650

Schwarzstreifen-Forellensalmler

Brycon orbignyanus • The Piracanjuba • Le brycon d'Orbigny

516A 004 009 031 brycon orbignyanus lthal PD2Schwarzstreifen-Forellensalmler (Brycon orbignyanus) im Aquarium Meilenstein, Langenthal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

516A 004 009 031 brycon orbignyanus mapApproximative Verbreitung des Schwarzstreifen-Forellensalmlers (Brycon orbignyanus)

 

 

 

516A 004 009 031 brycon orbignyanus lthal PD3Schwarzstreifen-Forellensalmler (Brycon orbignyanus) im Aquarium Meilenstein, Langenthal © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

 

516A 004 009 020 brycon hilarii sergioVeludoDer verwandte Rotflossen-Forellensalmler (Brycon hilarii) aus dem Einzugsgebiet des Río Paraguay bei Bonito, Mato Grosso do Sul, Brazil. Bild: Sérgio Veludo. Gemeinfrei

 

 

 

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Körperbau und Körperfunktionen

Der lokal u.a. Pirácanjuba, Pirápitanga, Salmón criollo oder Salmón de río genannte Schwarzstreifen-Forellensalmler ist ein beschuppter Fisch mit einem langen Körper, dessen Weibchen bis 80 cm lang und 10 kg schwer werden können. Männchen bleiben mit einer Länge bis 68 cm und einem Gewicht von 3.6 kg deutlich kleiner. Er hat ein breites Maul mit drei Reihen von Zwischenkieferzähnen. Es hat eine silberne Grundfärbung, einen dunkelbraunen, grünlich reflektierenden Rücken und einen schwarzen Fleck an der Basis des Schwanzstiels, der sich bis zu den mittleren Schwanzstrahlen erstreckt. Die Flossen sind orange-rot, die gegabelte Schwanzflosse weist eine dunkle mittleren Streifen auf. Die Afterflosse ist lang und es ist eine Fettflosse vorhanden [2; 3; 4].

Verbreitung

Südamerika: Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay im Einzugsgebiet des Río de la Plata: Río Paraná und Río Uruguay und zum Teil deren Nebenflüsse, beim Iguazú bis zu den Cataratas [1].

Lebensraum und Lebensweise

Der Schwarzstreifen-Forellenbarsch ist ein anadromer Wanderfisch, der in Flüssen mit klarem Wasser und vorzugsweise baumbestandenen Ufern lebt. Er ist ein Allesfresser, der sich u.a. von ins Wasser gefallenen Früchten und Samen von Bäumen ernährt. Männchen werden mit 2 Jahren bzw. einer Länge von 20-24 cm geschlechtsreif, Weibchen mit 3 Jahren bzw. 25-32 cm Länge. Zwischen November und Januar wandern die Fische in den Oberlauf der Flüsse, um dort zu Laichen. Der Laich entwickelt sich ohne elterliche Fürsorge, die Eier und die Larven zu Beginn ihrer Entwicklung sind von Wasserströmungen abhängig. Die Larven haben hohe Überlebensraten, wenn sie langen Lichtperioden ausgesetzt sind. Sie ernähren sich anfänglich von Zooplankton und zeigen eine Tendenz zum Kannibalismus. Als Jungfische nehmen sie zunehmend auch pflanzliche Nahrung zu sich [2; 3; 4].

Gefährdung und Schutz

Der Schwarzstreifen-Forellensalmler wurde gestützt auf eine Beurteilung vom Oktober 2020 im Jahr 2023 als stark gefährdet (ENDANGERED) in dier Rote Liste der IUCN aufgenommen. Gebietsweise ist er wegen Überfischung, wasserbaulicher Tätigkeit oder Gewässerverschmutzung, oder als Folge des Klimawandels ausgestorben. Bei Subpopulationen aus Regionen mit schlechteren Umweltbedingungen wurde eine genetische Verarmung festgestellte, desgleichen bei Exemplaren aus einer Fischfarm in Südbrasilien [1; 3; 5; 6; 7].

Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt.

Bedeutung für den Menschen

Der Schwarzstreifen-Forellenbarsch ist ein geschätzter Speisefisch und spielt eine Rolle in der Sportfischerei. Weil er ein schnellwüchsiger, guter Futterverwerter ist, der sich gut an das Leben in einer kontrollierten Umgebung anpasst, besteht ein zunehmendes Interesse seitens der Aquakultur. Es wurden auch schon Versuche zur Kryopreservation von Embryonen durchgeführt [2; 4; 5; 6].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Der Schwarzstreifen-Forellensalmler wird gegenwärtig (2024) laut Zootierliste nur in vier zoologischen Einrichtungen gehalten.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Schwarzstreifen-Forellensalmler wurde 1850 von dem französischen, am Muséum national d’histoire naturelle tätigen Zoologen und Parasitologen Achille VALENCIENNES unter dem Namen "Chalceus orbignyanus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Brycon wurde 1844 von den in Berlin tätigen Naturforschern Johannes Peter MÜLLER und Franz Hermann TRÖSCHEL eingeführt. Die Art ist monotypisch. Wie molekulargenetische Unterschungen zeigten, ist  Brycon orthotaenia aus dem Rio São Francisco die Schwesterart von B. orbignyanus. Ebenfalls sehr nahe verwandt ist Brycon hilarii aus dem Einzugsgebiet des Rio Paraguay [1; 6].

Literatur und Internetquellen

  1. ASHIKAGA, F.Y., ORSI, M.L., OLIVEIRA, C. et al. (2015)
  2. FISH BASE
  3. LOPERA-BARRERO, N. M. (2009)
  4. MILIORINI, A. B. (2012)
  5. de OLIVEIRA, D. J., ASHIKAGA, F. Y., FORESTI, F. SENHORINI, J. A. (2017)
  6. WAGNER, A., HILSDORF, S., OILVEIRA, C. CÉESAR, F., DE LIMA, T. & MATSUMOTO, C. K. (2008)
  7. FREDERICO, R.G. (2023). Brycon orbignyanus. The IUCN Red List of Threatened Species 2023: e.T186508A1814124. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2023-1.RLTS.T186508A1814124.en. Accessed on 05 June 2024.