Kragenechse (Chlamydosaurus kingii) in der Wilhelma Stuttgart
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Leguanartige (Iguania)
Familie: Agamen (Agamidae)
Unterfamilie: Amphibolurinae
Kragenechse
Chlamydosaurus kingii • The Frill-necked Lizard • Le lézard à collerette
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Dank ihrer Halskrause und dem damit einhergehenden Drohverhalten ist die Kragenechse von zoopädagogischem Interesse und zieht die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Sie wird deshalb häufig in europäischen Zoos gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenKragenechsen erreichen eine Gesamtlänge von 80-90 cm, wovon ca. 26 cm auf Kopf und Rumpf entfallen [3]. Der alte BREHM beschreibt die Kragenechse so: "Das ausgewachsene Thier ... unterscheidet sich von allen bis jetzt bekannten Kriechthieren durch die merkwürdige Krause, welche ihr den Namen verliehen. Diese entspringt an den Halsseiten, wird durch strahlig gestellte Knorpel gestützt, ist an den Rändern ausgezackt, auf der Oberfläche fein geschuppt, erreicht namentlich im Nacken eine großartige Entwickelung und kann wie ein Schirm nach allen Seiten hin gegen 15 cm weit ausgebreitet, ja sogar über den Kopf weggeschlagen werden. Nur der Hals trägt einen schwachen Kamm; auf dem Rücken und dem Schwanze bemerkt man kaum eine derartige Erhöhung. Die Beine sind schlank, die Füße sehr langzehig. Die Bekleidung besteht aus kleinen, ungleichen Schildern, unter denen die seitlichen die größten. Die Ohröffnungen sind groß, die Augen lebhaft und ziemlich weit vortretend. Die Färbung ist ein gleichmäßiges Gemisch von Gelbbraun und Schwarz. Drei spitzkegelige Vorder-, vier lange Fang- und dreißig dreizackige Backenzähne bilden das Gebiß. Jüngere Thiere unterscheiden sich von den ältereren durch die geringe Größe ihrer Krause" [1]. VerbreitungAustralasien: Nord- und Nordwestaustralien (Bundesstaaten Westaustralien und Queensland sowie Northern Territory), Indonesien (West-Papua), Papua-Neuguinea [2]. Lebensraum und LebensweiseDie tagaktive Kragenechse verbringt viel Zeit auf Bäumen, wo sie sich gerne senkrecht an den Stamm gekrallt ausruht. Den Baum verlässt sie meist nur, wenn sie auf Jagd nach Insekten, Ameisen und kleineren Echsen geht. Um Energie zu sparen, kann sie in der Trockenzeit ihre Stoffwechselrate herabsetzen. Die Kragenechse ist äußerst behände. Sie kann meterweit springen und auf ihren überlangen Hinterbeinen aufrecht schnell laufen. Bei Gefahr oder beim Balzen entfaltet sie einen großen, kragenartigen Hautlappen am Hals. In Gefahrensituationen reißt sie dazu ihr Maul auf, zischt und peitscht mit dem langen Schwanz, um Feinde wie Warane, Schlangen und Dingos abzuschrecken oder auch Rivalen zu vertreiben. Gelingt der Überraschungseffekt, nutzt die Kragenechse die Schrecksekunde, um mit dem rettenden Vorsprung auf den Hinterbeinen laufend die Flucht zu ergreifen. Das Gelege besteht aus 10-13 Eiern [3; 5; 9; PM Wilhelma vom 30.09.2015]. Gefährdung und SchutzObwohl keine klaren Aussagen zur Bestandsentwicklung gemacht werden können - die Art gilt als häufig, aber vermutlich gehen die Bestände stellenweise zurück, wird die Kragenechse seit 2010 als nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft. Die letzte Überprüfung erfolgte 2014 [2]. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Ausfuhr aus Australien ist nach nationaler Gesetzgebung verboten. Bedeutung für den MenschenWie andere Echsen auch, wurde und wird die Kragenechse von den australischen Aborigines zu Ernährungszwecken gejagt. Sie ist aber auch Gegenstand von Märchen [7] und Kunstwerken, gilt als Totem und ist heute ein Nationalemblem Australiens. Zeitweilig war sie auf einer 2 Cent-Münze abgebildet. Auf Neuguinea werden Kragenechsen für den internationalen Tierhandel gefangen [2]. HaltungFür die paarweise Haltung wird ein Trockenterrarium von mindestens 200x100x200cm (LxBxH) empfohlen. Es sollte mit Wärme- und UV-Strahlern ausgestattet und mit dicken, senkrechten Ästen, Kletterwänden und Hochsitzen eingerichtet sein und über Verstecke, Sichtschutz und Ausweichmöglichkeiten verfügen. Der Boden soll zumindest teilweise mit Sand abgedeckt sein. Die Lufttemperatur soll tagsüber um 28-30ºC, lokal bei etwa 35ºC liegen und nachts auf 18-20ºC abkühlen. Am Boden sollen lokal 40-45ºC erreicht werden. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte bei 50-60% liegen. Außer während der Winterruhe sollte die Beleuchtung bis zu 14 Stunden täglich dauern [6; 10]. Kragenechsen verhalten sich sehr territorial Man hält sie am besten paarweise, in einem Groß-Terrarium ist eventuell auch die Haltung von einem Männchen mit mehreren Weibchen möglich. Die Tieren sollten eine Winterruhe von 6 bis 8 Wochen haben. Dazu sind die Temperatur abzusenken und die Beleuchtung etwas herunterzufahren. Im Anschluss an die Winterruhe kommt es zu Paarungen, danach legen die Weibchen im Abstand von ca. 4-6 Wochen bis zu 20 Eier legen. Die Jungtiereschlüpfen nach 2 bis 3 Monaten [10]. Kragenechsen werden häufig mit Bartagamen (Pogona), Blauzungenskinken, Tannzapfenechsen (Tiliqua) und Stachelskinken (Egernia) gelegentlich auch mit kleinen Waranen vergesellschaftet. Sie werden in verschiedenen Zoos regelmäßig nachgezogen. Haltung in europäischen Zoos: Der Londoner Zoo erhielt 1895 erstmals ein Einzeltier. Heute wird die Art in rund 100 Institutionen gezeigt, von denen sich etwa ein Viertel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste Mindestanforderungen an Gehege: Im Reptiliengutachten 1997 des BMELF und der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) ist die Art nicht erwähnt. Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) verlangt für 1-2 Adulte eine Grundfläche von 2 m² und für jedes weitere Tier 0.5 m² zusätzlich, dies bei einer Höhe von 1.8 m. In einem Behälter darf nicht mehr als ein adultes Männchen gehalten werden. Taxonomie und NomenklaturDie Kragenechse wurde 1827 von John Edward GRAY, einem Mitglied der Londoner zoologischen Gesellschaft beschrieben. Abgesehen von der Korrektur eines typographischen Fehlers blieb ihr Name bis heute unverändert [8]. Es sind keine Unterarten anerkannt. Der Versuch eines selbsternannten australischen Taxonomen, 2012 zwei Unterarten zu kreieren, wurde von der Fachwelt als unwissenschaftlich angesehen und abgeblockt [4]. |
Literatur und Internetquellen
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- O'SHEA, M., ALLISON, A., TALLOEIN, O., WILSON, S. & MELVILLE, J. (2017). Chlamydosaurus kingii. The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T170384A21644690. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T170384A21644690.en. Downloaded on 19 September 2020.
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KAISER, H., CROTHER, B. I., KELLY C. M. R. et al. (2013)
- O'SHEA, M. & HALLIDAY, T. (2002)
- POGONA.CH
- SACRED TEXTS
- THE REPTILE DATA BASE
- WILSON, S. & SWAN, G. (2013)
- EINRICHTUNGSBEISPIELE