Bahama-Felsenleguan

Exuma-Wirtelschwanzleguan (Cyclura cychlura figginsi) im Tierpark Dählhölzli Bern
© Pezet Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schuppenkriechtiere (SQUAMATA)
Unterordnung: Echsen (SAURIA)
Zwischenordnung: Leguanartige (Iguania)
(Über-)Familie: Leguane (Iguanidae)
(Unter-)Familie: Leguan-Verwandte (Iguanidae i.e.S.)

D EN 650

EEPBahama-Felsen- oder -Wirtelschwanzleguan

Cyclura cornuta • The Rhinoceros Iguana • L'iguane rhinocéros

Exuma-Wirtelschwanzleguan (Cyclura cychlura figginsi) im Tiergarten Schönbrunn © Klaus Rudloff Berlin

 

 

Verbreitung des Bahama-Felsenleguans (Cyclura cychlura); links Insel Andros (C. c. cychlura), rechts Exuma-Inseln (C. c. figginsi)

 

 

Exuma-Wirtelschwanzleguan (Cyclura cychlura figginsi) im Tierpark Dählhölzli, Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

Exuma-Wirtelschwanzleguan (Cyclura cychlura figginsi) im Tierpark Dählhölzli, Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

 

Exuma-Wirtelschwanzleguan (Cyclura cychlura figginsi) im Zoo Zürich © Enzo Franchini, Zoo Zürich (Pressefoto)

 

 

Exuma-Wirtelschwanzleguan (Cyclura cychlura figginsi) im Tiergarten Schönbrunn © Klaus Rudloff, Berlin

 

 

303 010 019 004 cyclura cychlura BarbourBARBOUR, T. & NOBLE, G. K.(1916). A revision of the lizards of the genus Cyclura

 

 

 

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Die drei Unterarten des Bahama-Felsenleguans sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die Art wird in nur sehr wenigen europäischen Zoos gezeigt. Diese befinden sich alle im deutschsprachigen Raum.

Körperbau und Körperfunktionen

Für allgemeine Informationen zu den Wirtelschwanzleguanen siehe unter Nashornleguan. Die Bahama-Felsenleguane erreichen je nach Unterart eine Länge von 1 (figginsi) bis 1.5 (cychlura) Metern. Männchen sind im Mittel größer als Weibchen. Sie haben einen stärker entwickelten Rückenkamm und größere Schenkelporen [4].

Verbreitung

Karibik: Bahamas, für Unterarten s. Taxonomie [3].

Lebensraum und Lebensweise

Bevorzugte Lebensräume der Bahama-Felsenleguane sind tropische Trockenwälder, Kiefernwälder, Küstenniederwald (Buschland), felsiges Gelände, Mangroven und Strandvegetation. Die Tiere sind tagaktiv. Sie können in grossen Ansammlungen auftreten. Männchen haben Streifgebiete bis über 30 ha, Weibchen bis 5.6 ha. Erwachsene sind bodenlebend. Sie nutzen Kalksteinspalten oder in sandigem Lehm gegrabene Höhlen als Rückzugsorte. Jungtiere und Halbwüchsige, die morgens zum sich Sonnen auf Bäume und Sträucher klettern, nutzen oft Baumhöhlen, um sich zurückzuziehen. Die Nahrung besteht aus Blüten, Früchten, jungen Knospen und Blättern. Die Art ist ovipar. Die Weibchen vergraben ihre Eier in sandigen oder sonstigen lockeren Böden. Die Gelegegrösse beträgt nach bisherigem Kenntnisstand zumeist 3 Eier. In menschlicher Obhut können die Tiere bis 23 Jahre alt werden [8; 9; 12].

Gefährdung und Schutz

Die Art als solche wurde in der Roten Liste der IUCN ab 1986 in der damaligen Kategorie "selten" (RARE) geführt und figuriert seit 1996 als gefährdet (VULNERABLE). Das trifft nicht zu, wenn man die Unterarten einzeln betrachtet: C. c. cychlura, mit einem Areal von knapp 6'000 km² und einem Bestand von unter 5'000 erwachsenen Individuen in drei Subpopulationen ist stark gefährdet (ENDANGERED). C. c. figginsi mit einem Bestand von unter 1'300 erwachsenen Tieren, verteilt auf 13 Subpopulationen auf kleinen Inseln, und C. c. inornata mit 482-632 erwachsenen Tieren in zwei Subpopulationen, die über ein Areal von zusammen nur 7 ha verfügen, gelten als unmittelbar vom Aussterben bedroht (CRITICALLY ENDANGERED) [5; 6; 7; 8].

Der Allen-Cays-Felsenleguan galt vorübergehend als ausgestorben: der US-amerikanische Zoologieprofessor Charles Johnson MAYNARD besuchte 1892 die kleine Insel U Cay und fand dass die Leguane nicht selten waren.1915 besuchte er die Insel nochmals und fand nur noch zwei Leguane, auf die er im Dienste der Wissenschaft schoss. Der eine konnte verletzt entkommen, der andere wurde zum Typusexemplar für die neue Art (heute Unterart) C. inornata [2].

Der internationale Handel ist seit 1981 nach CITES Anhang I eingeschränkt.

Bedeutung für den Menschen

Die Bahama-Felsenleguane wurde früher zur Fleischgewinnung bejagt, wie BARBOUR & NOBLE (1916) mitteilten: "Da diese Tiere sich hervorragend als Nahrung eignen, werden sie ständig von den einheimischen Negern gejagt, oft mit speziell dafür ausgebildeten Hunden. Diese Neger durchstreifen auf ihren Schwamm- und Schildkrötenfahrten den gesamten Bahama-Archipel und durchqueren sogar die entlegensten, unzugänglichsten und unfruchtbarsten Inseln. Sie sind ständig auf der Suche nach tierischer Nahrung, die leider für die armen Bewohner einer der entzückendsten, aber von Armut geplagten Kolonien Großbritanniens keineswegs im Überfluss vorhanden oder leicht zu bekommen ist. Leguane werden oft von Andros zum Markt in Nassau auf der Insel New Providence gebracht." [1]

Seit dem Bestehen von CITES bis 2023 meldeten die Bahamas keine Exporte. Im selben Zeitraum wurden weltweit 76 Nachzuchttiere bei der Ausfuhr registriert. Davon stammten 39 aus Österreich [2].

Haltung

Haltung in europäischen Zoos: Die Nominatform wird in Europa seit längerer Zeit nicht mehr gehalten, die Unterart inornata vermutlich noch gar nie. Der Exuma-Wirtelschwanzleguan (C. c. figginsi) ist gegenwärtig (2024) in drei Zoos vertreten: im Tiergarten Schönbrunn seit 2012, im Zoo Zürich seit 2022 und im Tierpark Bern seit 2023 [11; 12]. Für Details siehe Zootierliste.

Wie Bahama-Felsenleguane gehalten werden (Beispiel):

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für ein Paar Wirtelschwanzleguana mindestens 5x so lang, 4x so breit und 3x so hoch sein wie die Kopf-Rumpflänge der Tiere. Für jedes weitere Tier kommen 15% zur Basisfläche dazu.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, dessen Grundfläche das 5x4-fache der Kopf-Rumpflänge und dessen Höhe das Doppelte der Kopf-Rumpflänge messen. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Kopf-Rumpflänge zur Basisflächen dazu.

In der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist die Art nicht erwähnt. Siehe jedoch Cyclura cornuta.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Bahama-Felsenleguan wurde 1829 von dem französischen Naturforscher und Direktor der Ménagerie von Paris, Georges-Frédéric CUVIER als "Iguana cychlura" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Gattung Cyclura, in welche die Art später umgeteilt wurde, war bereits 1825 von dem amerikanischen Paläontologen, Anatomen und Arzt Richard HARLAN für den Turks-und-Caicos-Leguan (Cyclura carinata) aufgestellt worden. Es werden drei Unterarten anerkannt [10]:

  • Cyclura c. cychlura - Insel Andros und umgebende Inselchen
  • Cyclura c. figginsi - Mittlere und südliche Exuma-Inseln
  • Cyclura c. inornata - Allen's Cay, eine Gruppe von drei Inselchen im Norden der Exuma-Kette.

Literatur und Internetquellen

  1. BARBOUR, T. & NOBLE, G. K.(1916). A revision of the lizards of the genus Cyclura. Bulletin of the Museum of Comparative Zoology at Harvard College. 60 (4): 141, 151–153.
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. CYCLURA.EU (Fotos)
  4. FLORIDA IGUANA AND TORTOISE BREEDERS
  5. IVERSON, J., GRANT, T.D. & BUCKNER, S. (2019). Cyclura cychlura ssp. inornata. The IUCN Red List of Threatened Species 2019: e.T6041A3099869. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2019-2.RLTS.T6041A3099869.en. Accessed on 05 September 2024.
  6. KNAPP, C.R. & BUCKNER, S.D. (2004). Cyclura cychlura ssp. cychlura. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T6039A12349025. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2004.RLTS.T6039A12349025.en. Accessed on 05 September 2024.
  7. KNAPP, C.R. & BUCKNER, S.D. (2004). Cyclura cychlura ssp. figginsi. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T6040A12358357. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2004.RLTS.T6040A12358357.en. Accessed on 05 September 2024.
  8. KNAPP, C.R., IVERSON, J.B. & BUCKNER, S. (2004). Cyclura cychlura. The IUCN Red List of Threatened Species 2004: e.T6035A12356382. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2004.RLTS.T6035A12356382.en. Accessed on 05 September 2024.
  9. KNAPP, C. R. & OWENS, A. K. (2006) 
  10. THE REPTILE DATA BASE
  11. TIERPARK BERN, MEDIENMITTEILUNG vom 22.06.2023
  12. ZOO ZÜRICH