Östliche Smaragdeidechse (Lacerta viridis) im Museum Alexander Koenig, Bonn
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Skinkartige (Scincomorpha)
Familie: Eidechsen (Lacertidae)
Smaragdeidechsen
Lacerta viridis (einschließlich bilineata) • The Green Lizard • Le lézard vert
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Smaragdeidechsen sind die größten und schönsten einheimischen Echsen. Sie sind eine ausgezeichnete Botschafterart für den Reptilienschutz im eigenen Land und werden deshalb nicht allzu selten in Zoos gehalten. Körperbau und KörperfunktionenDie Smaragdeidechsen erreichen ine Kopf-Rumpflänge bis 13 cm und eine Gesamtlänge von 35-40 (bis 45) cm. Der Kopf ist groß, kräftig, relativ lang und zugespitzt. Der Rumpf ist nicht abgeflacht. Der Schwanz läuft dünn aus. Erwachsene Männchen sind leuchtend grün auf Kopf, Rücken und Schwanz, oft mit kleinen schwarzen Punkten, und haben während der Paarungszeit eine blaue Kehle. Jungtiere und die meisten Weibchen haben größere Flecken oder sind längsgestreift. Die Kehle der Weibchen kann blau, grau oder gelb sein [2; 6; 7]. VerbreitungAlbanien, Andorra, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien (mit Jersey), Italien (mit Elba und Sizilien), Kroatien, Moldawien, Monaco, Montenegro, Nordmazedonien, Österreich, Rumänien, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechien, Türkei, Ukraine Ungarn. Ausgestorben in Polen. Eingeführt auf Guernsey und im US-Bundesstaat Kansas [1; 4; 8; 9]. Lebensraum und LebensweiseIn den Alpen gehen die Smaragdeidechsen bis auf über 2000 m.ü.M.. Sie bevorzugen vegetationsreiche, leicht beschattete Lebensräume, wie Wald, Gebüsche, Rebberge, Hochstaudenfluren und Krautsäume. Um sich zu sonnen klettern sie oft ins Geäst von Bäumen oder Büschen. Bei Gefahr flüchten sie Richtung Boden in ein Versteck. Sie fressen hauptsächlich größere Insekten, wie Heuschrecken oder Grillen, aber auch Asseln, Schnecken und kleine Wirbeltiere, z.B. Jungmäuse oder kleinere Echsen. Gelegentlich nehmen sie auch Beeren oder lecken an reifen Früchten [3; 6; 8]. Im März verlassen die Smaragdeidechsen ihre Winterquartiere. Die Paarungszeit fällt in die Periode April bis Juni. 4-5 Wochenspäter legen die Weibchen bis zu 22 Eier unter eine Steinplatte in einen selbstgegrabene bis 30 cm langen Gang. Abhängig von der Temperatur schlüpfen die Jungen nach 4-7 Wochen. Sie ernähren sich von kleinsten Insekten, Spinnen und Jungschnecken. In derselben Saison können die Weibchen ein zweites Gelege produzieren. Im Oktober ziehen sich die Smaragdeidechsen in ihre Winterquartiere zurück. Namentlich während der Paarungszeit kann es zwischen Männchen zu Kämpfen mit Verletzungen kommen. Auch Weibchen tragen Kämpfe aus [6]. Gefährdung und SchutzObwohl die Bestände abnehmen und die Verbreitung im westlichen Europa zunehmend fragmentiert ist, werden wegen ihrer insgesamt weiten Verbreitung weder die östliche noch die westliche Form als gefährdet eingestuft [4; 8]. Auf den nationalen Roten Listen wird die Smaragdeidechse in Deutschland, wo sie nur in fünf Bundesländern vorkommt, als von Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED; gilt für beide Formen), in Österreich als stark gefährdet (ENDANGERED)und in der Schweiz als gefährdet (VULNERABLE) eingestuft. Der internationale Handel wird durch CITES nicht geregelt. Die Smaragdeidechse fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume und ist ist eine streng zu schützende Tierart nach Anhang IV der FFH-Richtlinie (92/43/EWG). Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):
Bedeutung für den MenschenDie Art wird zwar in namentlich Privathand häufiger gehalten, aber nicht mehr in größerem Umfang für den Tierhandel gesammelt. Bestandsabnahmen sind auf Lebensraumverlust, Verinselung oder Pestizideinsatz zurückzuführen [4; 8]. HaltungEs wird empfohlen, Smaragdeidechsen entweder in einem gut belüfteten, trockenen und mit einer Bodenheizung und einem UV- und einem Wärmestrahler versehenen Terrarium zu halten [7] oder aber in einem gegen das Eindringen von Mäusen, Vögeln, Katzen und Mardern gesicherten Freilandterrarium. Der Boden soll aus einem gut wasserdurchlässigen Erde-Sandgemisch bestehen, damit sich bei starken Regenfällen keine Staunässe bildet. Das Terrarium soll als Trockenhabitat eingerichtet werden und soll Sonnen- und Schattenplätze enthalten. Ein kleiner Tümpel kann als Tränke dienen. Zum Überwintern sollen mehrere nach oben und zu den Seiten mit Styropor isolierte Höhlen angeboten werden, die durch flach (50 cm) in den Boden gehende Stollen erreichbar sind. In Extremwintern mindert eine zusätzliche Abdeckung des gesamten Terrariums mit z.B. Doppelsteg-Kunststoffplatten den Kälteeintritt [5]. Haltung in europäischen Zoos: Östliche Smaragdeidechsen werden in rund 30, Westliche in 10 Institutionen gezeigt. Davon befinden sich über ein Drittel im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 soll ein Terrarium für ein Paar mindestens 6x so lang und 4x so breit sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Die Höhe soll das Vierfache der Kopf-Rumpflänge betragen. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu. In der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 1.2.20244) werden für ein Paar die gleichen Dimensionen vorgeschrieben. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Basisflächen dazu. In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Taxonomie und NomenklaturDie Smaragdeidechse wurde 1991 in eine westliche (bilineata, u.a. in SW-Deutschland, dem Elsass und der Schweiz vorkommende) und eine östliche (viridis, u.a im Osten Deutschlands und in Österreich vorkommende) Art aufgeteilt. Danach galten die beiden Formen als Unterarten und, seit 1997, wieder als selbständige Arten [9]. Die Herpetologen vergnügen sich seitdem damit, Artikel für oder gegen die verschiedenen Theorien zu schreiben. Morphologisch lassen sich die beiden "Arten" nicht unterscheiden. Sie hybridisieren problemlos, und man kann wohl davon ausgehen, dass Hobbyhalter da und dort aus dem Balkan stammende viridis im Areal von bilineata zwecks "Bestandsstützung" ausgesetzt haben. |
Literatur und Internetquellen
- ARNOLD, E.N. & BURTON, J.A. (1978)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- HOFER, U., MONNEY, J.-C. & DUSEJ, G, (2001)
- ISAILOVIC, J.C.; VOGRIN, M., CORTI, C., PÉREZ MELLADO, V., SÁ-SOUSA, P., CHEYLAN, M., PLEGUEZUELOS, J., NETTMANN, H.K-, STERIJOVSKI, B., LYMBERAKIS, P., PODLOUCKY, R., COGALNICEANU, D., AVCI, A. (2009). Lacerta viridis. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T61530A12507156. http://www.iucnredlist.org/details/61530/0. Downloaded on 16 July 2017.
- LACERTA
- MEYER, A., ZUMBACH, S., SCHMIDT, B. & MONNEY, J.-C. (2009)
- NIETZKE, G. (1969)
- PÉREZ MELLADO, V., CHEYLAN, M., GENIEZ, P., NETTMANN, H.K., SCHMIDT, B., PODLOUCKY, R., SINDACO, R., ROMANO, A. (2009). Lacerta bilineata. The IUCN Red List of Threatened Species 2009: e.T61519A12501065. http://www.iucnredlist.org/details/61519/0. Downloaded on 16 July 2017.
- THE REPTILE DATA BASE
- REHÁK, I. (2015)